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Kultur: Leinen und Brokat

Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums

Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums Bunt wie eine Patchworkdecke war das Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums Potsdam. Die Chormusik stand im Zentrum, doch an den zwei ausverkauften Abenden erklangen im Nikolaisaal viele verschiedene Stile und Formen. Etwa die Hälfte bestand aus russischen Stoffen: Der großartige Mädchen-Chor der Musikfachschule Molodetschno, Partnerschule des Helmholtz-Gymnasiums in der Stadt Minsk, präsentierte die hohe Kunst des traditionellen Chorgesangs. Die 36 jungen Sängerinnen beeindruckten mit orthodoxen liturgischen Gesängen, einigen Volksliedern in anspruchsvollen Chorsätzen und ein wenig Moderne. Die Mädchen führen ein auf der Reinheit des vokalen Zusammenklangs beruhendes Gesangsideal vor, stehende, schwebende Gesänge, die ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Innerlichkeit vermitteln. Die subtilen Klänge in der Wiedergabe von Klassikern wie „Das Gebet“ und „Lob der Maria“ von P. Tschnesnokov waren bewundernswert. Selbst wenn „Der See schläft“ und „Der erste Schnee“ beschrieben werden, verschmelzen Kraft des glockenreinen Gesangs äußere und innere Welten miteinander – Klangideale aus einer präelektronischen Zeit, introvertiert und mystisch. Aus dem folgenden Potpourri leuchteten einige Gospel-Stücke bunt hervor, die vom Gospel-Chor „Joy“ effektvoll intoniert wurden. Dünne Stoffe, dicke Stoffe, aus Brokat, Nylon, Leinen, Wolle, in allen Farben von Barbie-Pink über Jute-Natur bis zu Gold und Silber - fast konnte man bei der Programm-Mischung „Colorblind“ werden. So hieß zumindest eine schwermütige Ballade, die ein Newcomer-Ensemble um Sebastian Wähnke ambitioniert präsentierte. Beklemmend erklang die „Klage“, die ein junger Cellist, Gabriel Gutzmann, und ein Pianist, Tilman Albrecht, darboten. Überaus getragen wirkte das Lied „Shadowland“ aus dem „König der Löwen“ mit Solosopran, Chor und Orchester. Wenn der Text der Weihnachtsgeschichte zu einer zuckersüßen Crème von „Crooning“ und „Swinging“ erklingt, liegt der Kitsch nicht mehr weit entfernt. Schlicht und klar erklingt die Komposition „Palladio“ von Karl Jenkins für Streichorchester, ein modernes Stück mit mathematischer Harmonie und minimalistischer Form. Das „Ave Maria“ von Joseph Haydn eröffnete den Auftritt des Großen Chors des Gymnasiums unter der Leitung von Helgert Weber. Viele traditionelle Lieder in der Bearbeitung von Rolf Lukowsky, Komponist und ehemaliger Universitätsmusikdirektor an der Humboldt-Universität Berlin, erweckten Erinnerungen an den christlichen Ursprung des Weihnachtsfestes. Der mehrfach ausgezeichnete Chor des Helmholtz-Gymnasiums und das Kammerchorensemble überzeugten durch präsenten, engagierten, klangvollen Gesang. Mit der bonbonfarbenen „Christmas-Rhapsody“ endete wie schon in den vergangenen Jahren das traditionelle, erfolgreiche Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums.

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