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Kultur: Lustvolle Beethovendeutungen

Saisonfinale der Sinfoniekonzerte im Nikolaisaal mit dem Staatsorchester

Saisonfinale der Sinfoniekonzerte im Nikolaisaal mit dem Staatsorchester Auch wenn sich Potsdams klingende Klassik zurzeit in den Jubiläumsfestspielen konzentriert, gibt es dennoch ein weiteres, nicht weniger beachtenswertes Musikleben in der Stadt. Beispielsweise im Nikolaisaal, wo die Reihe der insgesamt zehn Sinfoniekonzerte mit dem Auftritt des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt ihren Abschluss fand. Der Saal war fast ausverkauft, ein erfreuliches Zeichen. Es scheint, dass die Frankfurter Musiker hier endlich Fuß gefasst haben. In der abgelaufenen Saison war das nicht immer so, mussten sie doch oftmals vor vielen leeren Reihen musizieren, was ihre Spielfreude nicht gerade beflügelte.  Nun also der Eindruck von unverwüstlicher Freude am Musizieren. In großer Orchesterbesetzung spielen sie unter der zelebrierenden Leitung von Heribert Beissel einleitend die Ouvertüre zu „Iphigenie in Aulis“ von Christoph Willibald Gluck: allerdings ziemlich schwergewichtig und tempobreit. Schade, dass dieser so seltsam-bedeutungsschwangeren Wiedergabe jegliche Leichtigkeit und Eleganz fehlen, die dem Stück ja auch eigen sind. Ein Kraftakt am falschen Objekt. Dem folgt erfreulicherweise sogleich die klangliche Schlankheitskur, der sie – klein besetzt – Beethovens 1. Klavierkonzert C-Dur op. 15 unterziehen.    Für den 27-jährigen kroatischen Solisten Dejan Lazic schaffen sie, straff am Dirigentenzügel gehalten, ein transparentes Spielfeld. Leicht im Anschlag und spritzig im Fortspinnen der Gedanken, zwischen virtuos und lyrisch eine Linie suchend und findend, akzentgenau und konturenklar spielend, bevorzugt der Pianist eine sehr poetische Lesart des Beethovenschen Jugendwerkes. Das Largo breitet er in fast stockenden Tempi aus. Zuweilen erweist er sich als eigenwilliger Tastenträumer erweist, Das Largo Im Gespür für ausgeprägten Klangsinn sind sich alle Partner einig. Sie sind auch professionell genug, der ungewöhnlichen Situation zu trotzen, als plötzlich das Podiumslicht aus- und das Saallicht angeht. Dem rauschenden Beifall dankt Dejan Lazic mit Zugaben von Haydn und Schubert.  Zum Schluss kostet das Staatsorchester Beethovens hintergründigen bis bärbeißigen Humor, wie er sich in der  8. Sinfonie F-Dur op.93 so überreich findet, lustvoll aus. Kraftvoll stürmen sie im Allegro con brio dahin, lassen sehr prononciert und detaildelikat die Punktierungen des zweiten Satzes, einer Hommage an den Metronom-Erfinder Jakob Mälzel, erklingen. Derber Witz bestimmt das Tempi di Menuetto, überdrehtes und vordergründiges Lärmen das Presto-Finale. Das Potsdamer Publikum feiert die Frankfurter enthusiastisch. Peter Buske

Peter Buske

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