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Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2015: Madonna im Rosengarten

"Musik und Gärten" - so lautet das Motto der diesjährigen Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die vom 12. bis zu 28. Juni stattfinden. Carlos Solare über "Madonna im Rosengarten" in der Friedenskirche.

Als ein Festival im Festival beschäftigen sich mehrere Veranstaltungen dieser Garten-Musikfestfestspiele mit der Blume aller Blumen: der Rose. Eines der Konzerte griff die Symbolik von der Gottesmutter Maria, der „rosa mystica“, auf und stellte verschiedene marianische Kompositionen vor. Nach Alessandro Scarlattis „Il giardino d’amore“ kam jetzt sein „Il giardino di rose“ zu Gehör, ein 1707 in Rom entstandenes Oratorium. Leider konnte das Werk nur in Ausschnitten erklingen, denn eine vollständige Aufführung hätte einen größeren Orchesterapparat erfordert als die nur mit Streichern besetzte Accademia Bizantina. Die fünf Teile – Sinfonia, drei Arien und ein Duett – machten einen allerdings auf das gesamte Werk neugierig, denn Scarlattis Gespür für die musikalische Deutung des allegorischen Textes spiegelte sich in zahlreichen instrumentalen Details wider: Gleich am Anfang duettieren zwei Sologeigen als singende Vögel, anschließend meint man, die im Text besungenen Brisen und Bäche zu hören. Mit Lydia Teuscher und Ann Hallenerg waren zwei Solistinnen am Werk, deren Stimmen von entgegengesetztem, kontrastierendem Timbre sich im Duett voneinander wunderbar absetzten: die erste kristallklar, die zweite dunkelsamtig.

Anschließend erklangen mehrere Kompositionen, die Georg Friedrich Händel während seines Romaufenthaltes 1707/1708 schrieb, und eine, die lange Zeit auch für sein Werk gehalten wurde. Dass „Il pianto di Maria“ dem großen Sachsen zugeschrieben wurde, verwundert kaum angesichts der dramatischen Intensität der Musik, welche aber in Wirklichkeit vom Venezianer Giovanni Battista Ferrandini stammt, der später Hofkapellmeister in München werden sollte. Nach diesem Stück zu urteilen dürfte es sich lohnen, einen Blick auf die weiteren Werke Ferrandinis zu werfen. Diese „Cantata sacra“ über die Leiden Marias am Golgotha ist das musikalische Pendant einer jener Marmorfiguren von Bernini, die in Ekstase zückende Heiligen darstellen. Im großen zentralen Lamento „Sventurati miei sospiri“ erreichte die Darstellung durch Ann Hallenberg ihren dramatisch-emotionalen Höhepunkt.

Die marianische Antiphon „Salve Regina“ erklang zwei Mal, und zwar in Vertonungen von Händel und seinem genauen Zeitgenossen Domenico Scarlatti (Alessandros Sohn). In der Händelschen Version brillierte der Leiter der Accademia Bizantina, Ottavio Dantone, in einem virtuos gestalteten Orgelsolo. (Damals in Rom fand ein Wettstreit der beiden Komponisten statt, bei dem Scarlatti zwar als der bessere Cembalist, Händel aber als der bessere Organist hervorgegangen ist.) Eine Überraschung hielt die Antiphon „Haec est regina virginum“ von Händel bereit: der Orchesterpart ist identisch mit dem „Air“ aus der „Wassermusik“! Händel war bekanntlich keiner, der einen guten Einfall in der Schublade verschwinden ließ: Andere Werke aus seinen italienischen Jahren tauchen in den späteren Opern und Oratorien – sogar im „Messias“ – wieder auf. Den Schluss des Abends bildete ein Duett aus dem 1708 geschriebenen Oratorium „La Resurrezione“, bei dem alle Aufführenden beteiligt waren. Auch von diesem Werk wünschte man sich eine vollständige Aufführung. Immerhin wurde das „Schwalben-Duett“ aus Scarlattis „Rosengarten“ als Zugabe wiederholt.

Diese Kritik entstand in Zusammenarbeit mit unserem Partner Musikfestspiele Potsdam Sanssouci.

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Carlos Solare

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