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Kultur: Meilenstein der klassischen Musik Abschlusskonzert

der Orchesterwoche

der Orchesterwoche Sollte die Sache so leichter verdaulich werden? Ausgerechnet die Sinfonie h-Moll von Franz Schubert, bekannt als die „Unvollendete“, bildete das Entree beim Abschlusskonzert der Potsdamer Orchesterwoche in der gut gefüllten Friedenskirche Sanssouci. Diesem Meilenstein der klassischen Musik, der vielen als Symbol für die ergreifende Macht des Schicksals oder die Vergeblichkeit allen Tuns gilt, wollte sich auch das Laienorchester der Potsdamer Orchesterwoche nicht entziehen. Zumal die reizvolle Mischung aus fantastischer Klangfülle und romantischer Überlieferung wohl jeden klassischen Musiker herausfordert. Zu ihrem dreißigjährigen Bestehen hatte die traditionsreiche Vereinigung ein anspruchsvolles Programm erarbeitet. Neben Schuberts „Unvollendeter“ gelangten Werke von Josef Haydn, Johannes Brahms sowie eine brandneue Komposition des Potsdamer Komponisten Gisbert Näther zur Aufführung. Schlicht und geradlinig durchgearbeitet erklingt Schuberts h-moll-Symphonie, die Blechbläser etwas massig, die Bässe federnd und die Streicher rein und glänzend. Sehr schön gelingt der Übergang zur Coda mit einer ungemein edlen Oboe und klaren Klarinette. Schwebeleicht wie ein dunkler Hauch, verwoben mit melodischen Irrlichtern endet das Fragment gebliebene Opus. Eine beachtliche, hörenswerte Interpretation war da innerhalb der einwöchigen Probenzeit entstanden. Auch Josef Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ ist in der Musikgeschichte eine Ausnahme. Sein optimistischer, Gott und dem Leben zugewandter Schwung begeistert das Publikum bis heute. Zwei schöne Arien daraus trug die junge, begabte Sopranistin Ada Belidis vor. Das Lob der grünen Natur und die Preisung der Vögel im Paradies gelingen liebreizend, leuchtend klar und zart. Ada Belidis verfügt über eine sehr ansprechende Stimme, die noch nicht von Routine abgeschliffen ist, sondern eher etwas mehr Selbstbewusstsein vertragen könnte. Ein Kuriosum ist Johannes Brahms „Akademische Festouvertüre“ c-moll, op. 80. Von manchen wird sie ob ihres rustikalen Charmes geschätzt, von anderen als trocken und derb abgelehnt. Bei der Potsdamer Orchesterwoche, zu der diesmal rund 50 Laienmusiker zusammengekommen waren, bildete sie den urigen Ausklang mit Glanz und Gloria. Doch insgesamt wirkt die Ouvertüre – trotz großem Engagement des Orchesters und seines Leiters Dietrich Schönherr – wie eine angestaubte Prunkmusik, umso mehr, wenn im Finale mit triumphalem Tosen das studentische Trinklied „Gaudeamusigitur“ ertönt. Als überaus ohrenschmeichelnd erwies sich die Suite von Gisbert Näther, der das Kirchenlied „Singet dem Herrn ein neues Lied“ zugrunde liegt. Jeder der 9 Sätze spricht eine eigene Klangsprache in einem verhalten modernen Idiom. Sehr geschickt weiß Näther die Klangfarben der einzelnen Instrumente einzusetzen. Mal kommen die tiefen Streicher mit dunklen Pizzicati zur Geltung, mal glitzern die Geigen in welligen Linien, Flöte, Oboe und Klarinette, Violine und Cello treten abwechselnd markant hervor. Bloß das Finale wirkt mit heftigen Klangwogen und Triangelklingeln – wie beim Zimbelsternregister der Orgel – etwas aufgesetzt. Die Potsdamer Orchesterwoche ist ein niveauvoller Lückenfüller in der sommerlichen Musikpause. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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