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Hammerhead spielten 2009 schon mal im Potsdamer Archiv.

© Promo/Band

Konzert im Spartacus: Mit maximaler Geschwindigkeit

Am Freitagabend wartet das Spartacus mit Hardcore und Powerviolence auf. Ein Fest für alle, die Lärm als Teil von Musik begreifen.

Wer noch nie das Glücksgefühl hatte, was sich nach einem gelungenen Ohrenbluten einstellt, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen. Wer allerdings die Daseinsberechtigung von Lärm als Teil von Musik verstanden hat, den Begriff Hardcore nicht auf bunte Videoclips reduziert, eine E-Gitarre einer Querflöte vorzieht und ein Schlagzeug in maximaler Geschwindigkeit benötigt – für den führt am Freitagabend kein Weg am Spartacus auf dem Freiland-Gelände vorbei, wenn Weekend Nachos, Hammerhead, Unrest und noch eine mysteriöse Überraschungsband live zu erleben sind. Sie seien eine ziemlich angepisste Band, heißt es seitens des amerikanischen Labels „Relapse Records“ über die Chicagoer Gruppe Weekend Nachos.

Was jetzt nicht so nett klingt, ist in Wahrheit aber als Kompliment gemeint: So richtig angefressen zu sein gehört nämlich zur Grundausstattung, wenn man als Band guten Powerviolence machen möchte. Und das ist – gelinde gesagt – nun wirklich nichts für zartbesaitete Gemüter und Ohren. Irgendwann in den späten 80ern in den USA entstanden, schlägt diese Spielrichtung die Brücke zwischen dem US-Hardcore-Punk und Crust – und konnte sich gegen den Grindcore doch nicht richtig durchsetzen, vielleicht auch, weil der Metal-Einfluss der Riffs fehlte. Doch Totgesagte leben ja bekanntlich länger: Mittlerweile gibt es auch außerhalb der USA wieder eine recht stabile Powerviolence-Szene, hier in Deutschland, aber etwa auch besonders in der europäischen Krach-Enklave Tschechien. Weekend Nachos gründeten sich 2007 und dürften somit von den Ur-Anfängen – bis auf ein paar verstaubte Kassetten – wohl nicht allzu viel mitbekommen haben.

Dennoch sind sie heute eine der Vorzeigebands der Szene – und am Freitag im Rahmen ihrer Europatour im Spartacus zu sehen. Dass der US-Hardcore damals auch Einzug in deutsche Hörgewohnheiten hatte, merkt man an der Band Hammerhead, die sich Ende der 80er im Einzugsgebiet von Bonn gründete – und die ebenfalls am Freitag auf der Bühne stehen wird. Hammerhead, das heißt Hardcore mit deutschen Texten, der schon damals eine so anrüchige Aura hatte, dass es nur so Auftrittsverbote hagelte. Das lag allerdings eher an der bewussten Attitüde zur Provokation als an einer Gemeingefährlichkeit – der Ruf eilte eben voraus, und Hammerhead wussten das geschickt zu inszenieren, inklusive TV-Auftritten bei MTV oder der Talkshow „Arabella“. 2004 gab die Band schließlich die offizielle Auflösung bekannt – um sie 2008 zu widerrufen und seitdem in Originalbesetzung unterwegs zu sein.

Als dritte Band stehen die Münsteraner Unrest auf dem Spielplan, die im Spartacus ja auch keine Unbekannten mehr sind. Im März vergangenen Jahres waren Unrest bereits in Potsdam, und brachten eine gewaltige Ladung Musik härter Gangart mit – sicherlich wird man sie auch am Freitag wieder mit offenen Armen empfangen. Und es geht ein wenig geheimnisvoll zu dieses Mal: Eine Überraschungsband wird sich auch noch die Ehre geben. Da darf natürlich gerätselt werden, wer sich so bedeckt einschleicht – allerdings wird gemunkelt, dass sich Besuch aus Skandinavien einfinden wird. Aber wer könnte das sein? Das wird sich wohl erst am Freitagabend zeigen.

Oliver Dietrich

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