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Kultur: Neue Heimat buchstabiert

„Verknüpfungen“ in Brandenburg – Malerei von Jutta Pelz in der Galerie Kalliope

Die Stadt Brandenburg, die für Jutta Pelz in den letzten zehn Jahren zu einem wichtigen Lebens- und Arbeitsort geworden ist, ist eine Stadt mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen und Bedeutungsverknüpfungen. Slawisches Heiligtum, christliche Dom- und Klostergründungen, Adelssitz, Ort der frühen Industrialisierung, Ort der Zerstörung und Vertreibung, sozialistischer Neuanfang mit Erfolg versprechender Schwerindustrie, Strafvollzug besonderer Härte, Ort der sanften Revolution und des schwierigen Einfindens in die neuen Verhältnisse. All diese Zeit-, Bedeutungs- und Ortsverknüpfungen waren für die 1957 in Bonn geborene Romanistin und Malerin Jutta Pelz eine wichtige und produktive Herausforderung. Ein umfangreiches Werk entstand, das die neue Heimatstadt auf vielfältige Weise buchstabiert. Die unterschiedlichsten Techniken und Themen wurden bearbeitet und verarbeitet. Projekte wie „Stadt und Kern“, „Stadt im Fluss“ und „Offene Kokons“ zeigen ihre sichtbaren Spuren.

Des engen Raumes wegen beschränkte man sich bei der Ausstellung auf eine kleine Auswahl. Zu sehen sind großflächige Bilder - Tempera auf Leinwand. Drei Interieurbilder zeigen sehr unterschiedliche Innenräume. Den Bildmittelpunkt zweier Arbeiten bestimmen Schränke. Ein leuchtend blauer mit einem Fenster, das Einblick in eine besondere innere Ordnung ermöglicht. Der zweite violette Schrank besitzt weder Fenster noch Türen. Verbirgt geheimnisvoll sein Inneres. Das Nebeneinander des geschlossenen und befensterten Schrankes lässt eine Spannung aus Gewissheit und Ungewissheit entstehen. Mit Gewissheit lassen sich die Sujets im Umfeld der Schränke bestimmen. Es sind Gegenstände des Alltags. Nur wenig stilisiert vermitteln sie eine behaglich private Atmosphäre. Wie die behäbige Teekanne und das unschuldige Frühstücksei. Problematischer ist das abstrakte Arrangement der aufgeputzten Spitzenkragen und Krägelchen auf ortlosem rotem Untergrund. Die möglichen Insassen der Schränke. Objekte, die die Subjekte kaum erahnen lassen. Einladend erscheint ein blauer Lampenschirm, der den Mittelpunkt des dritten Interieurbildes bildet. Mit einem Fenster, das keinen Ausblick gewährt. Die Gräser im Vordergrund stellen die Verbindung zur nächsten Bildfolge her. In verschiedenen Variationen und Bezügen wird bei den weiteren Bildern mit Gräsern und Blumen „Das große Rasenstück“ von Albrecht Dürer durchgespielt. Es ist ein wichtiges Thema des großen deutschen Renaissancemalers. Aus unserer gemeinsamen Geschichte. Als alles noch nicht so schwierig und zweigeteilt war. Neben den großformatigen Bildern sind viele kleine Arbeiten zu betrachten und möglicherweise zu kaufen: Anagramme, Fotomontagen, Glasbilder, abstrahierte Stadtlandschaften von Brandenburg. Mannigfaltige Verknüpfungen, die zu spannenden Enträtselungen einladen. B.W.

Galerie Kalliope, Lennestraße 64, täglich von 16 bis 18 Uhr geöffnet, bis 16. 3.

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