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Kultur: Neue Seiten der Schweiz

Bands aus Luzern gastierten im Waschhaus

Bands aus Luzern gastierten im Waschhaus LuPo ist kein Auto, sondern die Abkürzung für Luzern – Potsdam. Da Luzern eine Partnerstadt von Potsdam ist, entstand die Idee eines Kulturaustauschs. Dieser führte zunächst Potsdamer Bands und DJ“s nach Luzern. Nun kam der Gegenbesuch und das Waschhaus lud am Samstagabend zu einem kleineren Festival mit den Luzerner Bands Grandmother“s Groove und Neviss und den Potsdamer Lokalmatadoren Goodall und Loosavanna. Der Besuch hat sich gelohnt, nicht zuletzt, weil man in Luzern anscheinend noch gegen andere Widerstände anzukämpfen hat, wie Grandmother“s Groove verlauten lässt. Der Abend begann mit mehr als einer Stunde Verspätung und der ersten Band des Abends, Goodall. Goodall, die seit nunmehr drei Jahren über Potsdamer Bühnen toben, zeigten wieder einmal ihre schon bekannte Lässigkeit und Fähigkeit, Musik zum Tanzen zu machen. Mit ihrem präzisen Rock, der wohlklingend Elemente der englischen Band „Strokes" mit melodischen Gesang kombiniert, schafften sie es auch an diesem Abend, den Saal in Bewegung zu bringen. Wenn der Saal auch nicht aus allen Nähten zu platzen drohte, herrschte doch eine angenehme Stimmung. Danach erklomm der erste Austauschgast des Abends, Neviss, die Bühne. Die vier Jungs von Neviss, die sich im Frühjahr 1999 zusammentaten, entwickelten sich schnell zu einer Lokalgröße in Luzern und so kam es im Jahr 2000 bereits zur ersten Single „Neviss", der jetzt ihr erstes Album „BackSeat Travelling“ folgte. In ihrer Heimat werden sie längst als die junge „Indie Hoffnung" (Kulturmagazin Luzern) genannt. Ihre Musik bezeichnen sie selbst als „melodiebetonten alternativen Gitarrenpop". Wie ihr Name der Name des höchsten englischen Berges ist, orientieren sie sich auch in ihrer Musik am englischen Gitarrenpop und so ließen sich an diesem Abend treibende Rhythmen von Strokes und Co. in Harmonie mit oasisartigen Popballaden erleben, ohne jedoch die Portion Individualität außen vor zu lassen. Denn rhythmische Unsauberkeiten verliehen dem Ganzen eine eher alternative Note und die schmerzerfüllte Stimme des Sängers, die ein wenig Curt Cobain Charakter hatte, machten die Musik zu einer wirklichen „Indie Hoffnung“. Ähnlich zeigten auch Grandmother`s Groove, wie sich Stile kombinieren lassen und so neue, wirklich eigene Stile entstehen können. Die 1993 gegründete Band, die etliche Musikerwechsel hinter sich hat, sorgte an diesem Abend schon allein durch ihre Besetzung für Überraschung. Denn zu Gitarre, Bass, Keyboard und dem Gesang gesellten sich noch zwei Drummer mit Perkussion, was auf lokaler Ebene eher selten zu sehen ist. Ihre Musik sehen die sechs irgendwo zwischen Kuba, Seattle und der Bronx und das ist erstaunlich gut getroffen, denn zu den Rock Riffs der Gitarre gesellen sich melodische Soulgesänge und sphärische Keyboardklänge. Das Ganze wird am Ende durch Funkrhythmen und Latinoperkussion noch mehr erweitert und mündet in einen Stilgemisch, was nicht nur zum Tanzen anregt, sondern auch noch ein absoluter Ohrenschmaus ist. Die Frage, wie man zu so einer Musik kommt, beantworten Grandmother´s Groove ganz einfach: In der Schweiz, wo von Radiosendern und Labeln weitestgehend nur kommerzielle Einheitsmusik gefördert werde, ist ein starker Wille da, wirkliche Alternativen zu bieten. So gründeten sie auch ein eigenes Label, um anderen Bands die Möglichkeit zu bieten, individuelle Musik zu veröffentlichen. Das Ergebnis kam im Waschhaus gut an. Und auch der Unterschied zu Goodall und Loosavanna war offensichtlich, denn wer auf individuelle Musik aus ist, merkte nach Grandmother“s Groove, dass die Potsdamer Kandidaten in diese Richtung noch mehr wagen könnten. Philipp Rothmann

Philipp Rothmann

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