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Kultur: Nur einmal blüht die Agave

Gemälde der Fintelmanns für Hofgärtnermuseum

Agaven blühen, wenn überhaupt, nur einmal in ihrem langen Pflanzenleben und zeigen dann etwa ein halbes Jahr ihre Blütenpracht. Danach sterben sie ab. Vor drei Jahren gelang in Sanssouci letztmals dieser große Wurf, und Orangeur Hartmut Hiller hat den toten Stamm aus Pietät inder Pflanzenhalle stehen lassen.

Als einer seiner Vorgänger, der Hofgärtner Joachim Anton Ferdinand Fintelmann (1774 - 1883), 1838 eine Agave zum Blühen brachte, war das für die Fachwelt und das Publikum ebenfalls ein Riesenereignis. Das 7,4 Meter hohe Gewächs, dessen Heimat Mittel- und Südamerika ist, wurde Untersuchungsgegenstand für Botaniker und vielfach bildlich dargestellt. Eine dieser Darstellungen, ein Ölgemälde, wurde jetzt von der Erfurterin Marianne Fintelmann, einer Nachfahrin der Hofgärtnerfamilie, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Es findet seinen Platz im Hofgärtnermuseum, das am 22. April in Schloss Glienicke eröffnet wird. Vorsichtig packte gestern der stellvertretende Gartendirektor Dr. Jörg Wacker mit Hilfe des HaustechnikersWaldemar Splitt das wertvolle Gemälde aus. Sein Maler ist unbekannt, auch der Ort, wo es entstand. Einige Hintergrunddetails deuten jedoch darauf hin, dass die Agave in der Großen Orangerie des Schlosses Berlin-Charlottenhof gemalt wurde, wo Fintelmann zu dieser Zeit Hofgärtner war.

In der speziellen Kunstgutverpackung hatte Marianne Fintelmann gleichzeitg eine Lithografie der Agave und einen Gesellenbrief ihres Vorfahren Friedrich Wilhelm Julius Fintelmann (1766- 1816) beigefügt, der bei seinem Großvater, dem friderizianischen Hofgärtner Friedrich Zacharias Salzmann, in die Lehre ging.

Wie die Hofgärtnerfamilien Sello und Nietner brachten auch die Fintelmanns über sechs Generationen zwischen dem 18. und Anfang des 20. Jahrhunderts Gartenkünstler hervor, die von Charlottenburg über die Pfaueninsel, in Sanssouci mit seinen damaligen Fruchttreibereien, am Neuen Palais und im Neuen Garten wesentlich zur Gestaltung der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft beitrugen.

Das Museum wird als eines seiner Themen die Hofgärtnerdynastien und ihre Leistungen darstellen. Dieses Vorhaben wird nicht nur durch die Fintelmanns, sondern unter anderem auch durch die Nachfahren Lennés und Sellos unterstützt, erklärte Jörg Wacker. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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