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Kultur: Romantik pur

Eine gute Zeit bei Roses: Die Hausmusik der Musikfestspiele führte in die Villa Gutzeit am Jungfernsee

Die weiße Fahne mit dem Emblem der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci weist den Besucher den Weg in Ecken, die ihm nicht so vertraut sind. Vor allem an Orte, die traditionell keine öffentlichen Konzertorte sind. Am Freitagabend wehte die Fahne vor dem grünen Areal des Ehepaares Rose in der Schwanenallee. Zur Hausmusik wurde geladen und viele Gäste kamen aus nah und fern. Die Reihe der sehr beliebten Haus- oder Gartenmusiken findet in diesem Jahr zum fünften Mal innerhalb des Festivals statt. Natürlich sind sie mit dem jeweiligen Thema der Musikfestspiele verbunden. In diesem Jahr spielen die vier Elemente mehr oder weniger eine Rolle. Die malerischen Grundstücke der gastgebenden Besitzer befinden sich nämlich alle am Wasser

Der liebenswürdige Hausherr der Villa Gutzeit, der Rechtsanwalt Hans-Joachim Rose, begrüßte persönlich die Gäste. Leider musste er seine Frau, die Malerin Squaw Hildegard Rose, entschuldigen, die wegen Krankheit nicht anwesend sein konnte. Vom langgestreckten Musikzimmer der italienisierenden Turmvilla von 1896, das von der besonderen Atmosphäre des alten Mobiliars beherrscht wird und von der Wohnkultur der hier Wohnenden erzählt, hatten die Besucher einen beeindruckenden Blick auf die Weite des Jungfernsees, der nur einen Steinwurf von der Villa getrennt ist.

An diesem Abend herrschte auf dem See eine fast andachtsvolle Stille. Einige Segelboote machten die Runde, auch ein Ausflugsdampfer belebte für kurze Zeit das Element Wasser. In der Ferne hat die Heilandskirche, die König Friedrich Wilhelm IV. auf einer Landzunge in Sacrow von Ludwig Persius erbauen ließ, ihren angestammten Platz. Im gegenüber liegenden Schlosspark von Klein-Glienicke ließ sich der Bruder des Königs, Prinz Carl, ein festliches Casinogebäude von Karl Friedrich Schinkel als eher schöne Staffage hinstellen. „Ja, das ist Romantik pur“, sagte Hans-Joachim Rose.

Als der Anwalt und seine Frau nach der politischen Wende von Berlin hinüber nach Potsdam spazierten, dabei die Glienicker Brücke passierten, waren sie begeistert von der Schönheit der Havel- und Kulturlandschaft. Hier wollten die Roses wohnen, leben und arbeiten. „Ende der 90er-Jahre haben wir die Villa Gutzeit, die dem gleichnamigen Hofangestellten Kaiser Wilhelms II. gehörte, erworben“, erzählte der Hausherr seinen Gästen. „Da das Haus im DDR-Grenzgebiet stand, hatte man ihm in Sachen Erhaltung wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Also haben wir uns daran gemacht, die Villa zu sanieren und zu restaurieren.“ Im Jahr 2000 zog das Ehepaar dann von Berlin nach Potsdam.

Die Musikfestspiel-Gäste konnten während der Hausmusik für gut zwei Stunden die Atmosphäre der Villa genießen. Von inspirierender Kunst und feinsinniger Kultur wird sie bestimmt, ohne dass geprotzt wird. Drei junge Künstler gestalteten die Hausmusik: die gebürtige Leipzigerin Anne Freitag und die Japanerin Keiko Kinoshita mit ihren Traversflöten sowie der Slowene Domen Marincic mit seinem Violoncello. Mit Musik von Johann Sebastian Bach, dessen Söhnen Wilhelm Friedemann und Johann Christian sowie der Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven sorgten sie für ein kurzweiliges Programm. Einige musizierte Sätze aus Sonaten oder Serenaden erklangen nicht in der Originalbesetzung, sondern in Bearbeitungen. Beispielsweise die Serenade in D-Dur KV 185 von Wolfgang Amadeus Mozart, für deren Fassung Anne Freitag verantwortlich ist. Bekanntlich schenkte der Meister der Flöte nicht dieselbe große Aufmerksamkeit wie anderen Instrumenten. Mit reicher Klangkultur und frischer Spritzigkeit, mit überzeugender Phrasierung und einnehmender Gestaltung hat das Trio die eher gefällig-freundliche, aber nicht oberflächliche Musik gespielt.

Anschließend waren die Hörer zum Sehen eingeladen, zu Squaw Hildegard Roses Malerei, die man im ganzen Haus findet. Mit ihren Farbklängen fordern sie zu einem aktiven Sehen heraus, zu einem „sich Versenken in die Bildstrukturen“, zum denkenden Verweilen auf. Ein Kunstkritiker schrieb über die Werke der Malerin, dass sie für fantasievolle Imagination, intellektuelle Offenheit und transzendente Grenzüberschreitung stehen. Die Bilder, die auch von den vier Elementen inspiriert wurden, rufen zur Bewegung aus der Trägheit des Gewohnten heraus, aber eher in der Stille.

Abgerundet wurde der Hausmusikabend mit feinen Köstlichkeiten und Weinen. Die Besucher waren dankbar für die vielfältigen Begegnungen mit der Musik, der Kunst und mit anderen Gästen. Lange nach dem Verklingen der Musik saß man auf der Terrasse der Villa Gutzeit am Jungfernsee und genoss die gute Zeit bei Roses.

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