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Kultur: Scheinbar mühelos

Der Potsdamer Schüler Johannes Sandner spielt Orgel und liebt Barockmusik

Johannes Sandner musiziert erst seit knapp vier Jahren auf der Orgel. In diesem Jahr nahm der 17-jährige Schüler des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder zum ersten Mal am Landeswettbewerb Brandenburg von „Jugend musiziert“ teil und erspielte sich auf Anhieb die Teilnahme am Bundeswettbewerb in Freiburg im Breisgau. Mit 24 von 25 möglichen Punkten und im Wettstreit mit drei weiteren Kontrahenten. Und mit einem anspruchsvollen musikalischen Programm: Kompositionen von Georg Böhm, Max Reger und Lionel Rogg, einem bekannten Schweizer Konzertorganisten.

Fast beiläufig erzählt Johannes Sandner davon. Wie er auch vom Tagesablauf eines vor allem von Barockmusik begeisterten Chorsängers, Pianisten und Organisten nüchtern berichtet. Ganz normal, hauptsächlich mit acht Stunden Schulunterricht wie bei jedem Teenager dieses Alters. Und eben weiteren zwei bis vier Stunden täglichen Übens an Klavier und Orgel. Und da man diese nicht zu Hause unterbringen kann, hat Johannes Sandner einen Schlüssel für die Stiftskirche auf Hermannswerder. Da könnte er theoretisch auch nachts hingehen und probieren, wie er verschmitzt lächelnd erzählt.

Johannes Sandner wirkt nicht wie ein überambitionierter und ausschließlich musikbesessener Entrückter, sondern wie ein junger Mann, der schon vor einiger Zeit für sich erkannt hat, was er will: nämlich Kirchenmusiker werden, so wie sein jetziger Lehrer Kantor Dietrich Schönherr. Hier bei ihm, im Leistungskurs Musik, mit drei Stunden Musikgeschichte und zwei Stunden Chor wöchentlich, wird er seit September 2004 gefordert und gefördert.

Vorher hat der Pfarrerssohn, der seine Kindheit größtenteils in Berlin verbrachte, in verschiedenen Chören gesungen und seit der zweiten Klasse Klavierunterricht gehabt. Und als er dazu keine Lust mehr hatte, diesen auch wieder aufgegeben, um dann vor knapp vier Jahren die Orgel in der Stadtkirche in Niemegk für sich zu entdecken. Wieder ließen ihn seine Eltern gewähren und unterstützten ihn, als er selbst diesen Wunsch artikulierte. Wohl vor allem deshalb strahlt er so eine Ruhe und Unaufgeregtheit aus, konzentriert sich jetzt schon auf sein Ziel, ohne verbissen oder übereifrig zu wirken.

Seine musikalischen Vorlieben sind die Musik von Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz und seit er seit November letzten Jahres in der Kantorei der Erlöserkirche unter Ud Joffe singt, auch noch die von Verdi und Cherubini.

Dazu übernahm Johannes Sandner schon früh Verantwortung für die Erfüllung seines Lebenstraums, als er knapp 16-jährig vom Gymnasium Treuenbrietzen, an dem er sich nicht genug gefordert fühlte, nach Potsdam wechselte. Und nicht ins Internat sondern in eine eigene Wohnung zog. Seitdem organisiert er neben seinen schulischen und den zahlreichen musikalischen Verpflichtungen, auch noch einen eigenen Haushalt. Dass er außerdem noch Zeit für Lesen, Fahrrad fahren und seit einem halben Jahr auch für eine Freundin erübrigen kann, grenzt schon fast an ein kleines Wunder. Johannes Sandner sieht das selbst natürlich nicht so, sondern geht scheinbar mühelos seinen ganz persönlichen Weg. Genauso mit großer Ernsthaftigkeit und Konzentration, wie mit viel Lebensfreude und Kreativität: „Denn je mehr man ein Instrument kennen lernt, desto mehr entdeckt man auch“. Man kann gespannt sein, wie das die Juroren von „Jugend musiziert“ im Sommer in Freiburg bewerten werden.

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