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Kultur: Schnee und Flammen

Endlos schön: Subway to Sally begeisterten im völlig ausverkauften Lindenpark

Die einzigen Schneeflocken an diesem Vor-Silvesterabend fallen im Lindenpark. Mit den Klängen ihres Songs „Schneekönigin“ beginnen Subway to Sally ihr traditionelles Abschlusskonzert des Jahres und lassen aus Mini-Schneekanonen über der Bühne minutenlang Flocken nach unten wirbeln.

Zu dem Konzert haben sie rund 1000 Fans in die Halle gelockt, um den Jahresausklang wie gewohnt einen Tag eher als eigentlich vorgesehen zu feiern. Rund zwei Monate zuvor schon war das Konzert ausverkauft. Und die Zuschauer sind in Feierlaune, kennen jeden Text. Grund genug für Subway-Sänger Eric Fish, schon bald nach Beginn der Show vom „besten Publikum der Welt“ zu sprechen.

Den Titel verdienen sich die Fans zu Recht: Schon bei der Vorband Krypteria ist die Stimmung blendend, obwohl deren Gothic-Metal recht bieder daher kommt. Dafür hat die Band mit ihrer aus Korea stammenden Sängerin Ji-In Cho eine zierliche und attraktive Frontfrau, die mit ihrer Erscheinung die Blicke der Zuschauer auf sich zieht. Zudem hat sie an diesem Abend Geburtstag: Schon vor dem Auftritt lässt Eric Fish das Publikum ein „Happy Birthday“-Ständchen singen.

Dennoch ist der Auftritt schnell vergessen, weil Subway to Sally danach einfach eine viel zu starke und mitreißende Show abliefern. Neben den Schneekanonen haben sie meterhohe Feuerfontänen auf der Bühne installiert, die bei „Feuerland“ die sieben Musiker in gleißendem Licht erscheinen lassen. 25 Songs quer durch ihre rund 15-jährige Bandgeschichte spielen Subway to Sally. Ein Höhepunkt ist die Akustik-Version des Klassikers „Kleid aus Rosen“, der die emotional-melancholische Seite der Band exemplarisch zeigt: „Meister, Meister gib mir Rosen, Rosen auf mein weißes Kleid, stech die Blumen in den bloßen unberührten Mädchenleib“, intoniert Eric Fish den Refrain – und beinahe jeder im völlig überfüllten Lindenpark singt mit. Als Dank wirft der Sänger selbst Rosen ins Publikum. Und stimmt bald darauf mit „Mephisto“ einen Song an, der für den typischen Mittelalter-Metal steht, der die Potsdamer Band bundesweit bekannt machte.

Denn berühmt sind Subway to Sally ohne Frage. 2006 dürfte eines ihrer besten Jahre gewesen sein. So durften sie im vergangenen Sommer beim größten europäischen Metal-Festival in Wacken in Schleswig-Holstein als letzte Band vor rund 50 000 Zuschauern spielen. Ihre aktuelle Veröffentlichung „Nackt“ – der Live-Mitschnitt ihrer größtenteils ausverkauften Akustik-Tour im letzten Jahr – stieg auf Platz 50 in den deutschen Albumcharts ein.

Und nun der krönende Abschluss Lindenpark, bei dem sich die Band alles erlauben darf: So lässt Eric Fish einen Kuchen samt aufgesteckter Kerze vom Publikum zum Mischpult durchreichen, dankt so seinen Sound-Mischern für ihre Arbeit in dem Jahr. Dazu ertönt der „Traum vom Tod“, die finalen Textzeilen „Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt, es gibt kein ewig Leben, für Mensch und Tier und Halm und Strauch und Baum, ... das war mein Traum“ singen wiederum die Fans mit, als wollten sie Eric Fishs Stimme übertönen.

Doch die Stimmung wird noch enthusiastischer: Nachdem die Fans im ausufernden Zugabenteil erst zu den schnellen Krachern „Falscher Heiland“, „Veitstanz“ und „Sieben“ bis zur Erschöpfung tanzen, kommt das Stück, welches die Band erklärtermaßen selbst kaum noch spielen will – ihre Anhängerschar dafür aber umso mehr liebt – „Julia und die Räuber“, ein fast punkiges Stück aus den Anfangszeiten von Subway to Sally. Nach dem Song singen die Fans a capella die wichtigsten Textzeilen weiter: „Blut, Blut Räuber saufen Blut Raub und Mord und Überfall sind gut...“ Eric Fish ist sichtlich gerührt; freut sich, dass den Zuschauern das „kleine märkische Volkslied“ gefallen hat. Und resümiert mit ihnen gemeinsam den Abend. „Wir haben gemeinsam geklatscht, sind im Takt gesprungen, haben geschrien und gesungen“, sagt er und lässt die Fans diese schweißtreibenden Feiertätigkeiten gleich noch einmal wiederholen. Als ruhiger Abschied wartet schließlich das „Seemannslied“. Wieder schneit es aus den Schneekanonen, die Bühne ist in kaltes Licht getaucht. Nach rund zweieinhalb Stunden ist das enthusiastischste und bestbesuchte Konzert des Jahres im Lindenpark vorbei. Schon wegen dieser Subway To Sally-Jahresendkonzerten darf der Lindenpark nicht sterben.

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