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Kultur: Shakespeare in Love

Senta Berger im ausverkauften Nikolaisaal

Gab es einen roten Faden, der sich am Samstagabend durch die Veranstaltung im Nikolaisaal zog, so war er schwarz. Denn schwarz war nicht nur der schlichte Anzug Senta Bergers, als schwarz charakterisiert Shakespeare auch seine mysteriöse dunkle Lady, an die er so viele leidenschaftliche Sonette richtete. Unter dem Titel „With Shakespeare in Love“ trug Senta Berger einige dieser Gedichte vor, über die sich bis heute so manch ein Experte den Kopf zerbricht. Richteten sie sich an eine reale Person? Waren sie Ausdruck einer fiktiven Sehnsucht? Oder entstanden sie nur als Auftragswerk?

Mit ihren Vermutungen und Erklärungen zwischen den Sonetten lud Senta Berger die Zuhörer dazu ein, sich mit ihr auf die Suche nach den Motiven des weltberühmten Dramaturgen zu machen. Begleitet wurde die bekannte Schauspielerin im ausverkauften Nikolaisaal von dem Barockorchester Lautten Compagney Berlin, das ihre Worte um Werke zeitgenössischer Musiker Shakespeares ergänzte. Die kurzweiligen Stücke von Komponisten wie Henry Purcell, John Dowland und Matthew Locke gaben dem Zuhörer die Möglichkeit, die Sonette in authentischer Weise auf sich wirken zu lassen.

Die Anwesenheit des Countertenors Terry Wey verlieh dem Abend das gewisse Etwas. Seit dem 19. Jahrhundert weitgehend durch Frauenstimmen ersetzt, lebt die Kultur der singenden Männer in der Alt- und Sopranlage heute wieder auf. Die helle Männerstimme ließ den Zuhörer die vorgetragenen Liebesqualen Shakespeares besonders nah erleben, als würden die Sonette in Liedern wie Dowlands berühmten „Flow my Tears“ fortgesetzt. Überhaupt harmonierten Musik und Text auf eine besondere Weise miteinander, sie gingen ineinander über und waren in Stimmung und Inhalt klug aufeinander abgestimmt. Noch verstärkt wurde die Authentizität von der Lautten Compagney Berlin. Das Barockorchester spielt auf historischen Instrumenten wie dem Zink, einem flötenähnlichen Instrument mit Trompetenklang, oder der Gambe, die einem Violoncello ähnlich ist.

Zentrales Element des Orchesters sind natürlich die Lauten, die ihm seinen Namen geben und sich gerade im England des 16. Jahrhunderts einer außergewöhnlichen Beliebtheit erfreuten. Die ursprüngliche Besetzung hielt die Lautten Compagney jedoch nicht davon ab, die alte Musik in eine moderne Sprache zu übersetzen. So eröffnete der geheimnisvolle Klang einer Mundtrommel die Veranstaltung, in den die Instrumente nacheinander einstiegen und eine unheimliche Spannung aufbauten. Düster blieb es jedoch nicht, auch beinahe komödiantische Elemente wie ein leidenschaftliches Nasenflötensolo fanden ihren Platz, was das amüsierte Publikum spontan applaudieren ließ.

Auch die oft schon fast ironischen Äußerungen des liebeskranken Shakespeare riefen eine gelöste Heiterkeit unter den Zuhörern hervor. Mit starker, aber sanfter Stimme interpretierte Senta Berger den Text und ließ ihn durch echte Anteilnahme zu ihrem eigenen werden. Das dabei die Stimme das ein oder andere Mal ausblieb, kann man einer Frau von mehr als 70 Jahren leicht verzeihen, der man ihr Alter ansonsten in keinster Weise anmerkt. Clara Neubert

Clara Neubert

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