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Kultur: Sterntaler, Blumen und ein alter Kahn

Geschichten erzählend: Die Galerie Sperl zeigt zum 17. Mal Bilder im kleinen Format

Eine Sterntalerblume in kleinem Format von Hans Henrik Grimmling geht auf in der Galerie Sperl. Wie zu jedem Jahresende hat die Galerie nun bereits das 17. Mal kleine Formate versammelt, die zu überschaubarem Preis zur Mitnahme ins heimische Wohnzimmer einladen. Der Herbstsommer, ebenfalls von Grimmling, erblüht noch einmal mit prallen Früchten und am Himmel schwebt ein Wal an einem Ballon, gemalt von Lezzueck Asturia Coosemanns. „Er malt immer Geschichten“, kommentiert die Galeristin Ursula Sperl das Bild. Tatsächlich sieht der Betrachter nicht nur den Wal, sondern auch einen Pandabär, einen Elefanten und einen Affen, die in einem Schiff, vielleicht einer Arche, knapp über den Horizont dahingleiten, während ein Mann in einem viel kleineren Boot neben ihnen hersegelt. Noah oder Ahab werden es wohl nicht sein, aber vielleicht der Buchhalter der Arche.

Die Ausstellung in der Galerie spannt einen weiten Bilderbogen. Sie reicht vom „Wunderkammerfick“ von Malte Brekenfeld, der allerlei Materialien zu einem sonderbaren Ensemble vereint, bis hin zu vielerlei Bildern, die recht häufig eine Geschichte erzählen. Die zentrale Figur im „Wunderkammerfick“ liegt beispielsweise dahingestreckt auf dem Boden, ist eher mit sich selber als mit der wechselseitigen Lusterfüllung beschäftigt und provoziert unversehens die Frage, was denn da im Wunderland passiert sein mag.

Zwei schöne kleine Arbeiten steuert Elena Gatti bei, die ansonsten gerne auf Mallorca arbeitet und deren Bilder wie in flirrender Hitze zerflossen erscheinen. Eine Versammlung von lauter Experten zeigt Dieter Zimmermann. Recht poetisch klingen die Titel der Bilder des Stelldichein der Fachleute. Die auf eine Umrisszeichnung und wenige angedeutete Striche reduzierten Gesichter sind vermutlich auch nicht so ernst gemeint. Die „Geisterexpertin“ trifft auf den „Verfallsexperten“, der sich wohl nicht so gut mit dem „Mingexperten“ verstehen wird, da dessen beliebtestes Untersuchungsobjekt, die Ming-Vase, bekanntlich für die Ewigkeit gemacht ist. Mit kräftigem Strich konturiert Zimmermann das Meer bei Dänemark, über dessen Himmel regenschwere Wolken dräuen.

Wiederum auf dem Trockenen liegen Boote von Stephan Velten, die entsprechend dem Titel und dem etwas derangierten Zustand der Kähne eher zu einem „Short Trip“ als zu einer langen Reise einladen. „Nur keine Angst“, empfiehlt dagegen Wolf-Dieter Pfennig, dessen Anzugträger gut gelaunt ausschaut, obwohl sein Finger schon zwischen den Zähnen eines grimmig dreinblickenden Stieres steckt.

Über „endlich Neuschnee“ freuen sich drei muntere nackige Frauen, die auf einem rotnasigen Schneemann durch das Bild von Pfennig kugeln.

Wenn der Schnee im kommenden Sommer dann wieder getaut ist, erblühen vermutlich wieder Lilien, Veilchen, Hirtentäschel, Tulpen und Dahlien, wie sie Kerstin Heyman für einen sehr bescheidenen Preis mit lockerem, aber souveränem Strich auf die Leinwand geworfen hat. Insgesamt wirkt die Ausstellung recht farbig. Die Bilderwelt, die sich entfaltet, bietet möglicherweise auch dem „Mädchen im gepunkteten Kleid“ von Elke Pollack einen Moment der Ruhe, wenn es mit gebeugten Rücken „sein Leben sortiert“.

Noch zu sehen bis zum 29. Januar, Galerie Sperl, Wilhelm-Staab-Straße 10/11, geöffnet von Mittwoch bis Sonntag 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung

Richard Rabensaat

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