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Kultur: Süffig und unempfindlich

Der Trompetenvirtuose Reinhold Friedrich heute im Nikolaisaal

Der Trompetenvirtuose Reinhold Friedrich heute im Nikolaisaal Reinhold Friedrich gehört zu den bekanntesten Trompetern unserer Zeit. Er wird heute, 19.30 Uhr, im 4. Sinfoniekonzert der Saison im Nikolaisaal gemeinsam mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt an der Oder auftreten. Auf dem Programm Friedrichs stehen das Trompetenkonzert in E-Dur von Johann Nepomuk Hummel und das Concerto piccolo über BACH von Arvo Pärt. Desweiteren ist die Orchestermusik „Die Waldtaube“ von Antonin Dvorak und die Sinfonietta von Leos Jánacek zu hören. Juwelen der Klassik, Romantik und Gegenwart, die der 26jährige Lette Andris Nelson dirigieren wird. Mit dem Trompeter Reinhold Friedrich, der in Heidelberg wohnt, an der Karlsruher Musikhochschule lehrt und mit allen bedeutenden Orchestern spielt, kamen die PNN gestern ins Gespräch. Herr Friedrich, Johann Nepomuk Hummels 1804 in Eisenstadt uraufgeführtes Trompetenkonzert in E-Dur gehört zum Standardrepertoire aller bedeutenden Trompeter und erfreut sich auch beim Publikum großer Beliebtheit. Wie oft haben Sie es in Konzerten gespielt? So genau kann ich das gar nicht sagen. Aber bestimmt einige hundert Mal. Mit 16 Jahren habe ich es erstmals musiziert, und zwar mit der Philharmonica Hungarica. Viele Veranstalter bitten immer wieder, dass ich den Hummel spiele. Es ist ja auch ein sehr süffiges, unempfindliches Werk. Es bildet die Brücke zwischen Mozart und der Frühromantik. Haydns Trompetenkonzert in Es-Dur, auch ein Lieblingwerk von Trompetern und Zuhörern, ist dagegen viel empfindlicher, jeder Kratzer ist zu vernehmen. Es ist wie ein Spitzentanz. Das Hummel-Konzert spiele ich ebenfalls sehr gern, für mich ist es jedenfalls nicht abgenutzt. Es war Hummels Antrittwerk als Kapellmeister und Komponist bei der Hofkapelle des Fürsten Esterhazy in Eisenstadt. Hummel wurde Haydns Nachfolger im Amt. Das Trompetenkonzert ist in diesem Jahr übrigens 200 Jahre alt. Ursprünglich wurde es auf einer Klappentrompete gespielt. Sie bedeutete Anfang des 19. Jahrhunderts einen bedeutenden Schritt über den beschränkten (Natur)-Vorrat ihrer Vorgänger hinaus. Mit welchem Instrument spielen Sie es, auf der Klappentrompete oder auf einem modernen Instrument? Auf beiden. Das Musizieren mit der Klappentrompete, die einen sehr samtenen Klang hat, bedeutet jedoch einen großen Aufwand. Man muss vor dem Konzert lange mit ihr arbeiten. Die moderne Trompete, auf der ich heute im Nikolaisaal musiziere und die einen sehr brillianten Klang besitzt, ist meine ständige Begleiterin. Schließlich benutze ich sie täglich in Konzerten und im Unterricht. Wenn man sich das Solo-Repertoire für die Violine oder das Klavier anschaut, dann scheint es bedeutend größer zu sein als für die Trompete. Das mag sein. Aber bedenken Sie, ich habe allein bei Capriccio 14 CDs mit Trompetenmusik eingespielt, dann glaube ich, dass dies nicht wenig ist. Sie werden heute auch ein Werk des 20. Jahrhunderts vorstellen, das Concerto piccolo über Bach des estnischen Komponisten Arvo Pärt, Ursprünglich wurde die Collage, so kann man das Stück bezeichnen, für Oboe, Streicher, Klavier und Cembalo geschrieben. Die Bearbeitung für Trompete kam später. Pärt hat sie autorisiert. Es ist ein neobarockes, ein aufregendes Stück. Das Gespräch führte Klaus Büstrin

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