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Kultur: Swingin“ Birthday

Lajazzo feierte seinen 10. Geburtstag

Lajazzo feierte seinen 10. Geburtstag Sie warteten nicht erst, bis die anderen kamen. Ein Jubiläum gilt es zu feiern. Da verlässt sich das Landesjugendjazzorchester Brandenburg, kurz Lajazzo, ganz auf die bewährte Eigenregie. Zehn Jahre jung in diesem Jahr, das beging Lajazzo dann auch bigband- und standesmäßig am Montagabend im fast halb gefüllten Nikolaisaal. Mit einem eigens für diesen Festakt eingeübten Programm stellten sich die Jubilare ihrem Publikum. Neben dem üblichen Standardprogramm hatte der musikalische Leiter Ralf Schrabbe einige Beatlesklassiker arrangiert. Und weil zu einem Fest Ehrengäste gehören, hat das Lajazzo auch hier den Geiz nicht walten lassen. Die Sängerinnen und Sänger des Jugendchores Young Voices Brandenburg, dazu die Saxophonistin Miriam Kaul und der Posaunist Dan Gottshall, der Abend versprach Spannung und Abwechslung. Mit sieben Musikern begann Anfang der 90er Jahre eine Idee Formen anzunehmen, nach der jungen Instrumentalisten jenseits jeglicher Profession aber mit Begeisterung für Jazz und Bigbandsound die Möglichkeit gegeben werden sollte, regelmäßig in größerer Formation zu proben und aufzutreten. Im Februar 1994 wurde es dann offiziell, als nach einem Konzert in Rheinsberg die Gründungsurkunde des Landesjugendjazzorchester übergeben wurde. Aus sieben wurden 13, heute sind es gar 20 Musiker aus der gesamten brandenburgischen Region, die sich drei bis vier Mal pro Jahr für mehrere Tage treffen. Unter Anleitung angesehener Gastdozenten wird dann der klassische Bigbandklang mit all seinen Raffinessen erlernt und in anschließenden Konzerten gepflegt. Und wenn den jungen Musikern von Lajazzo auch bei manchen ihrer Auftritte der gewisse swingende Tritt, diese ansteckende Leichtigkeit fehlte, am Montag wussten sie, worauf es ankam. Mit einer Komposition von Ralf Schrabbe ging es dann auch gleich straff zur Sache. Zwölf Mal tobte das Blech, dazu Gitarre, Bass, Piano und am Schlagzeug ein gewisser Oskar Alpen, der schon des öfteren angenehm aus dem Rahmen fiel. Der junge Kerl beherrscht sein Schlagkasten wie ein alter Fuchs. Swingt mal behutsam, dann wieder derwischgleich, im Hintergrund ein Rhythmusgerüst strickend, in das sich seine Mitmusiker spielend einhaken können. Und die ließen sich auch nicht gerade lumpen. Anfangs noch gegen die allzu aggressive Akustik im Saal ankämpfend, hatten sie schon bald zu sich gefunden. Ob „All over nothing“ oder „Let“s call the whole thing off“ aus dem dicken Jazzstandardbuch, „And I love her“ oder „Get back“ aus der Feder von John Lennon und Paul McCartney, Lajazzo hatte an diesem Abend den Bogen raus. Sie ließen sich dabei tragen von den Young Voices Brandenburg, die hier mal solo, dann wieder im Ensemble, fast alle Lieder gesanglich begleiteten. Ärgerlich nur, dass während des gesamten Konzerts dieser Gesang fast nie richtig abgemischt wurde und so allzu leise gegen die ausgelassenen Musiker von Lajazzo nicht ankam. Mit den beiden, aus Baltimore stammenden Gastsolisten Miriam Kaul und Dan Gottshall lief das Orchester dann zur Höchstform auf. Die Eigenkomposition „Tower of Babble“ und der Klassiker „Israel“, sie wurden zum mitreißenden Beispiel dafür, wie gut Amateure und Profis sich ergänzen können. Ausgelassene Improvisationen auf beiden Seiten, hier hielt sich keiner zurück. So wurde das Konzert zu einem Geburtstagsständchen, mit dem Lajazzo nicht nur das Publikum beschenkte. Dirk Becker

Dirk Becker

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