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Kultur: Unerwartete Wendungen

Drei Kunstprojekte zu Albert Einstein

Drei Kunstprojekte zu Albert Einstein Warum es gestern Abend zur Eröffnung der Einstein-Kunstausstellung Eier zu essen gab? Weil sie zu den Leibspeisen von Albert Einstein zählten. Neben Erdbeeren und Selleriebowle. Einstein soll sechs bis acht Eier am Tag (!) verzehrt haben. Mediziner empfehlen ein bis zwei Eier die Woche, wegen des Cholesterins. Einstein starb bekanntlich an einem Herzleiden. Oder waren es doch, wie manch einer behauptet, die Spätfolgen einer Geschlechtskrankheit? Denkbar auch, dass er sich dies aufgrund des hohen Eiweißkonsums zugezogen hatte. Ein Mythos mehr, der sich um Einstein rankt. Den Mythen um Einstein hat sich auch das österreichische Künstlerpaar Helmut und Johanna Kandl verschrieben. In einer Videoarbeit, die mit zwei weiteren Kunstprojekten nun im Einstein Forum zu sehen sind, haben sich die Kandls dem „Verschwinden des Lieserls“ angenommen. Lieserl ist der Name von Einsteins unbekannter Tochter. Ein in den 80er Jahren entdeckter Brief von Einstein an seine erste Geliebte und späterer Frau Mileva Maric offenbarte, dass die beiden eine Tochter hatten. „Aber siehst, es ist wirklich ein Lieserl geworden, wie Du es wünschtest. Ist es auch gesund und schreit es schön gehörig?“, schrieb Einstein 1902 an Mileva. Einstein hat seine uneheliche Tochter nie zu Gesicht bekommen. Ob sie bei der Familie der Mutter in der Vojvodina blieb, adoptiert wurde oder aber als kleines Kind an Scharlach starb – niemand hat es bislang genau herausgefunden. Das Künstlerpaar Kandl hat sich der Fiktion bedient, und einen neuen Mythos geschaffen. Mileva bringt Einstein auf die Idee, dass die Relativitätstheorie, Reisen in die Zukunft ermögliche. Und so wird das in der serbischen Provinz geborene Mädchen in das Jugoslawien der 80er Jahre geschickt, sie wird eine einflussreiche Dame, Nachfolgerin Titos, und schließlich gründet sie die United States of Balkan, von Kroatien bis Ungarn. Ein Staatengebilde dessen Form tatsächlich an das der USA erinnert. Der Hintergrund dieser Fiktion? Johanna Kandl hat einst in Belgrad studiert, ihre Großmutter war ähnlich wie Mileva Maric ein Bauernmädchen, das es bis zum Studium geschafft hatte, ebenso wie sie hinkte und ihr sogar ähnlich sah. Und schließlich sagt man in Serbien heute noch, die Tochter Einsteins werde irgendwann kommen, um dem heruntergekommenen Land zu helfen. Interessant an den drei Kunstprojekten zu Einstein ist für die Kuratorin Brigitte Hausmann, dass das Thema durch die Kunst unerwartete Wendungen bekommt. So etwa auch bei Stefan Saffer, der sich dem Licht angenommen hat. Er hat in Potsdam „Lichtexperten“ aufgesucht, Menschen, die mit Licht oder an seiner Erforschung arbeiten. Zusammen mit Physikern, Elektrikern, Besitzern von Sonnenstudios und Kerzenläden hat er sich Gedanken über Denkmäler für das Licht gemacht. Die Ergebnisse sind in einer Installation zusammengefasst. Doch wie die Kuratorin bemerkt, sind nicht die an einem Holzgerüst aufgereihten Karteikarten das eigentliche Kunstwerk, sondern die Aktion als solche. Mit dem Äther beschäftigen sich Max Mohr und Udo Noll in einem interaktiven Internetprojekt. Zu dem uralten Begriff des Äthers, von Einstein wissenschaftlich verbannt und heute vielleicht noch als dunkle Materie präsent, kann sich jeder auf einer Web-Site äußern. Die Kommentare sind auf dem Neuen Markt in einer Installation zu hören. Im Einstein Forum, Am Neuen Markt 7, bis 23. Juni, 12-20 Uhr; 11. Juni bis 22 Uhr. Die Arbeit von Mohr/Noll im Internet: http://1stein.aporee.org/info.html.

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