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Kultur: Vision: Anlaufstelle für Touristen

Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte vor offizieller Eröffnung

Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte vor offizieller Eröffnung Von Thomas Kunze Noch ist der Neue Markt in Potsdam eher ein Geheimtipp für Eingeweihte. Aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Auswärtigen den vielleicht schönsten Platz der Stadt für sich erobern. Dabei könnte ein Gebäude eine besondere Rolle alsBesuchermagnet und Wegweiser spielen: der Kutschstall, in dem das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte - im Volksmund knapp Preußenmuseum genannt - seinen Sitz hat. Das repräsentativefrühklassizistische Haus mit der Quadriga über dem Portal wird am 13. Dezember nach mehrjähriger Restaurierung mit einer Dauerausstellung offiziell eröffnet. Unter dem Motto „Land und Leute - Geschichten aus Brandenburg- Preußen“ dokumentiert die Schau auf 600 Quadratmetern 900 Jahre Landesgeschichte, schildert der Direktor des Hauses, Gert Streidt, das ehrgeizige Projekt. „Brandenburg bekommt damit erstmals ein Haus, in dem eine übergreifende Darstellung der brandenburgischen Geschichte geboten wird“, würdigt Kulturministerin Johanna Wanka. „Das Interesse an brandenburgisch-preußischer Geschichte ist groß. Das hat bereits die erfolgreiche Ausstellung „Marksteine“ im Preußenjahr 2001 mit mehr als 55000 Besuchern verdeutlicht.“ „Unsere Vision ist, die erste Anlaufstelle für Potsdam-Touristen zu werden“, meint Streidt. „Hier können sie sich einen Überblick über die Historie der Mark Brandenburg verschaffen und danach die Stadt, die Schlösser und Gärten in Augenschein nehmen.“ Zugleich soll das Haus aber auch eine Art Schaufenster für das ganze Land sein und zum Besuch der zahlreichen kleinen Museen in der Mark anregen. Die Entdeckung der Mark „Wir gehen von den natürlichen Gegebenheiten aus - deshalb sind Wasser, Wald und Sand ein Motto der Ausstellung“, erläutert Kuratorin Ursula Breymayer. „Und wir wollen zeigen, was die Menschen zwischen Elbe und Oder daraus gemacht haben.“ So wird die Schau nicht nur von Fürsten und Monarchen, sondern auch von denen bevölkert, die das Land mit ihrer Hände Arbeit geprägt haben. Das sind etwa die Steineschiffer, die mit ihren Kähnen Baumaterial für die Reichshauptstadt Berlin lieferten, die Gurkenbauern im Spreewald, Spargelzüchter und Jäger. Zu den weiteren Themen zählt die Entdeckung der Mark im 19. Jahrhundert durchKünstler und Literaten. Über ein neues Glasfoyer im Hof des Kutschstalls betreten die Besucher die Ausstellung; durch neun Abteilungen bewegen sie sich wie an einem Zeitstrahl entlang durch den Saal. Dieser ist zur Zeit noch kahl. Fieberhaft wird aber bereits an der Ausstellung gearbeitet. Zu deren Prunkstücken wird eine prächtige Rüstung des Kurfürsten Joachim II. gehören, der in Brandenburg die Reformation eingeführt hatte. Das kostbare Stück kommt aus dem Kunsthistorischen Museum Wien und ist seit mehr als 400 Jahren erstmals wieder in brandenburgischen Gefilden. Zum ersten Mal in der Öffentlichkeit ist eine Marmor-Statue der letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria zu sehen. Insgesamt bietet die Ausstellung rund 350 Schaustücke auf - von etwa 100 Leihgebern, darunter das Märkische Museum in Berlin sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und viele Privatleute. Anhand eines großen interaktiven Stadtmodells von Potsdam im Jahre 1912 wird unter dem Motto „Zepter, Degen, Federkiel“ der Aufbau des preußischen Staates veranschaulicht. Der Kutschstall war bis 1790 für das Stadtschloss errichtet worden. Später diente er als Garage und zu DDR-Zeiten dem Obst- und Gemüsehandel. Daran erinnert nach dem mehrjährigen aufwendigen Umbau nichts mehr. Neben der Dauerausstellung gibt es Räume für Wechselausstellungen sowie zwei Säle für Konferenzen und Veranstaltungen. Geplant sind historische Vortragsreihen u. a. zu Preußen-Mythen wie Königin Luise und der viel gerühmten Toleranz. „Wenn man wirklich ein altes Stück Potsdam erleben will, hier am Neuen Markt hat man es“, meint Streidt.

Thomas Kunze

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