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Kultur: Von wegen Sommerloch

Gruppenausstellung mit rund 20 Künstlern in der Sperlgalerie im Holländischen Viertel

Gruppenausstellung mit rund 20 Künstlern in der Sperlgalerie im Holländischen Viertel Von Götz J. Pfeiffer Die Politik hat ihr Sommerloch. Die Tage sind lang, und der Bundestag liegt verwaist. Die Kunstszene legt sich inzwischen weiter ins Zeug: mit Opernpremieren und Musikfestivals, aber auch mit Gruppenausstellungen wie der aktuellen in der Sperlgalerie. Werke von knapp 20 durch ihn vertretene Maler, Grafiker und Bildhauer werden in den nächsten Wochen gezeigt. Dabei ist kaum Älteres aus dem Depot, vielmehr sind zahlreiche noch nie ausgestellte Werke zu sehen. Gleichsam das Motto der Gruppenschau bildet Rainer Sperls große Arbeit im ersten Raum. Unter farblosen Artgenossen hockt „Der bunte Vogel“. Und zwanglos bunt zusammengewürfelt ist auch die Sammlung der gezeigten Arbeiten. An der einen Wand die kleinformatigen Bilder der Berlinerin Kerstin Heymann mit fast botanisch streng gemalten „Costa Rica Pflanzen“ aus der Serie „wachsen“, die in der Präsentation vor verschiedenen Mustern an die Fotoarbeiten Steffen Mühles erinnern. Gegenüber verleitet Sybille Junges Vision „Unter dem Mond“ von 2000 zu längerem Betrachten und lässt in einnehmender Naivität und Malweise vom Leben auf dem Erdtrabanten träumen. Ähnlich antipodisch stehen sich die abstrakten Bilder Dagmar Misselhorns und von Stephan Velten das mystische Großporträt „Liz“, die geheimnisvollen „Fundstücke“ und Aktzeichnungen aus einer älteren Serie gegenüber. Impressionen aus „Marokko“, so der Bildtitel, spiegelt der Cottbuser Matthias Körner in einer stilllebenartigen Komposition mit ausgeblichenen Farben vor tiefblauem Grund so wider, dass man meint, die Kühle des Fliesenbodens, den Wind vom Meer und die brennende Sonne zu spüren. Etwas weiter nur lässt der Potsdamer Harry Mohr eine kleine, kreuzförmige Skulptur das Auge mit blendendem Weiß, mit kräftigem Gelb, Rot und Blau reizen, während der Titel behauptet: „Die Offenheit hat ein kleines Geheimnis“. Welches? Das anthropomorphe Gebilde wird es erst auf den zweiten Blickpreisgeben. Bemerkenswert sind die zwei kleineren Formate von Hans Hendrik Grimmling. „Der König brennt“ verspricht das erste. Hat sich das Auge eingesehen, erblickt es ein Fanal, das dem gekrönten Haupt aus demselben schießt. Man kann das nicht bedauern, weil der Flammenstoß so kraftvoll nach oben drängt. In der selben pastosen, bei Grimmlings jüngeren Großformaten seltenen Malweise überzeugt auch das kleinere Bild „Florales“ mit einem aufkeimenden Gebilde zwischen Blütenkelch und Atompilz. Hier zeigt die beim Maler häufig glatt gestrichene Farbe ebenfalls ein Energie geladenes Eigenleben, indem unter den oberen schwarzen Schichten glühendes Rot und sattes Grün, ein schmaler Streif Gelb und lichtes Blau pulsieren. Mit Grimmlings großformatigen Bildern „Von außen“ und „Gärtner“ harmoniert auf eigentümliche Weise die Arbeit „Schmaler Kopfkarton“ von Winni Schaak, einem Bildhauer aus Hamburg. Denn mit den ausschnitthaften Blicken in die Welt des Malers stimmt die kubische Skulptur in ihrer wuchtigen, nur scheinbar einfachen Form und dem kleinen, in die Tiefe führenden Fenster zusammen. Nur weil er eine originäre Sprache entwickelt hat, können sich daneben Hans Scheuereckers „Herbstporträt“ und „Ewiges Zeichen“ behaupten. Die Bilder des Cottbusers leben von den übereinander liegenden Schichten, die durch verschiedene Farben gut zu lesen, in ihrem zeichenhaften Charakter aber erst als redende Chiffren zu entziffern sind. Trotz der Fülle sehenswerter Arbeiten wird man Rainer Sperl dieser Tage kaum in seiner Galerie antreffen. Er plant nicht nur die nächste Ausstellung mit Arbeiten von Malte Brekenfeld in den eigenen Räumen, die am 3. September eröffnen wird. Für den Spätsommer sind auch zwei weitere große Projekte in Vorbereitung. Ab dem 6. September werden in der Gruppenausstellung „Spannungsmomente“ neun künstlerische Positionen aus Brandenburg in der Berliner Vertretung des Landes beim Bund zu sehen sein. Und am Wochenende vom 17. bis 19. September veranstaltet die Sperlgalerie in der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse die “1. Potsdamer Grafikmesse“. Sperls Leitspruch für diesen Sommer? Nur kein SommerlochBis 22. August, Di-So 12-18 Uhr.

Götz J. Pfeiffer

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