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Kultur: Wenn Elefanten tanzen

Profis und Laien gemeinsam im Familienkonzert der Kammerakademie

Einmal im Jahr öffnet die Kammerakademie Potsdam ihren Kreis und lädt Laienmusiker zum gemeinsamen Spiel ein. Nach eineinhalb Tagen intensiver Probe mit jeweils wechselnden Dirigenten wird das Ergebnis dem Publikum im Nikolaisaal präsentiert. Aus dieser eher seltenen Mischung entstand jedes Mal ein überaus anregendes Konzert, diesmal unter der Leitung des jungen Axel Kober.

Zum Stichwort „Elefantenmusik“ erklangen poetisch-verspielte Werke von Francis Poulenc und Igor Strawinsky. Komplettiert wurde das begeistert aufgenommene Konzert mit Orchesterstücken aus Georges Bizets Oper „Carmen“.

Es muss nicht immer nur Peter und der Wolf sein. Zu diesem musikalischen Märchengespann gesellt sich seit geraumer Zeit in den Konzerthäusern auch Babar, der Elefant. In Frankreich gehören die fabelhaften Erlebnisse vom Elefanten im schwarzen Anzug zu den beliebtesten Kindergeschichten. So auch im Haus des Komponisten Francis Poulenc, der dazu für seine Kinder originelle Klavierstücke schrieb. In der Orchesterversion von Jean Francaix zieht „Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten“ seit den sechziger Jahren erfolgreich über die Konzertpodien.

Poulenc kommt uns natürlich ganz französisch entgegen, mit heiterer Leichtigkeit, mit irisierenden Klangfarben und gut gelauntem Buffo-Humor. Die turbulenten Szenen um den naiv-gutmütigen Elefanten wurden von der Kammerakademie Potsdam, die hier noch ohne Gäste spielte, mit leuchtenden Klangfarben ausgestattet. Als Erzähler wirkte Hans-Jochen Röhrig vom Hans Otto Theater mit humorvoller Textgestaltung. Wenn Babar ein Bad nimmt, tummeln sich eine spritzige Piccoloflöte und ein knuffiges Kontrafagott in der Wanne. Beim Kleiderkauf mit anschließendem Kuchenessen tönt herrlich absurde Kaffeehausmusik, die Musikzitate ebenso ungeniert schräg kombiniert wie die Elefanten ihre Speise, nämlich Zwiebelkuchen mit Schlagsahne. Zur Elefantenhochzeit klingt ein würdevoller Prunkmarsch, Foxtrott und Shimmy-Rhythmen heizen zum Tanz ein. In der Hochzeitsnacht zaubern Harfe und Flöte zarte impressionistische Tonbilder.

Die fast gleichzeitig komponierte „Circus Polka für einen jungen Elefanten“ von Igor Strawinsky ist ein kleines Bravourstück in Polyrhythmik und Polytonalität. Bewundernswert, wie es der Kammerakademie mit ihren zahlreich erschienenen Musikergästen gelungen ist, in der doch relativ kurzen Probenzeit daraus ein köstliches Musikstück zu schaffen. Mit den Synkopen und den atonalen Harmonien kommen die Musiker erstaunlich gut zurecht, dafür taumelt, strauchelt und stampft der junge Elefant umso drastischer über seine dicken Füße.

15 erste Geigen versetzen das Publikum mit einem atemberaubenden Tremolo in musikalische Euphorie. Sehr genussvoll geht es weiter bei den mitreißenden Stücken aus Bizets „Carmen“, die wohl noch lange nichts von ihrem südlichen Feuer und ihrer Verführungskraft eingebüßt hat. Dass die Gäste immer wieder solistisch hervortreten dürfen, markiert ein sympathisches Votum für Enthusiasmus und gegen – häufig – kalte Perfektion. Dem Dirigenten Axel Kober bereitet das Spiel mit solchem heterogenen Klangkörper sichtlich Spaß. So bleibt nur zu hoffen, dass die Kammerakademie diese schöne Konzertreihe fortsetzen wird. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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