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Kultur: Wer nervt, wird gefressen

„König Lindwurm“ vom Theater o.N. bei den KinderkulturTagen im T-Werk

„König Lindwurm“ vom Theater o.N. bei den KinderkulturTagen im T-Werk Das Licht geht aus, die Kinder geben keinen Laut mehr von sich. Als das Licht angeht, steht eine Frau im Hintergrund und verabschiedet sich von jemandem, der nicht zu sehen ist. Auf der Mitte der Bühne steht eine große blaue Kiste aus Holz. „Ich bin die Königin“, sagt die Frau, sie trägt eine Krone aus silberner Pappe. Sie legt sich auf die blaue Kiste und behauptet, das sei ihr Bett, hier schlafe sie nachts. Und er liege daneben, er schlafe so schön leise und schnarche so schön laut. Er, ihr Mann, der König. Er sei im Krieg und sie wolle aber ein Kind! Singend geht die Frau zu den Requisiten, das Singen wird zum Soldatenlied, sie zieht sich eine rote Uniformjacke an, behauptet: „Ich bin der König, ich reite in den Krieg.“ Doch zunächst müsse er sein Pferd aus dem Stall holen. Die blaue Kiste verwandelt sich zum Pferd. Nun die Waffen. „Schwert, Krummsäbel, Laserschwert ...“ Das war das Stichwort: Laserschwert. Das Wort, welches den Kindern die Geschichte greifbar machte. Sie reagieren auf jeden Witz, auch wenn die Schauspielerin ihn nicht betonte. Doch am lustigsten fanden sie das fingierte Kampfgetümmel, das pantomimische Gurgelumdrehen der Feinde und Schießen mit der Pistole, das die Schauspielerin Ania Michaelis mit Geräuschen wie von Computerspielen begleitete. „König Lindwurm oder wie schreibt man einen Brief?“, eine Produktion des Theaters o.N. Berlin, war bei den Internationalen Kinderkultur-Tagen im T-Werk zu Gast. Angenehm unangestrengt und direkt spielte und sprach Ania Michaelis die Geschichte des Königsohns, der als hässlicher Lindwurm geboren wird (Regie: Gottfried Röszler). Ruhig führte sie ihre wechselnden Figuren vor und behauptete die unglaublichsten Dinge, so, wie es Kinder beim Spielen zu tun pflegen. Fantasievoll unterstützt wurde das Spiel von der blauen Kiste (Christian Werdin), die innen rot gestrichen war und sich nicht nur zu Pferd, Klettergerüst, Hauswandecke und Figurenbühne wandelte, sondern auch zur Darstellung der Geburt verwendet wurde. Die Königin gebiert einen kleinen grünen Lindwurm. Im nächsten Moment ist die Schauspielerin nicht mehr Königin, sondern Lindwurmsohn, der unterm Bett der Mutter herumturnt: „Mama, schau mal, was ich kann. Mama! Wenn du jetzt nicht kommst, dann spiel ich eben Krieg!“ Szenenweise sprang die Darstellung, die permanent die Perspektive wechselte, ins Figurentheater mit Dino-Spielzeug. Etwa als der tyrannische Sohn seinen Vater mit der Drohung, alles zu zerstören, zwingt, ihn heiraten zu lassen. Die ersten Anwärterinnen sind entweder dumm oder streitsüchtig und der Lindwurm frisst sie auf, weil er sie nicht erträgt. Doch dann kommt die Schäferstochter. Sie blickt der Gefahr ins Auge und macht den Lindwurm in der Hochzeitsnacht zum Mann. Ein Missverständnis in einem Brief droht, die jungen Eheleute zu entzweien Das Schauspiel und die Märchengeschichte hatten den richtigen Ton getroffen, sie waren in die Welt der Erwachsenen mit kindlichem Blick eingetaucht, ohne das Kindliche als niedlich, lustig-harmlos und laut misszuverstehen.Dagmar Schnürer

Dagmar Schnürer

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