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Neunziger-Vibes. Zoran Pingel spielt in „Der Greif“ den Teenager Memo.

© Gordon A. Timpen/Amazon Studios

Zoran Pingel ist Memo in „Der Greif“ : „Quatschkopf mit einer großen Klappe“

Um seine Rolle in der Amazon-Serie überzeugend zu spielen, nahm der in Potsdam lebende Schauspieler zehn Kilo zu – nicht die einzige Herausforderung, die er meisterte.

Von Alicia Rust

Seine Mutter habe sich sehr gewünscht, dass er einmal Arzt werde, erzählt Zoran Pingel, doch er habe ihr klargemacht, dass es ihm mit der Schauspielerei ernst sei. Da war er vierzehn. „Als ich das erste Mal Theaterunterricht an der Schule bekam, hat mir das so einen Spaß gemacht, danach war für mich nichts anderes mehr vorstellbar“, sagt der 24-jährige, der in Hamburg Billstedt in einer Plattenbau-Siedlung aufgewachsen ist und im bürgerlichen Hamburger Stadtteil Niendorf zur Schule ging. Heute lebt er mit seiner Freundin in Potsdam-Babelsberg. Und genießt das Umfeld sehr, wie er sagt.

Als Junge war ich ziemlich übergewichtig und sehr introvertiert.

Zoran Pingel, Schauspieler und Memo in „Der Greif“.

Theater sei damals nicht gerade etwas gewesen, was die coolen Leute so machten. „Aber cool war ich nie“, sagt der inzwischen erfolgreiche Schauspieler. „Als Junge war ich übergewichtig und ziemlich introvertiert“, erzählt Pingel. Kaum vorstellbar, wenn man ihn heute erlebt. Der Händedruck ist fest, seine Augen strahlen, er wirkt sportlich und durchtrainiert.

Dabei musste er für seine Rolle als Memo in „Der Greif“ zehn Kilo zunehmen. Eine Herausforderung. „Es ist schon komisch, wenn man sonst Sport macht und sich gesund ernährt, wieder zu kalorienreicher Kost zu greifen“, sagt Pingel. Shakes zum Frühstück mit rund 1000 Kalorien gehörten während den Vorbereitungen zum Dreh zum Tagesprogramm.

Die Rolle des Aussenseiters

„Man muss damit klarkommen, dass man sich körperlich verändert“, sagt Pingel. „Mir war es für die Rolle wichtig, so auszusehen, wie jemand, der nicht dazugehört“, sagt Pingel. Ein Außenseiter. Ein Gefühl, dass er immer noch gut abrufen könne, selbst wenn er inzwischen als Schauspieler längst etabliert ist und ein Filmangebot buchstäblich das Nächste jagt. Seit 2019 hat er außerdem noch ein Bachelor-Studium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf obendrauf gesattelt. Schließlich lerne man nie aus.

Schauspieler Zoran Pingel in seiner Wahlheimat Babelsberg.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Figur des Memo in „Der Greif“ umschreibt Pingel so: „Im Grunde ist er ein Quatschkopf mit einer großen Klappe“. Pingel ließ sich regelrecht in seine Rolle hineinfallen. Sogar das Humpeln von Memo hatte er sich antrainiert. „Dazu bin ich monatelang durch Babelsberg gehumpelt“, sagt Pingel. Mit einem Bein auf dem Gehsteig und einem Fuß auf der Straße habe er die Darstellung einer Gehbehinderung perfektioniert. Einige Passanten hätten sogar gefragt, ob sie ihm vielleicht beim Überqueren der Straße behilflich sein könnten, sagt er und lächelt etwas verlegen.

Memo, der Antiheld, der neben der Hauptfigur Mark einen ziemlich entspannten Metalhead mit einer Vokuhilla Frisur abgibt, wie Anfang der 90er modern: vorne kurz, hinten lang. Niemand scheint ihn allzu ernst zu nehmen. Im Laufe der aufwendig gedrehten Mysteryserie entwickelt er sich allerdings zum Helden.

In der Geschichte, einer Adaption des legendären Hohlbeins Fantasy-Klassikers, gehe es um den Kampf von Gut gegen Böse, sagt Pingel. „Vor allem geht es um echte Freundschaft und um die Erkenntnis, dass Hass niemals durch Hass besiegt werden kann“, sagt Pingel und wirkt für einen Augenblick nachdenklich. Seine Mutter ist Mitte der 90er Jahre aus Serbien nach Deutschland gekommen, seine Großmutter war Kosovo-Albanerin, sein Vater hingegen ist Hanseat.

Obwohl Pingel noch nie auf dem Balkan gewesen ist, hat der Schauspieler - der seit seinem 16. Lebensjahr eine Vorzeigekarriere vorweisen kann - verinnerlicht, was Hass anzurichten vermag, wenn man ihn nicht beizeiten stoppt. Das gelte für Rassismus und Intoleranz, genau wie für Zerstörung der Natur, sagt er. „Dagegen muss man sich engagieren“. Auch dafür kann eine Bekanntheit als Schauspieler hilfreich sein. Selbst wenn man ansonsten durch und durch bodenständig ist, wie Zoran Pingel.

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