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Der Tanz ums Glas“ von Peter Wilde, 1998, Credit: © Kim Wilde

© Pham/Kim Wilde

Zum Todestag von Peter Wilde : Künstlerischer Nachlass als digitales Nachschlagewerk

Der Potsdamer Künstler starb am 12. Juli 2010. Sein Nachlass steht seit Jahresbeginn für die Öffentlichkeit zugänglich als Digitalarchiv im Netz.

Von Alicia Rust

Ein junger Mann, der dem Betrachter skeptisch entgegenblickt. Seine Hände lässig in den Hosentaschen, vor ihm ein Tablett mit abgestreiften Farbresten, ein Teil einer Staffel ist auch zu erkennen. Der Schnappschuss zeigt den Potsdamer Maler Peter Wilde, der am 10. Juli 2010 in Potsdam verstarb. Entstanden ist es in den 1970er Jahren, im Atelier in der Villa Rumpf am Heiligen See. 

Das Foto ist Bestandteil des Nachlasses, der seit Beginn des Jahres in einer digitalen Datenbank auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Das Material der Privaten Künstlernachlässe im Land Brandenburg enthält neben Angaben zur Biografie auch 119 Werke aus den Jahren 1978 bis 2010 sowie Informationen zu Ausstellungen und Publikationen. Ebenso Fotos aus Wildes Kindheit in Halle, wo er 1939 geboren wurde, und von Reisen in seine zweite Heimat Vietnam. Stationen eines Künstlerlebens vor, während und nach der Wende.

Bilder aus der früheren Phase des Künstlers aus den 1960er und 1970er Jahren sind selten zu finden, berichtet Thomas Kumlehn, der die Datenbank ins Leben gerufen hat. Die meisten befinden sich in Privatbesitz. „Wie viele Bilder Wilde insgesamt gemalt hat und was davon noch übrig ist, bleibt Spekulation“, sagt Kumlehn. „Er war großzügig und hat viel verschenkt.“ Auch sei der Künstler extrem selbstkritisch gewesen. Wenn ein Gemälde aus seiner Sicht nicht perfekt war, wurde es einfach zerstört.

Der Verlust seiner Umgebung war Peter Wildes größte Verbitterung.

Thomas Kumlehn, Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg

Wilde arbeitete hauptberuflich als Filmarchitekt und später als Szenenbildner bei der DEFA. Seine eigentliche Leidenschaft gehörte aber der Malerei. Naive und abstrakte Kunst gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Ebenso kunstfertig sind seine surrealen Motive, hauptsächlich stimmungsvolle Landschaften, oft von seinem direkten Umfeld inspiriert. Festgehalten in einer aufwendigen Lasur-Technik. Inspiriert vom magischen Blick auf den Heiligen See, den er vom Atelier aus sehen konnte. Das Alterswerk dominiert hingegen eine flächige Malerei. 

Rauswurf aus seiner Welt

Der Heilige See war eines seiner Lieblingsmotive. Das Künstlerdomizil, das er gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden Manfred Nitsche, Christian Heinze, Alfred Schmidt und Kurt Tetzlaff etablierte, inspirierte ihn als Maler. Sie wohnten in der schönen Villa Rumpf, mit Blick auf das Marmorpalais. „Peter Wilde war der erste Künstler, der die Villa Rumpf bezog“, sagt Kumlehn. 1961, kurz nachdem er sein Studium beendet hatte, war er im Alter von 22 Jahren dort eingezogen. Wilde hatte die Villa noch von der Familie Rumpf persönlich gemietet. Sie wurde zum Ort der Kunst.

Spuren der DDR sind in Wildes Bildern kaum zu finden. Vielmehr erinnern etliche seiner Motive – beispielsweise „Der Tanz ums Glas“ – eher an toskanische Landschaften. Die Objektbeschreibung verrät: Auch hier war die Potsdamer Villa Vorlage für die surreale Landschaft. Wilde wurde jäh aus seiner Welt geworfen, als die Villa Rumpf im Jahr 2000 verkauft wurde. Wolfgang Joop erschuf ein Domizil für seine Mode und Wilde ging mit seiner Familie nach Neu Fahrland. „Seither hat er nicht mehr seine Umgebung gemalt“, sagt Kumlehn.

Wo Wilde seinen Lebensabend verbrachte, fehlte die Inspiration der Umgebung. Er malte, was er auf seinen Ausflügen sah. Was er schmerzlich vermisste, war der Blick aus dem Fenster, das vertraute Umfeld, den See. Den Garten hatte er über viele Jahre aufwendig nach asiatischem Vorbild errichtet und gepflegt. Thomas Kumlehn sagt: „Der Verlust seiner Umgebung, das war seine größte Verbitterung.“

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