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Potsdam-Mittelmark: 35 Jahre Polizist in der Wache Werder

Kriminaldirektor Drewitz ist seit heute Rentner

Kriminaldirektor Drewitz ist seit heute Rentner Werder – „Sag Bescheid, wenn du dich langweilst auf deiner Couch, wir haben im Ordnungsamt immer ’ne Mucke für dich", stieß Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) gestern mit Kriminaldirektor Erhard Drewitz auf dessen Pensionierung an. Für Drewitz verbindet sich mit dem Eintritt ins Rentenalter ein Jubiläum, denn 35 Jahre zuvor hatte er seinen Dienst bei der Polizei angetreten. Für drei Jahre hatte er sich damals verpflichtet und – vergaß danach zu kündigen, wie er gestern schelmisch lachend erzählte. Der Sekt in den Gläsern sprudelte auch bei den Gästen manche Erinnerung zutage und Bürgermeister Große erzählte von gemeinsam durchgestandenen Blütenfesten zu DDR-Zeiten. Seinerzeit war Große für die Organisation des Traditionsfestes auf der Friedrichshöhe zuständig und Erhard Drewitz hatte Dienst als Polizist. „Nur drei Kollegen von der Werderaner Wache waren in Bereitschaft“, weiß Drewitz noch und dass in der Regel nicht viel passiert sei. Manchmal fehlten nach solchen Einsätzen dann doch ein paar Knöpfe an der Uniform. Nur einmal – zur Baumblüte 1976 – musste die Polizei einen Wasserwerfer aufbieten, um erhitzte Gemüter abzukühlen. Trotzdem waren die Vorwendejahre harte Zeiten, erinnerte sich Drewitz, wie er oft bei Minus 15 Grad mit dem Moped fuhr. Auch nachts um 3 Uhr musste er manchmal losrollen, wenn irgendwo eingebrochen wurde. An einen Funkwagen war nicht zu denken. Aber als ABV kannte Drewitz die Schleichwege und auch die, die gern „Blödsinn verzapften". Einmal wurden im Petzower Erntelager Fahnen geklaut. Eine riesengroße Ermittlungsgruppe kam, weil ja so etwas eine Straftat darstellte: öffentliche Herabwürdigung. „Dabei wollten die Erntehelfer nur ein Souvenir mitnehmen“, erzählte Drewitz schmunzelnd. Was andere erst ermitteln mussten, wusste er längst, erinnert sich auch der Bürgermeister, und Erhard Drewitz bringt es auf die einfache Formel: „Wenn der Polizist viele Leute kennt, ist die halbe Arbeit schon getan.“ Kritik schwingt mit in seinen Worten, weil man heute lieber die Leute „durcheinander rüttelt“, wie es ein junger Kollege ausdrückte. Gemeint ist das Karussell durch verschiedene Dienststellen, damit man möglichst viele Bereiche kennenlernt. Genau umgekehrt verlief die Karriere von Erhard Drewitz: Seine 35 Dienstjahre absolvierte er in der gleichen Dienststelle. Richtig Feierabend gab es für ihn nie, die Leute kamen auch zu ihm nach Hause, um sich Rat zu holen. „Fingerspitzengefühl gehört dazu in dem Beruf“, sagt Drewitz und bedauert, dass oft mehr Zeit für Täter aufgebracht werden muss als für Geschädigte. Genaue Pläne für die nächsten 35 Jahre hat er noch nicht. Aber eines sei sicher, meinte er augenzwinkernd zu seiner Frau Christel: „Jetzt kommt die Zeit, wo die Firma ‚Mach mal'' dran ist". Sie lacht und sagt: „Ich geh ja noch arbeiten, wir gehen uns also nicht auf den Nerv". Gemeinsam werden sie aber in diesem Jahr wieder ihren Urlaub auf der Insel Rhodos verbringen. Abseits von üblichen Touristenpfaden wollen sie dann wieder in eine Taverne gehen und sich mit den Einheimischen unterhalten. Nein, Griechisch spreche er leider nicht, sagt er: „Aber mit Händen und Füßen klappt es auch gut.“ Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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