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Potsdam-Mittelmark: Albert Einstein Sommer-Idyll

Ständige Ausstellung über die Caputher Jahre des großen Physikers eröffnet

Ständige Ausstellung über die Caputher Jahre des großen Physikers eröffnet Von Erhart Hohenstein Schwielowsee · Caputh - „Einsteins Sommer-Idyll“ in Caputh ist seit gestern – dem 50. Todestag des großen Physikers – nicht nur in natura, sondern auch in einer Ausstellung im Bürgerhaus zu betrachten. Zur Eröffnung hatte der Initiativkreis Albert-Einstein-Haus in den Festsaal des Schlosses eingeladen. Dabei würdigte der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Günter Baaske, Einstein als leidenschaftlichen Demokraten, Kämpfer für soziale Gerechtigkeit und radikalen Pazifisten. Als Mitglieder des Initiativkreises brachten Carmen Hohlfeld, Dr. Peter Ackermann und Dietmar Strauch dem Publikum die Caputher Jahre des Gelehrten näher. Am 2. Mai 1929 hatte die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschlossen, „dem größten Gelehrten unseres Jahrhunderts“ zu seinem 50. Geburtstag „ein Havelgrundstück als Ehrengabe zu überreichen ... Das Grundstück ist in Caputh, Waldstraße 7/8 gelegen, hat eine herrliche Fernsicht über die Havel und wird von Professor Einstein als für seine Zwecke hervorragend geeignet bezeichnet ... Das Haus selbst wird von Herrn Professor Einstein errichtet werden“, heißt es weiter. Diese Aufgabe übernahm der junge Architekt Konrad Wachsmann, dessen Leben und Wirken ebenfalls in der Ausstellung gewürdigt wird. 1979 kehrte er zum 100. Geburtstag Einsteins noch einmal nach Caputh an die Stätte seines ersten beruflichen Erfolgs zurück Mit sechs Wohnräumen, dem offenen Gartensaal und den beiden Terrassen wurde das Holzhaus zum echten Idyll, so dass Einstein sogar überlegte, seine Berliner Stadtwohnung aufzugeben. Die Ausstellung nennt die vielen prominenten Gäste, die hier empfangen wurden – vom Physiker Max Planck bis zum indischen Dichter Rabindranath Tagore. War 1929 schon die Grundstücksschenkung auf den Widerstand rechtsgerichteter Berliner Abgeordneter gestoßen, so fand Einsteins Sommer-Idyll im November 1932 ein jähes Ende. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrte der Physiker,der im Winter in den USA lehrte, im Frühjahr 1933 nicht nach Deutschland zurück. 1934 wurde Einstein von den Nazis ausgebürgert und sein Sommerhaus am 10. Januar 1935 durch den Potsdamer Regierungspräsidenten zugunsten des Preußischen Staates eingezogen, da Einstein auf dem Grundstück im Sinne „marxistischer Bestrebungen“ tätig gewesen sei. Nachdem das Gebäude von 1933 - 1935 als jüdisches Landschulheim diente, wurde es nach der Vertreibung der Kinder 1936 von der Gemeinde erworben und für unterschiedliche Zwecke genutzt, so als Treffpunkt der Hitlerjugend. Nach dem Kriege wohnten hier Flüchtlinge, 1979 wurde es von der Akademie der Wissenschaften als Gästehaus mit Gedenkstätte übernommen. Die DDR-Regierung hielt es nicht für nötig, den Einstein-Erben ihr Eigentum zurückzugeben. Das ist erst vor kurzem geschehen, und so gehört das Haus jetzt der von Einstein mitbegründeten Hebräischen Universität Jerusalem, die auch den Nachlass des Physikers verwaltet. Nach der 500 000 Euro teuren Reparatur mit Mitteln des Bundes und der Cornelsen-Kulturstiftung wird es am 22. Mai als wissenschaftliche Begegnungsstätte eröffnet. Es wird nicht öffentlich zugänglich, sondern nur auf Voranmeldung im Potsdamer Einstein-Forum zu besichtigen sein. Wie Bürgermeisterin Kerstin Hoppe gegenüber den PNN erklärte, sei die gestern eröffnete ständige Ausstellung deshalb sehr wichtig. Sie ergänze den visuellen Eindruck durch Informationen über das Haus und seine Bewohner. Geöffnet ist die Exposition dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, der Eintritt kostet 2 Euro.

Erhart Hohenstein

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