zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Alternative für Teltows Senioren

Die Arbeiterwohlfahrt will den Seniorentreff übernehmen, doch die Rentner sind skeptisch

Teltow - Teltows Einwohnerschaft altert. „Gegenwärtig leben rund 6000 über 60 Jahre alte Menschen in der Stadt“, sagt Lothar Kremer. In vier Jahren werden es etwa 6500 sein, bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl verdoppeln, erklärt der Teltower Chef der Arbeiterwohlfahrt und mahnt: „Wenn die Stadt auf die damit verbundenen Herausforderungen vorbereitet sein will, braucht es jetzt ein solides Fundament“ – eine feste Anlaufstelle im Ort, ein Treffpunkt für Senioren, ein Ratgeber für deren Familien. „Wir können das bieten“, sagt Kremer.

Die Arbeiterwohlfahrt hat sich jetzt in den Streit um die Zukunft des Teltower Seniorentreffs eingeschaltet. Wie berichtet, hatte die Stadt im November zeitweise geplant, den Treffpunkt an einen freien Träger zu vergeben. Doch die Senioren wehrten sich. Sie wollen nicht aus ihrem Domizil in der Teltower Altstadt, dem Bürgerhaus, ausziehen. Die Rentner sammelten Unterschriften, der geplante Umzug wurde von der Tagesordnung gestrichen. Jetzt will die Awo einen zweiten Anlauf unternehmen, um Senioren und Stadtverordnete von einer Zukunft des Seniorentreffs im Awo-Haus in der Potsdamer Straße zu überzeugen. „Wir haben hier einen guten Platz“, so Awo-Chef Kremer im Gespräch mit den PNN.

Das Haus sei zentral gelegen, die Räumlichkeiten großzügig, Busse halten vor der Tür, und: „In unser Portfolio passt der Seniorentreff gut rein“, erklärte er. Im November feiert der Teltower Awo-Ortsverein hier in der Potsdamer Straße 62 sein 20-jähriges Bestehen. Seit sieben Jahren hat die Awo hier ihren Sitz. Beständig ist das Angebot des Wohlfahrtsverbandes gewachsen. In einem großen Saal gibt es das Kulturcafé, nebenan können sich Senioren und deren Angehörige im Geronto-Zentrum über allerlei Hilfsmittel für das Leben im Alter informieren. Neben Rollatoren, Telefonen mit großen Tasten und Bildern oder sprechenden Uhren befindet sich hier auch eine Beratungsstelle zu Pflege und Wohnen im Alter oder bei Demenz, die von den Teltowern rege genutzt wird.

„Wir haben im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Beratungen durchgeführt“, sagt Awo-Vizechef Wolf Stein. Der Bedarf in der Stadt nach einer zentralen Anlaufstelle sei groß. Viele Senioren wollen im Alter in ihren eigenen vier Wänden wohnen und ihre Freizeit gestalten. Das braucht Hilfe und „ein Seniorenzentrum für alle“, sagt Stein.

Die Awo könnte das bieten. Stein wirbt mit einem täglichen Kulturangebot, Räumlichkeiten für den Seniorentreff, einem Fahrdienst und einer Beratungsstelle. Gisela Greiner vom Klubrat des Seniorentreffs ist aber skeptisch: „Das Angebot ist nicht ausgereift“, findet sie. Würde der Seniorentreff umziehen, falle ein Anlaufpunkt weg. Auch die Räumlichkeiten hätten viele Senioren nicht überzeugt. Etwa 80 Mitglieder hätten sich vehement gegen den Umzug ausgesprochen.

Awo-Chef Kremer will sich davon nicht entmutigen lassen. „Viele Mitglieder des Seniorentreffs besuchen uns schon jetzt“, sagt er. Gerne würde die Awo auf die Hilfe der Senioren zurückgreifen. „Gemeinsam könnten wir die Angebote für die 6000 Teltower Senioren wesentlich verbessern.“

Heute will die Awo ihr Konzept den Teltower Stadtverordneten vorstellen. Es geht um rund 50 000 Euro, die von der Stadt jährlich an den freien Träger fließen würden. Bislang geht das Geld an den Seniorentreff, der im Bürgerhaus mietfrei unterkommt und auch von der Rathausverwaltung kostenlos unterstützt wird, sagt Awo-Chef Kremer. Schlägt die Stadt beim Angebot der Wohlfahrt zu, könnte Geld gespart, das Bürgerhaus anderweitig genutzt werden.Tobias Reichelt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false