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Potsdam-Mittelmark: Ankunft im Nirgendwo

Qualitätstester degradieren den Teltower Bahnhof zur „Servicewüste“

Teltow - Die Uhr auf dem Bahnsteig, von dem Züge in Richtung Luckenwalde fahren, zeigt nur zweimal am Tag die richtige Zeit an. Beide Zeiger verharren trotzig auf der Zwölf. Dagegen läuft die Uhr am Gleis gegenüber im richtigen Takt. Dort gibt es auch den einzigen Fahrkartenautomaten des Teltower Regionalbahnhofes. Eigentlich ist es nur ein regionaler Haltepunkt, wie die Deutsche Bahn AG die Stadt noch vor der Wiederinbetriebnahme im Mai 2006 wissen ließ.

Nun stellten Qualitätstester des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) kürzlich in einer Studie für drei Stationen im Berliner Umland ein „dringendes Handlungserfordernis fest: Rangsdorf, Falkensee und der regionale Haltepunkt Teltow. Unter dem Titel „Servicewüste Bahnhof“ veröffentlichte der VBB am Ende Dezember eine Presseinformation, aus der hervorgeht, dass nur ein Viertel der getesteten Stationen in Berlin und Brandenburg den Fahrgästen ein gutes Informationsangebot bietet. Untersucht wurden 66 Bahnhöfe und Haltepunkte von Mitte Oktober bis Ende November 2007. Dabei handelt es sich nicht etwa um unbedeutende Stationen, sondern um Knotenpunkte und Umsteigebahnhöfe. Für die Region Teltow ist die wiederaufgebaute Trasse der Anhalter Bahn ein wichtiger Standortfaktor, denn als Knotenpunkt gehört Teltow auch zum Verkehrsnetz im Umfeld des Großflughafens. Zudem fährt man mit der Regionalbahn in 15 Minuten von Teltow zum Berliner Hauptbahnhof.Zu den zahlreichen Mängeln gehören neben defekten Bahnhofsuhren auch fehlende Ansagen, Zugverspätungen und veraltete Fahrplanaushänge. Kritisch wird in der Studie auch der Wegfall von Servicepersonal vermerkt. „Selbst eine frisch ausgebaute Eisenbahnstrecke hilft dem Fahrgast nichts, wenn er auf dem Bahnsteig nicht erfährt, wann und wohin der Zug fährt, wenn es keine Lautsprecherdurchsagen gibt und kein Servicepersonal, das man fragen kann“, kritisiert VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz Er moniert, dass die zuständige DB Station und Service GmbH nicht einmal ihre selbst gesetzten Qualitätskriterien erfülle.

Kritik kam auch kurz nach der Bahnhofseröffnung von der Bürgerinitiative in Teltow (BIT). Sie stellte fest, dass die Fahrgastinformationen sehr spartanisch ausgefallen seien. Erst ein halbes Jahr später wurden vor den Aufgängen Schilder angebracht mit Hinweisen, in welche Richtung die Züge fahren. Doch noch immer fehlen Wegweiser für ankommende Reisende zu den Bushaltestellen, beklagt die BIT.

Auch die Neugestaltung des gesamten Bahnhofsumfeldes wird sich ihrer Meinung nach noch bis 2009 hinziehen. Denn eines langen Atems bedurfte es schon bei der Errichtung einer Ampelanlage vor dem Bahnhof, damit Fußgänger gefahrlos die Mahlower Straße überqueren können. Die „kurzfristige Maßnahme“, wie es noch im Januar 2007 hieß, sollte bereits im Juni realisiert sein. Stattdessen dauerte es fast ein Jahr, ehe das Vorhaben umgesetzt werden konnte, weshalb die BIT es auf ihrer Website als „Lehrstück für deutsche Hoch-Bürokratie“ verspottet. So war zunächst eine verkehrstechnische Untersuchung notwendig, die der Landesbetrieb Straßenwesen im Januar in Auftrag gab. Die war im Mai fertig, doch es bedurfte weiterer vier Monate, ehe das Landesstraßenverkehrsamt die entsprechende verkehrsrechtliche Anordnung erließ. Weil das Ausschreibungsprozedere für die Ampel so lange dauerte, konnte diese erst Anfang November errichtet werden. Doch damit war sie noch nicht betriebsbereit, denn es fehlte der Strom. Den erforderlichen Anschluss hatte das Landesstraßenamt vergessen.

Nachdem der Stromanbieter beauftragt und die Erdarbeiten beendet waren konnte die Ampel am 7. Dezember endlich in Betrieb gehen. KiG

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