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Potsdam-Mittelmark: „Aus reiner Liebe zur Scholle“

Gelungene Eröffnung der Ausstellung „Fontane am Schwielowsee und Glindower See“

Werder · Glindow - Die Kinder wussten es schon lange: Fontane kommt nach Glindow! Vielleicht in sportiver Wanderkleidung, vielleicht sogar mit Schwalbenschwanz, einem honorigem Frack von dunnemals. Also studierten die Schüler der örtlichen Schule unter Leitung dreier Lehrerinnen mit Feuereifer Gedichte des wandernden Apothekers ein, übten sich im Vortrag ausgewählter Stellen von „Effi Briest“, beteiligten sich an einem Malwettbewerb, dessen Siegern eine Fahrt auf dem Schwielowsee winkt.

Am Sonnabend war es soweit, im Glindower Heimatmuseum, einem so schönen wie schwer erkennbaren Haus alter Prägung, wurde die Wanderausstellung „Fontane am Schwielowsee und Glindower See“ vor so vielen Gästen eröffnet, dass gar nicht alle in die hübsche Kate passten. Lothar Weigert führte in Werk und Autor ein, die Kinder rezitierten alternierend gar bis 17 Uhr, dazu gab es ein höchst appetitliches Buffet mit Kuchen, Lachs- und Schinkengaben, Sekt und andere leckere Sachen. Kurz, es war nicht eine Vernissage allein, es war ein Fest.

Schon im vergangenen Jahr befleißigten sich fast alle Orte und Heimatvereine rings ums stille Wasser, Fontanes Spuren aufzuzeigen: Caputh, Baumgartenbrück, Petzow und Glindow präsentierten sich mit Post- und Ansichtskarten, Faksimiles, alten Grundstücksplänen und weiteren Zeitdokumenten gleichsam höchst historisch, nur Werder fehlt noch immer. Nahm man ihm übel, wie er die Insulaner von dunnemals beschrieb? Ach was, es wird wohl andere Gründe haben. Jedenfalls ist immer Heimat gemeint, „Liebe zur Scholle“, die man braucht, um auch den guten alten Märker zu entdecken.

So steht zwar jede Tafel für sich, doch zugleich gehören sie alle zusammen, als Einladung, im Reisefeuilleton des Meisters nachzulesen. Glindow präsentiert sich natürlich zuerst durch die Ziegeleien dreier Herren, deren einer zwischen 1863 bis 1872 Fontanes Vermieter in Berlin gewesen: Gustav Fritze berappte ihm ganze 65 Reichstaler pro Quartal an Mietzins ab. Historische Fotos, Parzellenzeichnungen und manches Detail kann der Interessent von heute entdecken, historische Ziegel, Geld von damals, Gerätschaft liefert das hübsche Ambiente des Museums ganz im Sinne „Wer sein Haus liebt, der liebt auch die Heimat“ ohnehin dazu.

Eine Extra-Tafel ist dem getreuen Wanderfreund Wagener gewidmet. Dergestalt erweist Glindow dem Schriftsteller seine Referenz, man spürt Nähe, Vertrautheit, Respekt. Eine runde Sache. So einladend und interessant das Ausstellungskonzept ist, so pädagogisch der Eifer an der Grundschule. Wes Kind einmal Fontane mit Kreise oder Tusche abgebildet hat – einmal sogar mit gewaltiger Hakennase – der wird irgendwann einmal zu seinen Büchern greifen. Und tun''s die Kleinen, dann möglicherweise auch ihre Eltern. Auch der Ortsbeirat schien am Samstag vom Geist des Geschehens beflügelt, versprach er doch in kryptischen Worten, „über die Unwägbarkeiten der jüngsten Zeit“ hinwegzuhelfen.

Während sich draußen Krokusse räkelten, rezitierten die Schüler in der gastlichen Stube Ribbecks Mär „von de Bern“, lasen das Rundum-Gedicht „Märkisches Land“, geschrieben und aufgeklebt auf sternbesätes Zeichenpapier. Sie verschenkten es an die Gäste, das war schön. Besuche diese Exposition, und greife dann, Märker, aus Liebe zur Scholle, zu Deinem Fontane! Gerold Paul

Bis Ende Juli im Heimatmuseum Glindow, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr, Telefon (03327) 570 688.

Gerold Paul

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