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Bürgerarbeiterin Andrea Hülse mit ihrem Chef Bernhard Röhl sowie Jobcenter-Manager Bernd Schade bei „Rhino“ (v.l.)

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Potsdam-Mittelmark: Bedarf nach kostenlosen Bürgerarbeitern begrenzt

Von 200 öffentlich geförderten Stellen im Landkreis haben Kommunen und Vereine erst 50 beansprucht

Potsdam-Mittelmark - Kommunen, Vereine und soziale Träger müssten sich eigentlich um sie reißen: Sogenannte Bürgerarbeiter werden komplett vom Bund bezahlt, stehen 30 Stunden pro Woche zur Verfügung und sind in vielen Bereichen einsetzbar. Doch das gleichnamige Beschäftigungsprogramm der Bundesregierung droht auch in Potsdam-Mittelmark zum Ladenhüter zu werden: Von den 200 verfügbaren Bürgerarbeitern sind erst 50 vermittelt worden. Das Problem: Schon Ende Oktober läuft die Antragsfrist ab. „Vor allem in den Regionen Werder und Teltow ist das Interesse gering“, sagte Bernd Schade, Geschäftsführer des mittelmärkischen Jobcenters, gestern in einem Pressegespräch in Kleinmachnow.

Am dortigen Sitz des Teltower Arbeitslosenvereins ist gestern die 50. Bürgerarbeiterin im Landkreis eingestellt worden. Sie soll dort „Netzwerkarbeit“ leisten und den Kontakt zwischen Arbeitslosen, Jobcentern und der Wirtschaft halten. Die Bürgerarbeiter dürfen, ähnlich wie Ein-Euro-Jobber, nur Arbeiten verrichten, die im öffentlichen Interesse liegen und zusätzlich sind – also nicht in Konkurrenz zur freien Wirtschaft stehen. Eingesetzt werden könnten sie zum Beispiel in Kitas oder Seniorenzentren, um Kindern vorzulesen oder mit Rentnern spazieren zu gehen. Der große Unterschied zum Ein-Euro-Job: Der Bund bezahlt den Trägern allein die Personalkosten, die aber zu hundert Prozent. Das sind 1080 Euro pro Monat, für die Bürgerarbeiter bleiben nach Abzügen immer noch 780 Euro. Die meisten sind damit erst einmal raus aus Hartz IV – und das für volle drei Jahre.

Warum die Nachfrage bei den öffentlichen und freien Trägern trotzdem so gering ist, konnte man gestern nur vermuten. Es sei ein bundesweites Phänomen, hieß es. „Arbeitsmarktprogramme brauchen Zeit, bis sie sich etabliert haben“, so Bernd Schade. „Vielleicht ist auch das Antragsverfahren ein Hemmnis“, räumte Hans Fiedler, Vorstand des Teltower Arbeitslosenvereins, ein. Dabei sei der Antrag schnell ausgefüllt und abgeschickt. „In den kommunalen Verwaltungen herrscht aber eine gewisse Lethargie“, sagte er. Der Bedarf an Bürgerarbeitern sei jedenfalls vorhanden – auch in der Region Teltow, unterstrich Fiedler und verwies auf die bislang hohe Nachfrage aus den Rathäusern nach Ein-Euro-Jobbern. Gerade die würden aber künftig immer weniger vom Bund gefördert werden. Die Bürgerarbeit sei da eine gute Alternative.

Erschwerend hinzu kommt, dass sich einige Träger schon im Rahmen eines anderen Beschäftigungsprogramms mit öffentlich geförderten Mitarbeitern versorgt haben dürften: Ebenfalls im vergangenen Jahr startete „Arbeit für Brandenburg“. Dabei handelt es sich um ein Landesprogramm, das vom Sozialministerium sowie den Kreisen finanziert wird. Hier sind im vergangenen Jahr 31 Stellen geschaffen worden (PNN berichteten), 65 sollen es insgesamt werden. Die Einsatzgebiete der Programme überschneiden sich.

Trotz allem fiel die Zwischenbilanz zur Bürgerarbeit gestern positiv aus. Denn Teil des Programms ist auch die Vermittlung von qualifizierten Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt. 200 Mittelmärker habe man in einer ersten Phase durch intensive Betreuungs- und Vermittlungsarbeit seit August 2010 in eine Festanstellung bringen können, sagte Bernd Schade. Erst in einer zweiten Phase, die seit Jahresanfang läuft, geht es darum, die noch nicht vermittelten Langzeitarbeitslosen als Bürgerarbeiter einzusetzen.

Dass deren Arbeit wertvoll sein kann, zeigt sich unter anderem in Kleinmachnow: Hier werden drei Bürgerarbeiterinnen im „Rhino Tauschparadies für Kinderbekleidung und Spielsachen“ eingesetzt. Die Einrichtung in der Straße Am Fuchsbau 47 gibt es seit gut einem Jahr, 30 Kunden kommen pro Woche und geben Sachen ab oder holen sich welche. Die Projektförderung für „Rhino“ ist vor Kurzem ausgelaufen und ohne die Bürgerarbeiterinnen hätte man das Tauschparadies schließen müssen, hieß es.

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