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Potsdam-Mittelmark: Bonsai-Insel am Schwielowsee

Zum Deutsch-Japanischen Fest wurde in Ferch ein neuer Gartenteil eröffnet

Schwielowsee · Ferch - Der Bonsaigarten von Tilo Gragert ist eigentlich ein Park im Vergleich zu japanischen Gärten. Deren Fläche wird nach Quadratfuß bemessen und reicht meist nur für einen Bambusbusch und eine Steinlaterne im weiß geharkten Kies. Dagegen ist Gragerts Bonsaigarten hinter dem Ortseingang Ferch Mittelbusch fast schon eine Landschaft, auf deren Hügeln sich kugelförmige Azaleen und Rhododendronbüsche zwischen dicke Moospolster schmiegen, umsäumt von Zwerggehölzen und Zierkirschen. Letztere tragen noch ihre rosafarbenen Blüten, die sich wie Perlen auf Zweigen aneinander reihen.

Dieses Rosa begeistert Japaner nicht nur durch seine Vielfalt, sondern es fasziniert sie auch, dass diese Blüten nicht welken. Denn schon ein Windhauch lässt sie zur Erde flattern, was Japaner so interpretieren: Kirschblüten fallen lieber frisch herunter als in ihrer Schönheit nachzulassen.

Auch die zahlreichen Besucher, die am Wochenende das Deutsch-Japanische Fest auf dem Grundstück in der Fercher Straße 61 besuchten, waren begeistert von dieser Bonsai-Insel in märkischer Landschaft. Unter ihnen viele Liebhaber der Bonsaikunst, die in Japan als Kunstrichtung anerkannt ist, ähnlich der Bildhauerei. Allerdings ist eine Bonsaiskulptur nie fertig, denn das Kunstwerk lebt und verändert sich mit den Jahreszeiten. Auch viel Pflege ist erforderlich und so war Tilo Gragert ein gefragter Ratgeber, der Tipps gab wie Bambus im Garten angepflanzt wird ohne dass spätere Ausläufer wuchern. Die können nur mit Kautschukfolie eingedämmt werden, riet er und konnte auch Empfehlungen geben, welche Bonsaiarten für Zimmer geeignet sind. „Viele kommen da nicht in Frage, denn die meisten brauchen Frischluft", erklärte er und verwies dann auf Ausnahmen wie den Elefantenbaum. Dessen dickledrige Blätter speichern Wasser, und so kann die Pflanze sogar mal eine Woche ohne Wasser auskommen. Fachlichen Rat gab es auch für das Zurückschneiden der fernöstlichen Zwerge und das Einkürzen der Wurzeln.

Schon seit 10 Uhr habe er jede Menge Stress gehabt, erzählte Tilo Gragert lachend. Dass er stets von Besuchern umringt war, die alle seinen Rat einholen wollten, schien ihn aber nicht aus der Ruhe zu bringen. Eröffnet wurde das Fest bereits am Morgen durch Vertreter der Japanischen Botschaft, und mit dem Durchschneiden des Bandes konnte ein neuer Gartenteil eingeweiht werden. Gragert hofft, dass sich mit seinem Garten, der auch Schauplatz für japanische Künste wie Musik und Malerei ist, das freundschaftliche Verhältnis zwischen Japan und Deutschland vertiefen lässt. Der Garten soll lehren die Natur besser wahrzunehmen, und wer sich Japan-Flair auch im eigenen Garten wünscht, braucht für Anregungen nur die Augen offen zu halten. Beispielsweise gehören geschwungene Pfade in unterschiedlichen Höhen zu den gärtnerischen Tricks, um ein Grundstück größer wirken zu lassen.

Herzstück des Fercher Bonsaigartens ist ein Teich, in dem Kois schwimmen, die zeitweise neugierig ihre geöffneten Schnuten aus dem Wasser heraus schieben. Auf unterschiedlichen Trittsteinen können Besucher den Teich überqueren und dabei die Blätter des Fächerahorn bewundern. Immer im Blick ist beim Lustwandeln der japanische Pavillon, der etwas höher liegt, und wer hier verweilt, dem liegt die Gartenlandschaft zu Füßen.

Für interessante Einblicke in japanische Traditionen sorgte in Ferch auch die Samurai-Show. Noch heute werden die Krieger wie Heilige verehrt, die einst als einziger Stand das Schwert führen durften. Eine Sportart aus der Zeit der Samurai ist Kendo, eine Art des Fechtens, bei der sich Frauen ähnlich wie Männer schlagen. Die Mitglieder der Wrietzener Kampfsportgruppe führten auch Karate vor, und die Attraktion, einige Ziegel per Hand und Ellbogen entzwei zu brechen, wurde dem Publikum nicht vorenthalten.

Kirsten Graulich

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