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Potsdam-Mittelmark: Böser Regen

Warum die Grünen in Kleinmachnow Wahlwerbung mit Nina Hille machen, die im Streit die Partei verließ

Warum die Grünen in Kleinmachnow Wahlwerbung mit Nina Hille machen, die im Streit die Partei verließ Kleinmachnow - Wähler wollen klare Botschaften. Leicht verständlich, ohne Hintersinn, mit wenig Deutungspotential. „Cornelia Behm. Grün und geradeaus“, steht auf dem Plakat, womit die Bundespolitikerin aus Kleinmachnow auch in ihrem Heimatort präsent ist. Da gibt es nicht viel zu interpretieren: Behm ist grün und will wieder geradeaus in den Bundestag. Mit einem anderen Plakat bereiten die Kleinmachnower Bündnisgrünen der Wählerschaft allerdings einiges Kopfzerbrechen: „Chancen ergreifen“ ist die noch unmissverständliche Ansage. Doch der Namenszug „Nina Hille“ und das Bild der bekannten Ortspolitikerin, wie sie Sonnenblumen in die Luft wirft, ist weder politisch korrekt noch verständlich. Das Sonnenblumengeschmeiße gleicht einer Werbung für Urlaub auf dem Bauernhof, lässt bei gutem Willen aber auch den Öko-Aspekt der Grünen erahnen. Doch die Personalie gibt Rätsel auf: Nina Hille hat vor Monaten ihr grünes Parteibuch hingeworfen. Sie ist im heftigen Streit geschieden, nachdem es zwischen ihr als Grünen-Fraktionschefin in der Gemeindevertretung und dem Vorstand des Ortsverbandes zu Zerwürfnissen kam. Das Plakat indes erinnert an harmonische Zeiten, in denen Nina Hille als Spitzenkandidatin der Kleinmachnower Grünen in den Kommunalwahlkampf zog und eines von drei Mandaten eroberte. Inzwischen aber sitzt sie in der SPD-Fraktion des Ortsparlaments. Schon lästert man, die Botschaft „Chancen ergreifen“ sei als Aufforderung zum Wechsel zu verstehen. Doch von wo wohin? Von Grün nach Rot. Von Rot-Grün zu Schwarz-gelb? Die unfreiwillige Werbeträgerin ist selbst verblüfft. „Das ist ulkig“, meint Nina Hille über ihre vermeintliche Reanimation als grüne Wahlkämpferin. „Zeigt das etwa eine gewisse Vergesslichkeit?“, fragt sie sich über die Motivation ihrer einstigen Parteifreunde, das alte Plakat wieder aufzuhängen. Immerhin hatte ihr während ihrer Wechselperiode der Ortsvorstand der Grünen mit einer einstweiligen Verfügung gedroht, sollte sie weiter als Fraktionschefin der Bündnisgrünen Politik machen. Schon vor einigen Tagen hat Hille den Grünen-Ortschef über den Plakat-Irrtum informiert und gebeten, wieder die tatsächlichen politischen Verhältnisse herzustellen. Und während sie sich fragt, ob man sie lächerlich machen wolle, ob sie nicht Rechte am eigenen Bild hat und sie gegen den vermeintlichen Missbrauch vorgehen soll, klärt Kleinmachnows Grünen-Sprecher Michael Martens auf. Es war eine höhere Macht, die zur Verkündung der falschen Botschaft führte. Durch den vielen Regen der letzten Tage habe sich das aktuelle Wahlplakat, das auf den wiederverwertbaren Werbeträger mit dem alten Sonnenblumenmotiv geklebt war, gelöst, so dass die Vergangenheit zum Vorschein kam. Nur so sei die überholte Botschaft zu erklären, stellte Martens klar. „Es wäre doch absurd, würden wir mit Frau Hille in den Wahlkampf ziehen.“ Nun dürfte die Botschaft klar sein: Mit einem halbherzigen Tapetenwechsel bleibt alles beim Alten. Peter Könnicke

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