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Potsdam-Mittelmark: Braten für die Kameraden

Aus einem Versprechen wurde Tradition: Bürgermeister Schmidt kochte für die Teltower Feuerwehr

Teltow - Der Dampf, der am Mittag des Heiligen Abend aus einem Fenster der Teltower Feuerwehr drang, signalisierte keine Gefahr. Denn den Nebelwölkchen, die in den nasskalten Winterhimmel zogen, entströmte verlockender Bratenduft. Knuspriger Gänsebraten mit Knödeln, nebst Rot- und Grünkohl ist seit einigen Jahren traditionelles Weihnachtsmenü in der Feuerwehrwache. Und der Mann am Herd, der von Zeit zu Zeit Bratensaft nachgoss, war Bürgermeister Thomas Schmidt höchstpersönlich. Als gelernter Koch ist Schmidt Profi in Sachen Gaumenschmaus und weiß natürlich, dass man eine gute Gans an den Fleischkeulen erkennt. Aber in diesem Jahr sind alle Gänse fetter, weil sie der Vogelgrippe wegen einige Zeit im Stall bleiben mussten. Und so gibt es diesmal viel Fett für Schmalztöpfe, während der Braten auf dem Rost etwas kleiner wird. Doch was da drei Stunden später auf den Tisch kam, reichte für alle.

Angefangen hatte alles mit einem Versprechen, das Schmidt einst gab, als er sich füs Bürgermeisteramt bewarb. Sollte er die Wahl gewinnen, würde er an Weihnachten für die Kameraden den Festschmaus bereiten. Inzwischen erfüllt er dieses Versprechen bereits zum vierten Mal freiwillig, auch um den Feuerwehrleuten Dank zu sagen, die stets einsatzbereit und klaglos an Feiertagen ihren Dienst tun.

Am diesjährigen Heiligabend begann das Ritual um zehn Uhr morgens mit Tisch eindecken und Auslösen des Bratens. Denn acht Gänse galt es zu braten und weil die nicht alle in einen normalen Backofen passen, wurden nur die Bruststücke zubereitet. Zeit blieb natürlich auch für ein Gespräch mit den Feuerwehrleuten, die in diesem Jahr bereits 459 Einsätze hatten, von denen 70 Brände waren. Im letzten Jahr waren es insgesamt 429 Einsätze und einer davon war ein umgestürzter Baum in Seehof, zu dem die Feuerwehr am Weihnachtsabend vergangenen Jahres gerufen wurde. Kurz vor dem Alarm hatten die Kameraden gerade ihren Festbraten verspeist. „Alle rückten aus und ich stand allein da mit dem Abwasch“, erinnert sich Schmidt lachend. Dass diesmal vielleicht Alarm ausgelöst wird, bevor er den Braten serviert, mochte er sich lieber nicht vorstellen, „sonst passiert''s wirklich noch“. Dafür sorgte ein Dialog für kurze Aufregung, den ein Kamerad im Nachbarraum über Funk mitanhörte. Es ging um eine Ölspur an der Autobahnauffahrt Kleinmachnow, die die Freiwillige Feuerwehr des Nachbarortes beseitigen musste, doch sie verfügte nicht über genügend Bindemittel. Nötig waren acht Säcke, die zum Einsatzort gebracht werden sollten, was bei den Teltower Kameraden zu langen Gesichtern führte, da in wenigen Minuten der Festschmaus bevorstand. Erleichtert vernahmen sie dann, dass sich die Kleinmachnower das Bindemiittel selbst abholen würden.

Gefahrenbeseitigung und Hilfeleistungen machen ein Großteil der Einsätze aus, hingegen ist der Brand von Weihnachtsbäumen längst Vergangenheit seit elektrische Lichterketten üblich sind. Nur bei Adventskränzen komme es hin und wieder zu Bränden, berichtete Olaf Arnold den PNN. Er ist Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Stahnsdorf und erinnert sich an ein kurioses Vorkommnis, zu dem die Kameraden an einem Weihnachtsabend gerufen wurden. Da hatte sich ein Ehepaar selbst ausgesperrt, nachdem der Wind die Haustür zuklappte. Schon eine Stunde später mussten die Kameraden zur gleichen Adresse erneut ausrücken. Wieder stand das Ehepaar vor verschlossener Tür, diesmal war es aber dramatisch, weil das Essen auf dem Herd kochte.

In diesem Jahr mussten die Teltower Feuerwehrleute nicht ausrücken, es blieb auch für sie eine Stille Nacht.

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