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KulTOUR: Braver Auftakt mit „Stabat mater“

Stahnsdorfer Kirchenchor in der Stabholzkirche

stahnsdorf - Am frühlingshaften Palmsonntag, der Beginn der Karwoche, zog es viele Sonnenhungrige auch auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf, vielleicht zum vorgezogenen Osterspaziergang. Der Parkplatz war überfüllt mit Autos, auf dem riesigen Friedhofsareal trat man sich aber dennoch nicht „gegenseitig auf die Füße“. Und so mancher Besucher machte sich geradewegs auf den Weg in die Stabholzkirche.

Der Förderverein Südwestkirchhof lud zum ersten Konzertnachmittag der Saison in die Holzkirche ein. Elf Veranstaltungen mit Musik und Literatur werden erwartet. So kommen das Trio d“anches, das mit Oboe, Fagott und Klarinette besetzt ist, die Kreismusikschule Kleinmachnow, das Potsdam-Duo mit Christian Lau, Flöte und Axel Elter, Gitarre oder die Gruppe Saxofonquadrat. Bis zum Advent gibt es den festlichen Konzertreigen, der von Bachs Weihnachtsoratorium beschlossen wird.

Beim Auftaktkonzert gab es ebenfalls zwei kirchenmusikalische Werke: das „Agnus Dei“ von Johann Michael Haydn (1737-1806) und das „Stabat mater“ von Johann Baptist Vanhal (1739-1813). Dargeboten wurden sie u.a. vom Chor der evangelischen Kirchengemeinde Stahnsdorf, der erstmals in der Stabholzkirchen-Konzertreihe auftrat.

Erfreulich war, dass Chorleiterin Gudrun Karbach zwei relativ unbekannte Passionskompositionen vorstellte. Überhaupt sind Werke von dem Bruder des großen Joseph Haydn, Johann Michael, sowie von Johann Baptist Vanhal selten zu hören.

Haydns bescheidenes, jedoch feierliches „Agnus Dei“ (Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt), das völlig ohne opernhafte Allüren auskommt, machte den Anfang des Konzerts. Sicherlich haben der Stahnsdorfer Kirchenchor und deren Leiterin Gudrun Karbach das liturgische Werk sorgsam vorbereitet, doch leider geriet bereits der Einstieg in eine Schieflage, so dass die Homogenität des Klangs und seine Sauberkeit nicht gewährleistet waren. Das Geheimnisvolle, das man beim „Agnus Dei“ mithören sollte, war jedenfalls nicht zu vernehmen. Bei Vanhals „Stabat mater“ hatten dann nur die Frauenstimmen und ein Kammerorchester das Sagen. In dieser Besetzung vertonte bereits der Italiener Pergolesi die mittelalterliche Sequenz. Die Klage über das Leid Mariens beim Anblick ihres am Kreuz sterbenden Sohnes wurde von Vanhal zumeist mit Anmut und zarter Melancholie geschrieben, in denen sich oftmals vorwärtstreibende Rhythmen und Kontraste mischen. Der Dirigentin Gudrun Karbach wäre mehr musikalische Souveränität und Entschlossenheit zu wünschen gewesen, zumal die Tempi im Laufe der Aufführung sich dehnten. Davon wurde auch der Frauenchor angesteckt, so dass ihm leider nur ein sehr braves Singen gelang. Chor und zwei Solosängerinnen wechseln sich in diesem Werk ab. Bei den Solistinnen waren qualitative Unterschiede nicht bzu überhören. Ulrike Dinslage, Alt, sang die Noten ordentlich, aber kaum inspirierend, dagegen wusste die Sopranistin Barbara Kind mit Ausstrahlung und gesanglichem Glanz - auch bei den virtuosen Passagen - für sich einzunehmen. Das Kammerorchester, das neben den Streichern, der Orgel auch mit zwei Hörnern (Lieblingsinstrumente Vanhals) besetzt war, spielte zurückhaltend und kam über ein bedächtiges Musizieren nicht hinaus. Dem Kirchenchor und Gudrun Karbach ist eine weitere Beschäftigung mit den Werken zu wünschen, denn nur so kann Souveränität wachsen.

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