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Potsdam-Mittelmark: Das Gemeindeleben geprägt

Ortsverein und Nuthe-Bote feiern im neuen Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum

Nuthetal - Sie sei ein Mensch, der immer „frei wie ein bunter Schmetterling“ gelebt habe. Um sie herum sammeln sich „fleißige Bienen, die die Tracht einbringen“, philosophiert Erika Haenel schmunzelnd. Denn seit Anbeginn ist sie Vorsitzende des Ortsvereins Bergholz-Rehbrücke, den sie einst mit acht Gleichgesinnten gründete. In diesem Jahr wird sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. 1990 stand die heute 78-Jährige für die Unabhängige Bürgerinitiative (UBI) zur ersten freien Wahl auf der Kandidatenliste. Schon im Wahlkampf organisierte die einstige Kita-Erzieherin und Puppenspielerin erste Kinderfeste auf dem Lotte-Werkmeister-Platz vor der Haustür. Sie wurde schließlich neben Gerhard Kruspe, Katharina Doyé und Dorothea Woida aus der UBI zur Gemeindevertreterin von Bergholz-Rehbrücke gewählt.

Nur vier Wochen nach Vereinsgründung im Juni 1991 lag aus den Händen der Gründer die erste Ausgabe des „Nuthe-Boten“ vor. In den 1930er Jahren gab es bereits ein Blättchen mit diesem Titel. Den ließen sie aufleben. „Es war eine hitzige Zeit. Wir hatten den Bürgern so viel zu sagen. Die Zeitung sollte unser Sprachrohr sein“, erzählt die Vereinsvorsitzende. Die neue Zeit hatte vor den neuen Bundesbürgern viel aufgetürmt. Es galt, sich mit Siedlungspolitik und Umweltschutz auseinanderzusetzen. „Wir wirbelten mächtig Staub auf. Die von uns erklärte Unabhängigkeit wurde immer wieder bestritten“, erinnert sich Haenel.

Nach Egon Mücke, der heute den Seniorenbeirat Nuthetal leitet, wurde der damalige Ortschronist Detlev Lexow 1992 Chefredakteur. Die Ortsgeschichte fand mit ihm Eingang. Kurz vor seinem beruflichen Ruhestand folgte 1995 der erfahrene Berliner Journalist Rolf-D. Bathe dem Aufruf des Ortsvereins und nahm die Redaktionsleitung in seiner alten Heimat als Herausforderung an. Aus einem Blättchen von anfänglich acht Seiten ist heute eine Zeitschrift für ganz Nuthetal geworden, die auf vorwiegend 32 Seiten buntes Ortsgeschehen widerspiegelt.

1994 sorgte der Ortsverein mit Unterstützung von Wolfgang Kettmann aus der Gemeindeverwaltung dafür, dass die seit vier Jahren wegen fehlender Räume geschlossene Gemeindebibliothek wiederbelebt wurde. Das Ernährungsinstitut wollte seine „Scheunert-Bibliothek“ auflösen, die der Instituts-Begründer einst für die Belegschaft eingerichtet hatte. Der Ortsverein organisierte aus diesem Potenzial den Neustart. Heute ist die Gemeindebibliothek ein fester Bestandteil im Ort.

1998 begann der Verein mit der Organisation von Ausstellungen und Lesungen. Bis heute wurden jeweils 19 Veranstaltungen initiiert. Themenreihen wie „Wider das Vergessen“ waren der Vergangenheitsbewältigung gewidmet. Die Gedenktafel für das ehemalige Zwangsarbeiterdurchgangslager am Bahnhof Rehbrücke wurde auf Vereinsinitiative aus Spenden ermöglicht und 2005 enthüllt. Feldpostbriefe aus dem 2. Weltkrieg machten in einer Lesung nachdenklich. Seit 1998 motiviert der Verein zudem mit Sonderpreisen Nuthetals Kinder, am Bundeswettbewerb „Erlebter Frühling“ der Naturschutzjugend teilzunehmen. Mit Erfolg: 2008 kam sogar der erste Bundespreis nach Bergholz-Rehbrücke.

„Ich nehme für uns in Anspruch, dass wir nach 1990 die kulturelle Arbeit im Ort maßgeblich geprägt haben“, sagt Haenel. Daraus habe sich viel entwickelt, die Vereinslandschaft wurde breiter, Traditions- und Fördervereine für Kinder und Jugend gründeten sich. Zum Jubiläum des Nuthe-Boten soll in diesem Jahr eine Sonderausgabe erscheinen.Ute Kaupke

Ute Kaupke

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