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Potsdam-Mittelmark: „Dass alles besser wird, ist Unsinn“

Auch nach dem Beschluss des Verfassungsgerichtes tut man sich schwer mitder GroßgemeindeMichendorf

Auch nach dem Beschluss des Verfassungsgerichtes tut man sich schwer mitder GroßgemeindeMichendorf Michendorf - Jetzt müssen die Langerwischer doch noch die Adressangabe in ihren Ausweisen ändern lassen: „Michendorf OT Langerwisch“, wird da künftig stehen. Aus der Potsdamer Straße in Wilhelmshorst wird die Peter-Huchel-Chaussee, damit sie nicht mit der Potsdamer Straße im Ortsteil Michendorf verwechselt wird. Und es wird eine statt drei Postleitzahlen geben. Nachdem das Verfassungsgericht die Klagen gegen die Gemeindegebietsreform abgewiesen hat (PNN berichteten), bleibt es bei der Großgemeinde unter dem Namen des Autobahnanschlusses. Beschlüsse, die die Gemeindevertretung vorbehaltlich getroffen hat, weil sie auf ein anderes Urteil hoffte, werden jetzt umgesetzt. Nach der Zwangsfusion durch den Landtag durfte der ungewollte Verbund schon zwei Jahre getestet werden. Der Sinn der neuen Struktur hat sich dem Ex-Bürgermeister von Wilhelmshorst Gerd Sommerlatte aber noch nicht erschlossen. „Die Entscheidungen dauern länger, es wird ewig über alles diskutiert.“ Das finanziell starke Wilhelmshorst würde die Schulden der Anderen mitbezahlen. „Dass Schönbohms CDU bei der Bundestagswahl Stimmen verloren hat, ist auch auf die Gemeindegebietsreform zurückzuführen“, meint Sommerlatte. Auch Michendorfs früherer Bürgermeister Hartmut Besch lässt an der Großgemeinde kein gutes Haar. „Dass damit alles besser wird, ist Unsinn.“ Mit dem größeren Territorium seien die Entscheidungen komplizierter geworden. „Wilhelmshorst und Langerwisch dürfen jetzt bestimmen, dass Michendorf an der Ortsumgehung keine Tankstelle bekommt.“ Auch die Stärkung der zentralen Funktion des Ortsteils Michendorf funktioniere nicht wie angedacht. „In Wilhelmshorst wird in Schule und Jugendklub investiert, in Michendorf nicht mal eine Übergangslösung für den Jugendklub erlaubt.“ Dem Wildenbrucher Gemeindevertreter Klaus Benthin macht die kommunalpolitsche Arbeit – wie vielen anderen – „keinen Spaß mehr“. Unerwartet kam die Entscheidung des Verfassungsgerichtes auch für ihn nicht. „Aber inzwischen ist unverkennbar, dass es wirklich nicht funktioniert.“ Ein Entscheidungsgremium für sechs Gemeinden mit einer Fülle von Aktivitäten sei einfach zu wenig. Die Vorbereitung von Beschlüssen durch die Ortsbeiräte würde nur so lange gut gehen, wie Geld in der Kasse ist. „Der versprochene Spareffekt ist auch nicht zu erkennen.“ Die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior hatte der Klage gegen die Zwangsfusion als Langerwischer Gemeindevertreterin noch zugestimmt. Immerhin müssten sich die früheren Gemeinden jetzt nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben. „Wenn ich damals schon Landtagsabgeordnete gewesen wäre, hätte ich das vielleicht anders gesehen“, sagt Melior. Die Orte im Speckgürtel müssten sich gegen die Anziehungskraft von Berlin durchsetzen, „da braucht man starke kommunale Einheiten“. Im Nachhinein bedauert Melior sogar, dass der Landtag bei der Reform nicht mehr Konsequenz gezeigt hat: „Dann wäre Seddiner See nämlich zu Michendorf gekommen.“ Henry Klix

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