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Potsdam-Mittelmark: „Der Autobahnlärm wird bleiben“

Investor für Kiesabbau in Beelitz-Fichtenwalde verteidigt sein Vorhaben gegen Proteste aus Beelitz

Investor für Kiesabbau in Beelitz-Fichtenwalde verteidigt sein Vorhaben gegen Proteste aus Beelitz Von Henry Klix Beelitz. Die Zahl klingt bombastisch: Jeder Deutsche verbraucht in seinem Leben rein statistisch 350 Tonnen Sand. Von Straßen- und Häuslebau bis zu Industriegebäuden und zum Beispiel Glasprodukten findet der Rohstoff seine Verwendung. Für Peter Brinkhege ist der Protest gegen sein Kiesabbaufeld zwischen Fichtenwalde und Beelitz-Heilstätten deshalb nicht ganz nachvollziehbar: Nachdem er voriges Jahr mit seiner neuen Firma „KS Beelitz Fichtenwalde GmbH & Co. KG“ ein Bergwerkseigentum südöstlich des Autobahndreiecks Potsdam gekauft hat, erhitzen sich in der Region die Gemüter. Völlig zu Unrecht, meint Brinkhege. Denn mehr, als er getan hat, könne man kaum tun, damit sich niemand beeinträchtigt fühlt. Etwa 2,5 Millionen Euro wird Brinkhege in der ersten Phase in die Anlagen für die neue Bergwerksstätte investieren, ein siebenstelliger Betrag ist bereits an die Brandenburgische Boden GmbH für den Flächenerwerb geflossen. Derzeit würde die Feinplanung laufen, an welchen Stellen in dem 236 Hektar großen Gelände im Winkel von A 9 und A 10 mit dem Graben begonnen wird. Nur die Hälfte der Fläche enthält tatsächlich den Anteil von 12 bis 15 Prozent feiner Kiessande, die für den Unternehmer interessant sind. In 10-Hektar-Schritten wird abgebaut, vergleichbare Kiesabbaustellen bestanden so 18 bis 20 Jahre, bevor die rekultiviert wurden. Je nach Auftragslage soll es mit dem Baggern losgehen, voraussichtlich erst im kommenden Jahr. Ein direkter Eisenbahnanschluss sei eine Option, wenn das Geschäft läuft. Dazu müsse es aber auch an der Baustelle einen Bahnanschluss geben, „zweimal Umladen geht nicht“, erklärt Brinkhege. In der ersten Phase werde es nur drei Arbeitsplätze geben, doch Speditionen würden profitieren. Anfragen von kleineren Logistikern aus der Region habe er schon, versichert der Geschäftsmann. Ein Kalksandsteinwerk oder ein Gasbetonwerk sei im Moment indes kein Thema. Ein bisschen haben die Investitionen mit der deutschen Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu tun: Bis dahin soll der jetzt noch vierspurige westliche Berliner Autobahnring zwischen dem Dreieck Werder und der Anschlussstelle Spandau verbreitert werden. Hier rechnet Brinkhege mit wichtigen Auftraggebern. Aber auch von einigen großen Bauunternehmungen in Berlin gebe es Anfragen. Durch zwei weitere Firmen in der Region, deren Geschäfte er führt – die Baustoffwerk KG und die Kalksandsteinwerk KG in Ruhlsdorf – steckt der Baumann voll in der Materie. So weiß er auch, dass andere Kiesabbaugruben in der Region langsam ausgeschöpft sind. Dass dies im vor einiger Zeit geschlossenen Bergwerk in Emstal nicht der Fall ist, wie eine Fichtenwalder Bürgerinitiative anführte, ist auch Brinkhege klar. Warum dann nicht das Emstaler Bergwerk genutzt wird, wurde in Beelitz und Fichtenwalde gefragt? „Weil es mir nicht gehört und weil wir in der freien Marktwirtschaft leben“, antwortet Brinkhege. Zudem sieht er in Emstal genau das Transportproblem, dass ihm die Protestler für seine Lagerstätte an der Autobahn unterstellen. „Dort müssten nämlich wirklich die Laster durch den Ort fahren.“ Zwischen den Heilstätten und Fichtenwalde würde indes 95 Prozent des Verkehrs über die Autobahn abgewickelt werden können. In der Tat befindet sich die A9-Anschlussstelle Fichtenwalde-Heilstätten in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch die Ängste vor Staubentwicklung und Krach kann Brinkhege nicht ganz verstehen: Die nächste Bebauung in Fichtenwalde und in den Heilstätten sei fast zwei Kilometer Luftlinie entfernt. „Bei den üblichen 6 bis 8 Prozent Erdfeuchte gibt es überhaupt keinen Staub.“ Und was den Lärm anbetrifft, so wisse er nicht, wo er ihn denn machen darf, „wenn nicht unmittelbar an der Autobahn“. „Die Radlader sind heute durch die Berufsgenossenschaften geprüft und nicht viel lauter als ein altes Auto.“ Der Autobahnlärm werde allerdings bleiben. Brinkhege lässt keinen Zweifel, dass er trotz aller Proteste mit dem Kiesabbau beginnen wird. Es gebe ein bestätigtes Raumordnungsverfahren, die erforderlichen Unterlagen von der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg lägen vor. Alles gehe seinen rechtsstaatlichen Gang. Zu sachlichen Gesprächen mit der Bürgerinitiative sei er dennoch bereit, so der Investor. Keiner solle dabei jedoch vergessen, dass er auch selbst von der gedeihlichen Wirtschaftsentwicklung abhängig ist. „Sonst darf man sich über Stillstand nicht beklagen.“

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