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Aus dem GERICHTSSAAL: „Der Knoblauch stank wie die Hölle!“

Anklage: Feld umgepflügt und einen Fiat mehrfach mit dem Traktor gerammt

Werder (Havel) - Es ist kein Rosenkrieg, sondern eher eine Knoblauchfehde. Gerd G.* (56) liegt im Streit mit seiner Frau. Die Scheidung ist eingereicht. Trotz räumlicher Trennung betreiben sie in Glindow einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Der läuft mehr schlecht als recht. Dennoch soll Gerd G. im April vorigen Jahres ein knapp 300 Quadratmeter großes Knoblauchfeld umgepflügt und mit dem Traktor seiner Noch-Gattin deren kleinen Fiat mehrfach gerammt haben. Gesamtschaden: etwa 4000 Euro.

„Wir haben zuerst Bohnen angebaut, schwarze, gelbe und grüne“, erzählt der wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung Angeklagte. Die schwarzen Bohnen seien gar nicht zu verkaufen gewesen, die gelben seien sie mäßig los geworden, die grünen zu einem schlechten Preis. „Dann haben wir uns auf Knoblauch geeinigt“, so der Angeklagte. Jung und knackig sollte das würzige Gemüse sein. Doch seine Ehefrau und Geschäftspartnerin habe eine nicht marktfähige Sorte gewählt. „Die stank wie die Hölle.“ Deshalb habe er sie dem Erdboden gleichgemacht.

Gerd G. habe auf dem Feld überhaupt nichts zu suchen gehabt, befand Noch-Gattin Gerlinde*. Das verwundert den Oberstaatsanwalt sehr. „Sie führen einen gemeinsamen Betrieb. Da ist es doch selbstverständlich, dass man das Betriebsgelände betritt.“ Das findet der Angeklagte auch. „Ich habe dort sogar in einem Container mit Bett, Küche und WC gewohnt“, erzählt er. „Leider hatte er dann einen Wasserschaden. Ich hatte also viel zu tun, um Container und Landwirtschaft in Schuss zu halten.“

Statt seine Leistungen gebührend zu würdigen, sei er von der Verwandschaft der Ehefrau beschimpft, bedroht und des Geländes verwiesen worden. „Mein Schwiegervater ging sogar mit der Mistforke auf mich los“, empört sich der Angeklagte. „Ich habe um mein Leben gefürchtet.“ Deshalb habe er die Einfahrt zu seinem Refugium mit dem Fiat blockiert. „Das war eine uralte Kiste. Der Verkäufer wollte 100 Euro dafür. Ich habe ihm 250 Euro gegeben“, so Gerd G.. „Das Auto gehörte mir, nicht meiner Frau, wie sie behauptet.“ Wieso er den Kleinwagen dann mit dem Traktor demolierte, vermag Gerd G. nicht zu erklären. „Strafbar ist das ja nicht“, wirft der Oberstaatsanwalt lakonisch ein. „Es macht aus meiner Sicht allerdings wenig Sinn.“ Dann regt er an, das Verfahren wegen geringer Schuld einzustellen. „Ich weiß sowieso nicht, weshalb wir hier sitzen“, grollt er. Das Gericht ist einverstanden, Gerd G., der einer Einstellung ebenfalls zustimmen muss, auch. Aus dem Schneider ist er damit aber nicht. Jetzt ist das Zivilgericht am Zuge, die Streitigkeiten zu klären. (*Namen geändert.) Hoga

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