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Potsdam-Mittelmark: Der Müller gibt die Schlüssel ab

Die Inselmühle ist nicht fertig und mahlen wird er auch nicht dürfen: Paul Hänsch nimmt seinen Hut

Werder - „Ein Müller der nicht sauft, ein Mühlrad das nicht lauft, das sind Dinge auf der Welt, von denen keines mir gefällt.“ Der Spruch, der auf einem Notizzettel gekritzelt an der Innenwand der Inselmühle in Werder hängt, hat Müller Paul Hänsch eingeholt. Anderthalb Jahre war er Pächter der Inselmühle, jetzt hat Hänsch die Schlüssel abgegeben. Der Ruheständler, der in der sechsten Generation das Müllerhandwerk ausübt, sieht keinen Sinn, weiter zu warten. Dieses Jahr, so hatte er gehofft er, werde die Sanierung der Mühle abgeschlossen. Dann wollte er hier beginnen, Korn zu mahlen und in Partnerschaft mit einer Bäckerei ein Inselbrot für die Besucher anbieten, auch um seine Kosten zu decken.

Doch weder das eine noch das andere funktioniert, wie er es sich wünschte: Zwar drehen sich seit April die neuen Flügel endlich wieder in der Stadtsilhouette. Aber voll funktionstüchtig ist die Mühle erst zur Saison 2007. Im September soll der Mühlensattel nachgerüstet werden, damit sich das Bauwerk wieder gefahrlos in den Wind drehen lässt. Als letzter Sanierungsschritt wird dann das Mahlwerk hergerichtet.

Aber auch dann wird Hänsch seine Pläne für einen Dauerbetrieb der Mühle nicht durchsetzen können. Die Stadt fürchtet Probleme mit dem Lärmschutz, wenn die komplette Mechanik ständig knarzt, und will lediglich dreimal im Jahr ein Schaumahlen veranstalten. „Ich bin da als Müller unterfordert“, sagt Hänsch. Wer an eine Mühle zieht, sollte aus seiner Sicht damit rechnen, das auch mal was zu hören ist.

„Eine Mühle, die nicht läuft, ist wie ein unbewohntes Haus“, meint Hänsch. Reparaturbedarf könne man nur erkennen, wenn die schwere Mechanik in Bewegung gehalten werde. Ansonsten könne es zu bösen Überraschungen kommen. Schon dass sich die Bockwindmühle bis heute noch nicht in den Wind drehen lasse, sei schädlich für das Bauwerk. „Wenn der Wind von hinten kommt, gehen die Jalousien zu und die neuen Flügel können abfallen.“ Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich die Mühle selbst entzündet, wie ihr Vorgänger. Hänsch: „Indianer machen ihr Feuer, indem sie Holz auf Holz reiben.“

Und auch ein Übernachtungsplatz für den in Jüterbog lebenden Müller ließ sich auf dem Mühlengelände nicht einrichten. Im Werkzeugschuppen nicht, und ein Wohnwagen wurde auch nicht erlaubt. „Die Vorstellungen ließen sich einfach nicht in Übereinstimmung bringen“, so Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU), angefangen bei der Unterkunft. „Das ist einfach nicht dafür gebaut, da gibt es doch nicht einmal fließend Wasser.“ Ein Wohnwagen komme im Sanierungsgebiet schon gar nicht in Frage.

Der letzte Rekonstruktionsschritt an der Mühle sei nicht einmal wegen finanzieller Nöte verschoben worden, betont Schröder: Vielmehr wollte man die Touristensaison nicht, wie voriges Jahr, durch die Bauarbeiten stören. Die Mühlenöffnungszeiten sollen jetzt durch Stadtführer, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und irgendwann mal ABM-Kräfte gewährleistet werden. Zum Ingangsetzen der Flügel soll eine geeignete Person qualifiziert werden, womöglich sucht man sich noch Expertenrat. Andere Pächter, räumt Schröder ein, werden wohl schwer zu finden sein.

Es knirscht schon länger im Mahlwerk. „Wir haben Herrn Hänsch von Anfang an gesagt, dass kein Dauermahlbetrieb möglich sein wird“, so Schröder mit Verweis auf die befürchteten Immissionen. Zudem würden höhere hygienische Anforderungen an die Rekonstruktion bestehen, wenn das Korn vom Mühlenberg verarbeitet werde. 230 000 Euro kostet die Instandsetzung nach bisherige Berechnung, „das wäre dann noch teurer“.

Hänsch bleibt dabei: „Ich habe im Pachtvertrag ,Ausübung eines Gewerbes“ zu stehen. Was soll das denn eigentlich sein?“ Was die Stadt anzubieten habe, sei „alles nicht aus einem Guss“. Hänsch wird sich also weiter auf seine Müllertätigkeit in der Britzer Mühle konzentrieren. „Da darf ich auch mahlen für den Bäcker.“ Henry Klix

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