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Potsdam-Mittelmark: Der Sprecher unter den Tönemachern

Vor zwei Jahren wurde Tilo Bonow PR-Manager bei der Klingeltonfirma Jamba - heute eine millionenschwere Firma

Vor zwei Jahren wurde Tilo Bonow PR-Manager bei der Klingeltonfirma Jamba - heute eine millionenschwere Firma Von Peter Könnicke Berlin - Tilo Bonow kann sich noch gut erinnern. Vor einem Jahr unterschrieb er den Auftrag für den ersten Werbespot, den Jamba beim Musiksender MTV buchte. Ein Versuch, der 5000 Euro kostete. „Heute sind es Millionen“, weiß Bonow um den Werbeetat von Jamba. Heute kann keiner mehr MTV oder Viva sehen, durch Musikläden schlendern oder im Kino sitzen, ohne von Jamba animiert zu werden, sich Klingeltöne, Hits, Spiele oder Logos aufs Handy zu laden. 163 Millionen Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für Klingeltöne aus, 71 Millionen bezahlten sie für Handybilder. Und keiner verkauft dabei so gut wie Jamba - Spiele, Sounds, Logos, News, Sportergebnisse. „Jamba macht das Handy zum mobilen Büro, zur Spielekonsole und zur Kommunikations-Drehscheibe“, wirbt das Unternehmen selbst. Der Mann hinter den selbstbewussten Worten von Europas führendem Internetportal für mobile Unterhaltung ist Tilo Bonow. In Stahnsdorf, Teltow oder Kleinmachnow ist er bekannt geworden mit der Young Brass Company. Später war er Mitinitiator des „art event“ und das Dachverbandes Kultur Berlin-Brandenburg. Auftritte moderieren, Galerien eröffnen, Politiker beschwören – Bonows rhetorisches Talent und seine Lust zum Plaudern haben ihn schon vielfach zum Sprachrohr gemacht. Das muss auch der Jamba-Vorstand erkannt haben, als sie Bonow beim Bewerbungsgespräch vor sich hatten. Als die Jamba-Gründer Oliver, Marc und Alexander Samwer vor zwei Jahren einen PR-Manager für ihr damals zweijähriges Unternehmen suchten, war vieles nicht vorauszusehen. Niemand ahnte die Dimensionen, die Information und Unterhaltung übers Handy annehmen werden. Niemand glaubte, dass mit Klingeltönen Millionen zu verdienen sind. Die Samwer-Brüder – keine 30 Jahre alt - hätten nie gedacht, dass der amerikanische Telekommunikationsriese VeriSign ihre Firma für 273 Millionen Dollar kaufen wird, wie es vor wenigen Wochen geschehen ist. Und Bonow hat nicht wirklich daran geglaubt, mit seiner Bewerbung Erfolg zu haben. Heute ist er Kommunikationsmanager von Jamba und dessen Tochterfirmen, verantwortlich für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens und zuständig für zwei PR-Agenturen. Und dass er eine 26-jährige Assistentin hat, „ist schon komisch“, gibt Bonow zu. Er selbst ist gerade 24. Er bekam den Job, obwohl er seine Ausbildung zum Werbekaufmann noch nicht einmal beendet hatte. Seine Abschlussprüfung machte Bonow kurze Zeit später – in einer Mittagspause. Inzwischen ist Jamba zum Aushängeschild jungen Unternehmertums geworden. 350 junge Mitarbeiter beschäftigt Jamba auf mehreren Etagen eines alten Getreidespeichers am Spreeufer. Dass das Haus einst der angesehenen Kaufmannsfamilie Wissinger gehörte, die auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof eine einzigartige Grabstätte hat, weiß Bonow bei Präsentationen des Firmensitzes geschickt zu erwähnen. Politiker haben Jamba längst als Erfolgsplattform erkannt, Edelblätter wie „Die Zeit“ oder das „Time Magazin“ schreiben über das lohnende Downloading von Klingeltönen, Spielen und Informationen. STERN TV zeigt, wie Jamba-Komponisten immer neue Sounds kreiieren. Und die Computer-Messe Cebit erlebte durch Jamba in diesem Jahr zum erstem Mal den Verkauf von Videoklingeltönen. Überall, wo Jamba öffentlich wirksam wird, führt Bonow Regie. Er vermittelt das Zusammenspiel zwischen einem der größten europäischen Internetportale und den Medien, der Wirtschaft und der Politik. Bonow spricht für ein Unternehmen, dessen Wachstumschancen niemand zu definieren vermag. In einer Zeit, in der mobile Unterhaltung mehr wert ist als Information, ist ein Ende der Verwertungskette nicht abzusehen. Nach Klingeltönen sind es inzwischen Spiele fürs Handy, die den Kinostart von Filmen wie „(T)Raumschiff Surprise“ oder „Shrek“ begleiten. Im Reklamefeldzug der Filmproduktionsfirmen ist das Internetportal von Jamba eine feste Buchungsnummer. Das neueste sind singende Klingeltöne. Immer mehr Plattenfirmen sind interessiert, die Songs ihrer Künstler fürs mobile Entertainment zu vermarkten. 220 000 Titel hat Jamba in seinem Archiv angelegt. Klingelt Bonows Handy, ist das nicht lustig. Ein gewöhnlicher Klingelton. „Beim Diensthandy gibt es keinen Spaß“, gibt sich Bonow akkurat. Vielleicht nur ein kleiner Hinweis, dass der Handel mit Spaß und Unterhaltung ein ernsthaftes Geschäft ist. Die heute noch ungeahnten Möglichkeiten der mobilen Unterhaltung werden neue Märkte schaffen, Aktienkurse bewegen, uns immer modernere Handys bescheren, für Jobs sorgen. Tilo Bonow steht all dem erwartungsfroh gegenüber: „Man wächst mit seinen Herausforderungen.“

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