zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Doppelt ist billiger

Bis 2008 wird der Kreishaushalt mit „Doppik“ geführt. Das soll Nachhaltigkeit fördern und Kosten sparen

Bis 2008 wird der Kreishaushalt mit „Doppik“ geführt. Das soll Nachhaltigkeit fördern und Kosten sparen Potsdam-Mittelmark - Im Landratsamt macht zurzeit ein neuer Fahrplan zur Verwaltungsreform die Runde. Thema diesmal: Doppik. Der Fahrplan listet die Daten bis zu jenem Zeitpunkt auf, an dem der Landkreis wie ein Privatunternehmen laufen soll. Für 2008 steht hinter der Kameralistik – dem bisher angewandten Prinzip der Haushaltsführung – ein schwarzes Kreuz. In bereits vier Jahren also will man dieses alte Prinzip zu Grabe tragen. Landrat Lothar Koch (SPD) lud deshalb kürzlich zur Pressekonferenz. In den vergangenen Monaten sei von der Verwaltung ein Reformkonzept erstellt worden, über das der Kreistag in seiner nächsten Sitzung entscheiden soll. Einer der Hintergründe: Im November vergangenen Jahres hatte die Innenministerkonferenz der Länder beschlossen, Haushalte in deutschen Kommunen und Landkreisen auf das Doppik-Prinzip, der „doppelten Buchführung in Konten“, umzustellen. Danach wird nicht mehr nur von Ausgaben und Einnahmen ausgegangen. Wie in der Wirtschaftsbilanz sollen auch Geldströme und bestehende Werte aufgeschlüsselt werden. Beispiel: Wenn eine Straße saniert wird, finden sich derzeit nur die Kosten für diese Baumaßnahme im Haushalt wieder, nicht aber geschaffene Werte und künftiger Verschleiß. Bei der Doppik soll beides berücksichtigt werden, die Mittel für eine erneute Baumaßnahme können auf diesem Weg sogar langfristig angespart werden. Brandenburgs Landesregierung hat für die Doppik-Einführung eine Frist bis 2012 eingeräumt. In Potsdam-Mittelmark will man jedoch die Nase vorn haben und bereits 2008 „doppisch“ rechnen. „Wir müssen das nicht hinauszögern“, so Landrat Koch. Gleich nach Kreistagsbeschluss soll eine Projektorganisation gebildet werden, die losgelöst vom Tagesgeschäft im Landratsamt den Umbau organisiert. Die konkrete Ausgestaltung der Reform soll von insgesamt acht Projektgruppen übernommen werden, sie organisieren die Aus- und Weiterbildung des Personals und die Umstellung der Computersysteme. Eine weitere soll das Vermögen des Kreises erfassen, wichtigste Voraussetzung für die neue Buchführung. Bei der Besetzung der Gruppen muss der Landkreis aus dem vorhandenen Personal schöpfen, Geld für zusätzliche Kräfte habe man nicht. Alle Zahlen werden schließlich hierarchisch in einem 35-seitigen Produktkatalog aufgelistet: Der Verwaltungshaushalt wird in Produktbereiche aufgeschlüsselt (wie zum Beispiel Sicherheit und Ordnung), die Produktbereiche wiederum in Produktgruppen (zum Beispiel Verkehrssicherung), und diese am Ende in einzelne Produkte (wie die mobile Geschwindigkeitsüberwachung). Anstelle verwirrender Haushaltsstellen soll Transparenz herrschen. Schon ab 2006 soll jeder Federstrich und jede Leistung den einzelnen Ämtern zugeordnet werden können und ein Überblick gegeben werden – der Verwaltung selbst, dem Kreistag und dem Bürger, wie Koch verspricht. Mit Einführung der Doppik komme mehr Verantwortung auf die Fachbereichsleiter zu, so der Landrat. Auf der Grundlage ihrer finanziellen Mittel sollen sie in Zukunft selbst planen, vorgegebene Ziele erreichen und regelmäßig darüber berichten. Dieses „Controlling“ geht Hand in Hand mit der Verwaltungsreform. Die Vorteile daraus nennt Bernd Schade, Leiter des Landratsbüros: „Es wird in Zukunft effektiver gearbeitet.“ Durch den genauen Überblick über die Leistungen der Verwaltung könnten keine Gelder mehr verschwendet werden. Durch Controlling und die Schaffung von separaten Haushalten in den Fachbereichen würden deren Leiter letztendlich auch zum Sparen animiert werden. „Bislang kommt es nur allgemein dem Kreishaushalt zugute, wenn ein Amtsleiter im eigenen Bereich spart. Demnächst soll sein Amt direkt davon profitieren.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false