zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Eine durchwachsene Spargelsaison

Kalte Witterung führt zu Einbußen von bis zu 30 Prozent / Am kommenden Wochenende wird trotzdem gefeiert

Kalte Witterung führt zu Einbußen von bis zu 30 Prozent / Am kommenden Wochenende wird trotzdem gefeiert Von Hagen Ludwig Beelitz – „So eine durchwachsene Spargelsaison haben wird seit vielen Jahren nicht mehr gehabt“, blickt Gerald Simianer zurück. Sein Hof in Busendorf ist einer von 14 landwirtschaftlichen Betrieben, die sich im Beelitzer Spargelverein zusammengeschlossen haben. Gemeinsam haben sie am 21. April im benachbarten Klaistow die Saison für das begehrte Edelgemüse eröffnet. In der Nacht zuvor gab es plötzlich noch einmal Bodenfrost. Minus 7 Grad ließen auf dem Hof Simianer vor allem den Grünspargel erfrieren. Im Gegensatz zum weißen Spargel kann er bei Kälte nicht unter schützender Folie gehalten werden. Auch in den folgenden Wochen wollte sich die richtige Spargelwärme nicht einstellen. „Nur an vier Tagen haben wir auf unserem Hof die sonst normale Erntemenge von 15 bis 20 Tonnen erreicht“, berichtet Simianer. Um etwa 20 bis 30 Prozent werde die Ernte in diesem Jahr geringer ausfallen. Dass die weißen und grünen Stangen bisher nicht ungezügelt in die Höhe schossen, hat für die Spargelbauern allerdings auch einen positiven Aspekt. Das Kilo 1A-Qualität in Busendorf kostet immer noch 5,90 Euro, die dünneren Stengelchen sind für einen Euro zu haben. Das ist insgesamt etwas mehr als im vergangenen Jahr. Doch auf dem Spargelmarkt wird die Konkurrenz größer, die Anbaufläche in Brandenburg und den östlichen Nachbarländern wurde in den vergangenen Jahren erheblich erweitert. „Nur mit besonders guter Qualität werden wir künftig unsere Position halten könne“, betont Simianer. Grundvoraussetzungen seien eine gewissenhafte Sortierung und moderne Frischhalteverfahren. Zudem setzt der aus dem Badischen stammende Landwirt auf kontrollierten Anbau – das heißt, dass Dünger und Pflanzenschutzmittel nach gründlichen Bodenanalysen ausschließlich „maßgeschneidert“ angewandt werden. Wichtig sei es für die Qualität des Spargels auch, dass die Fruchtfolge eingehalten wird. „Die heutigen Sorten können sechs bis sieben Jahre lang geerntet werden, dann muss der Boden ruhen“, erläutert Simianer. In dieser Zeit kann zum Beispiel Roggen und Winterraps angebaut werden. Bekannt ist der Busendorfer Hof auch für seinen Grünspargel. In vielen Ländern der Welt kommt nur diese Spargelsorte auf den Tisch, und auch in Deutschland findet sie immer mehr Liebhaber. Seit 20 Jahren schon beschäftigt sich die Familie Simianer mit dem Anbau des Grünspargels, der im Gegensatz zu seinem weißen Artgenossen lehmige Standorte liebt, die auf den Luchböden bei Busendorf zu finden sind. Für Grün und Weiß bekam Simianer jetzt das Goldene Gütezeichenband der Agrar-Marketing-Gesellschaft CMA verliehen. Auf 85 Hektar bauen die Simianers bei Busendorf mittlerweile Spargel an. Angefangen haben sie 1992 auf den lockeren Böden des Beelitzer Sanders mit 12 Hektar. In diesem Jahr helfen 160 Saisonkräfte aus Polen und Kroatien, die Ernte einzubringen. Hinzu kommen 25 deutsche Saisonkräfte und drei Festangestellte. Beim Verkauf setzt Simianer fast ausschließlich auf Direktvermarktung. An guten Wochenenden werden bis zu drei Tonnen allein auf dem Spargelhof mit eigener Gaststätte verkauft. Zudem gibt es sieben eigene Verkaufsstände in Berlin, Potsdam und Werder. Soviel Aufwand für das edle Gemüse muss gefeiert werden. Deshalb freut sich auch Gerald Simianer trotz trüber Saison auf das Beelitzer Spargelfest am kommenden Wochenende. Im großen Festumzug am Sonntag wird sein Spargelhof mit einem Kremser dabei sein. Das Spargelfest soll noch einmal so richtig Appetit auf das Saisongemüse machen, denn zum Johannistag am 24. Juni werden traditionell die letzten Spargelstangen gestochen. Dann werden bei Simianer wie auch bei anderen Spargelbauern die ersten Kulturheidelbeeren geerntet. Das Blaubeerfeld befindet sich direkt am Hof. Auch 20 verschiedene Sorten Kürbis hat Simianer jetzt angebaut. Mehrere wirtschaftliche Standbeine können von Vorteil sein – man weiß ja nie, wie das Spargelwetter wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false