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US-Truppen fahren durch Brandenburg Richtung Polen: Erholung am Übungsplatz

80 US-Soldaten haben in der Nacht zum Mittwoch in Brück Station gemacht. Sie waren nicht die letzten.

Von Enrico Bellin

Brück - Freundlich winken die Fahrer der sandfarbenen Hummer-Geländewagen und Lastwagen, der Beifahrer eines der 40 Fahrzeuge macht das Peace-Zeichen in Richtung der Journalisten: Bei den US-Amerikanischen Soldaten, die auf dem Weg von Bremerhaven nach Polen in der Nacht zum Mittwoch auf dem Truppenübungsplatz Lehnin-Brück Rast gemacht haben, scheint die Stimmung am Mittwochmorgen trotz Außentemperaturen von knapp zehn Grad unter Null gelöst.

Vor Wochen sind sie im US-Bundesstaat Colorado im Zentrum der Vereinigten Staaten gestartet. Seit dem 5. Januar sind die 80 Soldaten, die Teil einer 4000 Mann starken Truppe sind, in Deutschland. „Tagelang haben sie in Bremerhaven die Schiffe entladen, seit gestern Nachmittag konnten sich die Jungs hier etwas entspannen“, sagt Montigo White am Mittwochmorgen bei der Abfahrt des Konvois. Er ist Sergeant Major der US Army, was in etwa dem deutschen Stabsfeldwebel entspricht.

White ist schon länger in Deutschland stationiert und betreut seine Kameraden, die Verstärkungskräfte im Rahmen der US-Operation „Atlantic Resolve“ sind und zur Stärkung der Nato-Ostflanke nach Mittel- und Osteuropa verlegt werden. Bis Ende des Monats werde die gesamte Truppe an den Einsatzorten vor allem in Polen angekommen sein.

Seit Anfang Dezember sei klar gewesen, dass die Truppen auf ihrem Weg in Brück Station machen werden, sagt Bastian Schad, Kommandant der Kaserne. „Die genauen Anfangs- und Enddaten haben wir aber erst vor ein paar Tagen erfahren“, so Schad. Kleinere Grüppchen von drei bis vier Geländewagen seien schon in der vergangenen Woche angekommen und hätten übernachtet. Der Hauptkonvoi mit den 40 Fahrzeugen war wie berichtet eigentlich für Montagabend angekündigt – zeitgleich war eine Demonstration der Linkspartei vor Ort angemeldet, zu der 150 Menschen erschienen waren. Warum der Trupp dann erst einen Tag später kam, ob man etwa den Demonstranten aus dem Weg gehen wollte, konnten am Mittwoch weder Schad noch White einschätzen. Weitere Demonstrationen habe es vor Ort nicht gegeben.

Großen Aufwand habe der Zwischenstopp der Amerikaner nicht gemacht. „Wir haben eine Kapazität von 600 Soldaten vor Ort, und die eigene Auslastung ist derzeit nicht so hoch“, erklärt der Kommandant. Erst ab der kommenden Woche sei die Kaserne ausgelastet, besonders der Schießplatz wird über das Jahr hinweg von Verbänden aus ganz Deutschland genutzt. Allerdings werden noch ein paar vereinzelte Fahrzeuge der Amerikaner in Brück erwartet, die dort etwa ihre Geländewagen auftanken wollen. „Die Soldaten bekommen von uns auch eine Rechnung mit“, sagt Bastian Schad. Wie hoch die in etwa ausfallen und wie sie bezahlt wird, könne er aber nicht einschätzen.

Wie berichtet verlagert die US Army nur Last- und Geländewagen auf der Straße, Panzer werden in langen Zügen per Bahn gen Osten transportiert. „Mit den Fahrzeugen, die Räder haben, wollten wir den Transport auf der Straße üben“, so Montigo White. Am Mittwochabend sollte der Konvoi in der Oberlausitz im sächsischen Weißkeißel ankommen, am heutigen Donnerstag soll er Polen erreichen. Dabei ist der Konvoi recht zügig unterwegs, im Schnitt fahre man 45 Meilen pro Stunde – etwa 70 Kilometer.

Auf den ersten Metern wurden sie dabei gestern von deutschen Feldjägern begleitet, die an der Autobahnabfahrt Beelitz der A 9 die rechte Fahrspur für die Auffahrt des Konvois gesichert haben. Hauptsächlich sind die Fahrzeuge auf Autobahnen unterwegs – einer der Gründe, warum man sich für den Brücker Übungsplatz an der A 9 als Nachtlager entschieden hat. Das Timing war auf die Nebenverkehrszeiten abgestimmt. Das größte Nadelöhr der Region, die Baustelle zwischen den Autobahndreiecken Potsdam und Nuthetal, passierten die 40 Fahrzeuge, die in zwei Kolonnen aufgeteilt waren, gegen 10 Uhr ohne größere Vorkommnisse.

Womöglich ziehen im September erneut Konvois durch Brandenburg – dann sollen die Truppen abgelöst werden. Montigo White zufolge wird die US Army dann aber wohl eine andere Streckenführung wählen. Für den Ernstfall wolle man so viele Transportwege wie möglich ausprobieren.

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