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Der jahrelange Leerstand hat Spuren am Schloss Petzow hinterlassen.

© Andreas Klaer

Bauprojekt in Werder: Exklusives Wohnen im Schloss Petzow

Die Potsdamer Bauträger G+G hat das Kähnsche Herrenhaus gekauft und will dort fünf Millionen Euro investieren. Der Kaufvertrag sei unterschrieben, bestätigte die Familie von Axel Hilpert. Petzows Ortsvorsteher hätte sich eine andere Lösung gewünscht.

Werder (Havel) - Exklusiv wohnen im von Karl Friedrich Schinkel erbauten Schloss Petzow – das könnte schon bald Realität werden. Die G+G Bauträger GmbH aus Potsdam will das denkmalgeschützte Anwesen sanieren und umnutzen. Nach Angaben von G+G-Geschäftsführer Alexander Gottschald sollen in dem einstigen Kähnschen Herrenhaus für über fünf Millionen Euro hochwertige Eigentumswohnungen entstehen. Ein notarieller Kaufvertrag sei bereits unterschrieben, aus der Familie Hilpert wurde das gestern auf PNN-Anfrage bestätigt.

Mehrheitsgesellschafter der „Schloss Petzow Besitz- und Betriebsgesellschaft mbH“ ist der Mentor und Geschäftsführer des Resorts Schwielowsee Axel Hilpert. Wie berichtet hat ihn das Landgericht Potsdam im Juni vergangenen Jahres wegen schweren Betruges, Untreue und Steuerhinterziehung zu fünf Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Hilpert soll 9,2 Millionen Euro Fördermittel für den Bau des Petzower Ferienresorts zu Unrecht bekommen haben, er hat Revision gegen das Urteil eingelegt. Im Zusammenhang mit dem Verfahren fordert die ILB die Fördermittel zurück (PNN berichteten).

Zuletzt wurde das Schloss Petzow im Internet für 2,3 Millionen Euro angeboten. Potenzielle Kaufinteressenten wurden nach PNN-Informationen an Hilperts Hausbank, die DKB, verwiesen. Alexander Gottschald, der die G+G gemeinsam mit Michael Gartemann betreibt, wollte den Kaufpreis gestern nicht bestätigen. Das Schloss passe gut ins Portfolio der Bauträgergesellschaft, die in Potsdam bereits zahlreiche Gebäude, darunter viele denkmalgeschützte Miethäuser, saniert hat.

Zum Petzower Projekt habe es bereits erste Abstimmungen mit der Denkmalschutzbehörde und dem Werderaner Bauamt gegeben, sagte Gottschald. Er sprach von einer „Symbiose von modernem Wohnen und Denkmalschutz“, besonders die bröselnde Gebäudehülle soll vollständig saniert und wieder hergerichtet werden. Einen dritten Gebäudeflügel, wie ihn Axel Hilpert einmal geplant hat, soll es nicht geben, möglicherweise aber eine Tiefgarage und in einer späteren Phase ein Mehrfamilienhaus am Schlosshof.

Noch im ersten Halbjahr soll zunächst ein Bauantrag für die bestehenden Gebäude gestellt werden, sagte Gottschald. Darin sollen, je nach den Möglichkeiten des Denkmalschutzes, insgesamt 30 rund 70 Quadratmeter große Dreiraumwohnungen entstehen. Auch einen Wasserbezug werde es geben, der Schlosspark bleibe aber öffentlich zugänglich. Er gehört der Stadt Werder. Gottschald hofft, zum nächsten Jahreswechsel mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Das sanierte Objekt soll dann verkauft werden, „vorzugsweise an einen Einzelanleger“. Der Unternehmer ist guter Dinge, dass der anvisierte Preis von etwa 4000 Euro pro Quadratmeter erzielbar ist. „Es gibt eine hohe Liquidität im Markt, günstige Zinsen und die allgemeine Inflationsangst.“

In Petzow war man über die Neuigkeit gestern nicht erfreut. „Das ist keine gute Nachricht“, sagte Ortsvorsteher Bernd Hanike. Der Ortsbeirat habe sich für das Schloss eine öffentliche Nutzung gewünscht. „Dass dort jetzt Eigentumswohnungen gebaut werden, ist für Petzow die schlechteste Lösung. Da geht viel verloren für den Ort“, so Hanike. Er hätte gehofft, dass andere Kaufinteressenten den Zuschlag bekommen, so der Ortsvorsteher mit Verweis auf die Betreiber des Standbades Caputh: Vor zwei Monaten hatten Kay Kablitz und Christina Lüthgens ihre Pläne für das Schloss im Ortsbeirat vorgestellt. Sie wollten hier einen Herbergsbetrieb einrichten, wie Kablitz bestätigte. „Unsere Pläne wurde mit Wohlwollen in Petzow aufgenommen.“ Man habe sich auch offiziell um den Erwerb bemüht. Das daraus nichts wird, erfuhr Kablitz gestern von den PNN.

Andere sind froh, dass der Verfall des Tudor-Schlosses endlich ein<TH>Ende hat: Klaus Kosakowski, früher im Management von Rewe, dann Grundstücksentwickler, will auf der Brache des früheren Schlossgartens bis zum Jahr 2014 einen öffentlichen Obst- und Ziergarten anlegen. Außerdem sind im Hinterland des Schlosses mehrere Neubauten geplant. Zwar sei auch seine Lieblingsvorstellung ein Hotel mit ordentlicher Küche gewesen, so Kosakowski. „Aber wenn sich nicht bald jemand kümmert, wird das Schloss zur Ruine.“ Von der G+G und ihren Geschäftsführern habe er in einem ersten Gespräch einen sehr guten Eindruck gewonnen. „Die können das.“

Das seit Jahren leer stehende Schloss sollte einst im Zusammenhang mit dem Resort zu einem zweiten Hotelstandort entwickelt werden, es steht seit Längerem zum Verkauf. Laut dem letzten, im Bundesanzeiger veröffentlichen Jahresabschluss aus dem Jahr 2009 betragen die durch Pfandrechte gesicherten Verbindlichkeiten der „Schloss Petzow Besitz- und Betriebsgesellschaft“ über 3,5 Millionen Euro.

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