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DasWAR“S: Flächendeckend in Sicherheit

Was Peter Könnicke zum Schutz vor Vogelgrippe rät

Gestern Vormittag hatte ich einen Termin an der Alten Potsdamer Landstraße in Stahnsdorf. Jemand wollte mir zeigen, dass dort Bäume gefällt worden sind. „Flächendeckend!“, wie mir eindringlich eingeschärft wurde. Das müsse unbedingt in die Presse.

Okay, dachte ich, der wirksamste Schutz gegen die Vogelgrippe ist, sämtliche Bäume abzuhacken, so dass es den Vögeln an Sitzgelegenheiten fehlt. Wo keine Äste sind, kann kein Falke vom Baum kacken. Die Gefahr, dass man beim Spaziergang in Spatzenschitt tritt und später beim Schuheputzen H5N1 inhaliert, ist geringer, wenn es weniger Bäumen gibt. Zugegeben: das ist Radikalprävention, aber wirksam.

Genauso muss man die gegenwärtigen Abholzungen im Kleinmachnower Bannwald verstehen. Auch dort wird reichlich gesägt. Offiziell heißt es, dass es sich um normale Waldpflegearbeiten handelt. Doch ist das nur die Version, um Panik zu vermeiden. In Wirklichkeit nämlich wird der Bannwald zur sterilen Zone hergerichtet. Der Seeberg übrigens auch. Zu verdanken haben wir das den eifrigen Natur- und Umweltschützern. Hätten die nicht ständig auch nur das kleinste Gebüsch zum Biotop erklärt, in dem neben Fauna und Flora, Holzböcken und Käfern auch Spechte und Kohlmeisen zu Hause sind, hätten wir jetzt weniger Gefahrenzonen. Bislang war die Erwähnung von Nist- und Brutplätze wichtig für den Schutz von Bäumen. Heute sind diese Verweise Kommandos zum Fällen. Wo“s piept, wird geholzt.

Um zu verhindern, dass im Seehofer Wäldchen gebaut wird, hat jetzt ein Anwohner erzählt, dass sich jedes Jahr an einem bestimmten Tag im April die Nachtigall zurückmeldet. Das war“s: Der Wald muss weg, und zwar komplett. Man streitet sich ja derzeit in Teltow, ob man auf innerstädtischen Wiesen und in Wäldern bauen darf. Jetzt werden die Dinge einfacher: Landschaftsschutzgebiete – LSG – innerhalb von Ortschaften werden künftig als VGG – Vogelgrippegebiete – gekennzeichnet, was eine Ausweisung als Bauland bedeutet. Die Hausbauindustrie feiert Konjunktur und die Region wird doch noch zum Wachstumskern.

Natürlich sind trotz des effizienten Infektionsschutzes die Nachteile nicht zu verschweigen. Mit „Wohnen im Grünen“ kann man in Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow nur noch bedingt werben. Vogelgezwitscher gibt es nur noch von CD. Und unsere Kinder werden keine Ahnung haben, wie Eichen und Buchen aussehen. Wir werden ihnen Heimatbücher mit Duftproben kaufen, so dass sie wissen, wie“s im Wald riecht.

Aber wir sind sicher. Flächendeckend!

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