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Potsdam-Mittelmark: Für Lärmschutz vorm Kanzleramt

Teltower Bürgerinitiative bittet in einem Brief an Angela Merkel um Ruhe vor der Anhalter Bahn

Berlin/Teltow - Einen Brief an Angela Merkel wollten zehn Teltower übergeben, die gestern Morgen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin standen. Ihr Kommen hatten sie per e-Mail angekündigt, so hatte es ihnen das Bundespresseamt empfohlen. Mit Schirmen und hochgeschlagenem Mantelkragen trotzten sie dem Nieselregen, der über den Vorplatz fegte. Auch einige Touristen fanden sich am Zaun ein, um einen Blick aufs Regentenamt zu werfen.

Unterdessen erregte die Abordnung der Teltower Bürgerinitiative „Lärmschutz Anhalter Bahn“ nach ungefähr zehn Minuten die Aufmerksamkeit eines Polizisten, der nachfragte, ob sie mit jemandem verabredet wären. Initiativensprecher Uwe Valentin bestätigte das. Aber man wisse nicht, wer da komme, um den Brief abzuholen. Denn bisher sei die e-Mail unbeantwortet geblieben. Der Polizist eilte zurück, um zu telefonieren, derweil hielt Valentin schützend seinen Schirm über den Brief, in dem die Teltower die Kanzlerin bitten, sich für Lärmschutzmaßnahmen an der Anhalter Bahn einzusetzen, die ab kommenden Mai an Teltow vorbeirauschen wird. In dem Brief steht auch, dass sie auf das Lärmminderungsprogrammm entlang bestehender Trassen hoffen, das die Große Koalition in Aussicht gestellt hat. Doch der Brief, das wissen sie, wird allein nichts bewirken, sondern ist nur ein Schritt von vielen. Deshalb soll nun peu à peu vorgegangen werden und in der Warterunde wurde bereits erwogen, sich an den Petitionsausschuss zu wenden.

„Gute Idee“, pflichtete ihnen die Kleinmachnower Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Bündnis 90/Grüne) bei, die gekommen war, um der Initiative beizustehen. Die Politikerin gehört zu der Gruppe im Bundestag, die das Anliegen der Teltower unterstützt und von ihr erfuhren sie, dass Mittwoch immer großer Sitzungstag ist und die „Büros hier mit e-Mails überflutet werden“. Dann schilderte sie ihre Erfahrungen mit der Bahn: Deren Methode sei es, Probleme immer nur scheibchenweise zu behandeln. Unverständlich sei ihr, dass die Deutsche Bahn AG einerseits von ständigen Geldsorgen spreche, andererseits Bundesmittel in Höhe von 1,4 Milliarden Euro nicht abrufe. Behms Fazit: „Mehdorn will sich fit machen für den Börsengang, egal ob die Anwohner entlang der Schienen darunter leiden.“

Absehbar sei ein Lärmschutzproblem auch für ihren Heimatort Kleinmachnow, falls die Stammbahn dort wieder fahren sollte, so Behm. Denn so wie die Bahnstrecke in Teltow sei auch das dann eine Wiederinbetriebnahme. Damit jedoch begründete die Bahn bisher, warum sie Lärmschutzmaßnahmen für die Teltower Anwohner ablehne.

Für jüngste Irritationen sorgte zudem eine Antwort des Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Ulrich Kasparick, der dem Berliner FDP-Abgeordneten Hellmut Königshaus erklärte, dass das neue Lärmschutzprogramm der Regierung Strecken nicht miteinbeziehe, für die es bereits Planfeststellungsbeschlüsse gibt. Anmerkung von Königshaus: „Es sind offenkundig alle Strecken planfestgestellt.“

Ihren Brief konnte die Abordnung kurze Zeit später übergeben: Dirk Pung-Jakobsen, Referatsleiter für Verkehr im Bundeskanzleramt, nahm ihn Empfang. Eine Anmeldung per e-Mail sei ungewöhnlich, aber sie habe sich im Mail-Pool angefunden, meinte Pung-Jakobsen und versprach auch eine Antwort auf den Brief. Den PNN sagte Uwe Valentin, dass in Kürze ein Gespräch zwischen dem Abgeordneten Königshaus und Bahnchef Mehdorn stattfinde, ebenso werde es erneute Anfragen von Abgeordneten im Bundestag zum Thema Lärmschutz Anhalter Bahn geben. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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