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KulTOUR: Gemälde, Stiere und georgischer Wein

Drei Tage Kunst im Autohaus: Eine originelle Symbiose / Pläne für Deutsch-Kaukasisches Kunstzentrum

KulTOURDrei Tage Kunst im Autohaus: Eine originelle Symbiose / Pläne für Deutsch-Kaukasisches Kunstzentrum Schwielowsee -Geltow - Dem ersten Anschein nach ging es im Geltower Autohaus Teichmann am Osterwochenende ein wenig zu wie bei Sotheby“s Auktionen: Gemälde alten und neueren Stils waren, wo immer möglich, gehängt, andere lehnten an nagelneuen Autokarossen, ein Tisch mit georgischem Wein stand für interessierte Gäste bereit. Das „Internationale Deutsch-Kaukasische-Kunstzentrum“ e. V. (in Gründung) hatte sich mit dem Geschäftsmann zu einer originellen Symbiose zusammengetan, von der alle etwas haben sollten, auch die bildenden Künstler im fernen und steilbergigen Georgien. Dieses Land ist mit Malern geradezu gesegnet, doch die meisten haben kaum Geld, um sich Farben zu leisten. Ihnen zu helfen und zugleich den Ost-Westlichen Diwan zu bereiten, haben sich diese Kunstliebhaber auf die Fahnen geschrieben. Einhundert Werke, vornehmlich aus dem Kaukasus und Russland, aber auch andere Bilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert, standen für drei Tage bereit, ausgestellt und, wenn möglich, verkauft zu werden. Sogar ein echter Pesne war dem Vernehmen nach im Angebot. Der Erlös soll neben den notleidenden Künstlern „Osteuropas“ auch dem Verein selbst zugute kommen, dringend werden eigene und bezahlbare Räume auf Dauer gesucht. Man beabsichtige nämlich, „in Potsdam ganz ´was Großes aufzubauen“, wie Kurator Helmut Dohnke durchblicken ließ. Als Aussteller zeichneten das Internationale Künstler-Zentrum, die Galerie „Kunst der Moderne“ sowie der Georgier Thomas Muradeli. Die Schirmherrschaft lag in prominenten Händen: Niemand Geringeres als die anwesende Nichte Wilhelm II. aus zweiter Ehe mit Hermine, Caroline Prinzessin von Schoenaich-Carolath, sowie Prinz Michael Dolgaruki aus dem Geschlecht der russischen Romanows stehen als Repräsentanten und Mitglieder zur Verfügung. Zu sehen gab es reichlich. Zuerst jene Präsentation archäologischer Funde mit den beiden Stieren „Apis und Serapis“ aus Vollbronze, vom Motiv her altägyptisch, entstanden jedoch im islamischen Einzugsbereich des 7. nachchristlichen Jahrhunderts. Keiner weiß, wie diese Stücke an die Ostgrenze des Kaukasus-Landes gekommen sind, Muslime verehren ja keine Götzen; unklar auch jene eingravierten Schriftzüge, die niemand lesen kann. Daneben Terrakotta-Arbeiten etwas früheren Datums, der Marmorkopf eines Mädchens von Adel, andere „Artefakte“. Und eben Kunst aus erster und zweiter Hand (leider schlecht ausgeleuchtet) in erstaunlicher Fülle, naiv, realistisch oder modern: Arbeiten junger Maler vom großen Gebirge, Landschaftsmotive, Stilleben mit Blumen, Akte, aber auch Porträtarbeiten russischer Provenienz, mehr als einhundert Jahre alt - das alles hat der Maler und Sammler Thomas Muradeli wohlfeil vereint. Unter den Vorzeigestücken das Abbild des „Zarewitsch“ und die Mutter des englischen Königs Karl IX. Dergestalt schien das geschäftliche Ambiente im Hause Teichmann mit seiner zwitschernden Vogel-Voliere für drei ruhende Tage gänzlich verwandelt, Kunst kann eben vieles.

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