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Gut schmecken soll es, gesund sein auch: Das Essen in der Schule. Nach dem Sodexo-Skandal wollen einige Gemeinden jetzt nachbessern.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Gut essen, mehr zahlen

Teltow will Essen in Kitas und Schulen verbessern. Die Preise sollen auch sozial Schwache bezahlen können.

Teltow - Die Stadt Teltow will nach der heftigen Brechdurchfallwelle in Schulen und Kitas auf die Debatte um gesunde Kinderkost reagieren. Teltower Kinder sollen künftig besser essen. Das kündigte Michael Belkner, Leiter des Fachdienstes Schule und Soziales im Rathaus, auf einer Podiumsdiskussion zum Thema an. Die Qualität des gelieferten Schulessens soll bei der Auswahl der Caterer eine größere Rolle spielen. Doch was gut schmeckt und gesund ist, wird auch mehr kosten.

„Wir werden unsere Eltern daran gewöhnen müssen, dass für ein Schulessen von höherer Qualität ein höherer Preis gezahlt werden muss“, sagte Belkner am Montagabend. Die Lokale Agendagruppe „Gesunde Kinderkost“ hatte in den Stubenrauch-Saal geladen, um nach dem Skandal um verseuchte Tiefkühlerdbeeren über die Qualität des Schulessens zu diskutieren. Derzeit werde in einer Ausschreibung für die drei Teltower Grundschulen und die Oberschule am Mühlendorf nach Essensversorgern gesucht. Bis zum Sommer kann die Stadt entscheiden. Der Vertrag gilt für zwei Jahre. Ob die neuen Qualitätsmaßstäbe dann schon greifen, sei noch nicht klar, sagte Belkner.

Zunächst müsse man klären, wie man sozialschwache Familien finanziell unterstützen kann, damit auch sie die Kosten bezahlen können. Wie stark die Preise steigen, sei nicht abzusehen. Derzeit werden für ein Essen etwa 2,20 Euro fällig. Anders als für Kitas schloss Belkner eigene Vollküchen für Schulen aus.

Wie berichtet, waren vor den Herbstferien über 11 000 Kinder in Ostdeutschland an Brechdurchfällen erkrankt. Der Caterer Sodexo hatte verseuchte chinesische Erdbeeren an Schulen ausgeliefert. Während in der Region zahlreiche Einrichtungen betroffen waren, traten die Noroviren in Teltow nur am Hort im Mühlendorf auf, die einzige Einrichtung, die von Sodexo beliefert wird. Die Eltern dort hätten sich inzwischen für ein teureres Schulessen zu einem Preis von 2,50 Euro ausgesprochen, sagte eine Mutter.

Dass nicht noch mehr Kinder betroffen waren, sei den strengen Rahmenbedingungen in Teltow zu verdanken, so Belkner. Demnach darf Schulessen seit 2005 nicht über zwei Stunden warm gehalten werden. Zu den Mahlzeiten wird Vollkornbrot und Obst gegeben. Verboten sind frittierte Speisen, gehärtete Fette, künstliche Aromen, Geschmacksverstärker und genmanipulierte Zutaten.

Die Kriterien wurden nach einer Untersuchung durch den Ernährungswissenschaftler Hans-Joachim Zunft vom Ernährungsinstitut in Potsdam-Rehbrücke aufgestellt. Auch Zunft war zu Gast und referierte über die damalige Richtlinie. Auffällig sei der Verlust des Vitamin-C-Gehalts in der Nahrung beim Transport gewesen. Auch der Gehalt von Calcium, Folsäure und die Zahl der Kalorien entsprachen seinerzeit nicht den Anforderungen. Anders als erwartet waren die Speisen nicht zu fettig. Für einen Preis von etwas mehr als zwei Euro könne man dauerhaft keine hohe Qualität erwarten, sagte Zunft. Da sei ein Preis zwischen drei und vier Euro nötig. Er sprach sich zudem für Ernährungsunterricht aus und forderte Eltern auf, mit gesunder Kost im eigenen Heim zu beginnen.

Zur Diskussion waren auch Eltern aus Schwielowsee und Michendorf erschienen. Die Mütter und Väter wollen in ihren Kommunen für eine bessere Schulverpflegung kämpfen – Teltows Qualitätsanforderungen könnten ein Beispiel sein. Aufmerksam verfolgten sie den Bericht von Kitaleiterin Christiane Gongoll. Ihre Kita Käferland ist in Teltow die einzige, in der wieder frisch gekocht wird. Das kostet: Allein im Einkauf würden zwei Euro pro Kind und Tag fällig, hinzu kommen Personalkosten. Aber dafür schmeckt’s. Tobias Reichelt

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