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Potsdam-Mittelmark: Havelcamp in der Sackgasse

Für Rucksack-Herberge am Zernsee wird Bebauungsplan gefordert / Den Investoren ist das zu teuer

Werder (Havel) - Schon zur nächsten Saison sollte das Havelcamp in der Kolonie Zern in Werder in Betrieb gehen. Für 20 bis 30 Euro sollten im ehemaligen Erntehelferlager Übernachtungen für Rucksacktouristen und Wasserwanderer angeboten werden. Das Diakonische Werk Potsdam wollte das bekannte Oderland-Camp an den Zernsee nach Werder importieren. Der Standort sollte auch als Bildungs- und Begegnungsstätte vermarktet werden. Im Juni wurde der Bauantrag gestellt, aber ganz so schnell wie erhofft geht es nun wohl doch nicht.

Die Diakonie war von einem Projekt im Bestandsschutz ausgegangen, für das eine schnelle Baugenehmigung zu haben ist. Tatsächlich wurden die hier 1973 entstandenen Bauten einst als Schulungs- und Ferienheim genehmigt, wie die Bauaufsicht in Belzig gegenüber den PNN bestätigte. Doch nach der Wende habe es weitere Nutzungen gegeben – unter anderem als Asylbewerberheim und als Erntehelferlager. „Genau lässt sich das nicht mehr nachvollziehen, weil nie Umwidmungsanträge gestellt wurden“, sagte Ulf Schilling von der Bauaufsicht. Die Bauaufsicht habe nach der Wende noch keine Zeit gehabt, solchen ordnungsrechtlichen Verstößen nachzugehen, „wir waren mit Baugenehmigungsverfahren ausgelastet“.

Doch durch den Nutzungswechsel – auch wenn er nie genehmigt war – sei die ursprüngliche Nutzung hier im Außenbereich von Werder aufgegeben worden. Damit sei auch der Bestandsschutz verwirkt, so Schilling. Bauanträge für ein Motel und ein Hotel seien bereits abgelehnt worden. Wenn die Diakonie jetzt hier tätig werde, müsse sie auch im eigenen Interesse ein Bebauungsplanverfahren führen. Rund 60 bis 70 Behörden und Verbände wären daran zu beteiligen. „Sonst kann ein solches Camp jederzeit durch eine Klage wieder gekippt werden.“

Das Planverfahren dauert länger und ist teurer als ein Bauantrag, weiß auch Diakonie-Geschäftsführer Marcel Kankarowitsch. Rund 250 000 Euro wollten die Diakonie und der Eigentümer des rund zwei Hektar großen Wassergrundstückes, die AS Immobilien GmbH, investieren, um zwei der noch intakten Gebäude herzurichten. „Mehr wirft das Projekt auch einfach nicht ab“, so Kankarowitsch. Er sieht durch die Forderung der Bauaufsicht das ganze Projekt gefährdet. „Die Immobilie war doch eigentlich auch die ganze Zeit für die Beherbergung da“, meint Kankarowitsch.

Ähnlich sieht es Werders Bürgermeister Werner Große (CDU). Doch auch in einem Spitzengespräch mit Vizelandrat Christian Stein (CDU) konnte er gestern keinen Verzicht auf das komplizierte Planverfahren durchsetzen. Immerhin wurde man sich einig, dass das Verfahren in „überschaubarem Rahmen“ bleiben soll. „Da keine baulichen Änderungen geplant sind, reicht es aus, wenn die künftige Nutzung und mögliche Konflikte definiert werden“, sagte Große. Teurer werde es trotzdem. Immerhin: Das Umweltministerium habe bereits in Aussicht gestellt, die Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet zu lösen. Henry Klix

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