zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Karl Hagemeister bleibt auf der Insel

Sein 160. Geburtstag soll mit Ausstellung im Schützenhaus gewürdigt werden – vielleicht auf Dauer

Werder (Havel) - Mit einer Jubiläumsausstellung wollen die Werderaner in diesem Jahr den 160. Geburtstag ihres Ehrenbürgers und Malers Karl Hagemeister (1848-1933) würdigen. Geplant war sie ursprünglich in den Hallen der Lendelschen Saftfabrik auf der Insel, doch diese Immobilie ist vor einigen Tagen vom bisherigen Besitzer Harald Dieckmann an eine Berliner Immobilienfirma verkauft worden (PNN berichteten). Stattdessen möchte die Stadt die Ausstellung nun im frisch sanierten Schützenhaus unweit des Lendelschen Anwesens organisieren. Gut würde sich dafür das großzügige Dachgeschoss eignen, sagte der 1. Beigeordnete Hartmut Schröder den PNN. Zur Ausstellungseröffnung wird voraussichtlich im August eingeladen.

Den Zuschlag für die inhaltliche Gestaltung der Ausstellung haben die Stadtverordneten an das LandschaftsKontor Werder gegeben. Inhaberin Anja Möller bedauert, dass das Lendelsche Anwesen nun nicht mehr zur Verfügung steht. Der bodenständig-charmante Charakter des Anwesens hätte sich gut mit den großen und kraftvollen Werken Hagemeisters am authentischen Lebensort der Inselstadt ergänzt. Anja Möller: „Ich bedauere sehr, dass Herr Dieckmann sein Konzept für das Freigut baulich nicht umsetzten konnte. Die Mischung aus Wohnungen und einem kulturellen Angebot wäre für die gesamte Stadt und ihre Besucher eine große Bereicherung gewesen. Selten trifft man einen Bauherrn, der so sensibel mit der historischen Bausubstanz umgeht.“ Dennoch sieht Anja Möller im nunmehr als Veranstaltungsort vorgeschlagenen Dachgeschoss des Schützenhauses eine sehr gute Alternative. Wesentliche Teile des Konzeptes könnten auch in diesem attraktiven Raum mit Oberlicht umgesetzt werden, sagt Möller, die sich seit vielen Jahren neben der allgemeinen Kunstgeschichte mit dem Wirken Hagemeisters beschäftigt.

Sie lernte den letzten Schüler Hagemeisters, den Maler Siegward Sprotte, 2001 in Potsdam kennen. Es entwickelte sich in den letzten Lebensjahren Sprottes ein intensiver Austausch über Malerei, Kunst und Natur. Kurz vor seinem Tod bat der 91-jährige Maler die Landschaftsarchitektin, sich mit Karl Hagemeister zu beschäftigen und über ihn zu publizieren. Daraus entstand die kompakte Biografie „Karl Hagemeister – von Werder bis Lohme“, die 2006 im Verlag A. B. Fischer erschien. „Ich schätze Karl Hagemeisters künstlerische Eigenständigkeit, die Naturverbundenheit und seine Menschlichkeit. Ein eigenwilliger Charakter, der seinem Herzen folgte und sich nicht beeinflussen ließ“, so Anja Möller über den Maler, dem sie bereits 2006 im LandschaftsKontor eine kleine Ausstellung gewidmet hatte.

Ein Ausstellungsschwerpunkt der Hagemeister-Ausstellung 2008 soll nun der enge Bezug des Malers zu seinem Geburts- und Lebensort Werder und der Havellandschaft sein. Ebenfalls die künstlerische Entwicklung des Malers von seiner Lehrzeit bei Friedrich Preller bis hin zu seinem Spätwerk, das er auf Rügen entwickelte. Spannend sind auch die bislang wenig bekannte geistige Beziehung des Malers zu Johann Wolfgang von Goethe und seine Naturverbundenheit, denn Hagemeister ernährte sich lange Zeit von der Jagd und der Fischerei. Begleitend zur Ausstellung ist ein Rahmenprogramm u.a. mit Führungen und Vorträgen vorgesehen. Die Ausstellung sei durch langjährige Recherchen vorbereitet und in der Vermittlung anschaulich und lebendig konzipiert worden, betont Möller.

Eine Besonderheit könnte neben Leihgaben vom Potsdam-Museum und Bröhan-Museum Berlin ein großer Anteil privater Leihgaben sein. „Ich habe mit vielen Privatbesitzern gesprochen. Es kamen auch Menschen, die mir ihre Hagemeister-Bilder von sich aus zeigten und als Leihgabe anboten“, so die Landschaftarchitektin, die bereits über das Jubiläumsjahr hinaus denkt. Mit der Ausstellung im Schützenhaus könnte gleichzeitig der Auftakt zum schrittweisen Aufbau eines Hagemeister-Museums in Werder gegeben werden, so ihre Vision.

Eine solche Idee ist nicht neu, im Laufe der Jahre wurde dieser Wunsch immer wieder geäußert. Das Jahr 2008 wäre also eine wunderbare Gelegenheit, dieses Projekt im Rahmen der Ehrungen in Angriff zu nehmen und einer breiten Öffentlichkeit das Werk und Leben des Werderschen Ehrenbürgers langfristig zu präsentieren, so Möller. Immerhin sei Karl Hagemeister schon zu Lebzeiten international sehr bekannt gewesen und von Kunsthistorikern neben Max Liebermann als ein „Patriarch der Malerei“ bezeichnet worden. Möglich wäre es zum Beispiel das Museum als kommunale Aufgabe in Kooperation mit einer Stiftung und bürgerlichem Engagement aufzubauen, Das Jubiläumsjahr böte Anlass, darüber konkreter nachzudenken. Hagen Ludwig

Als Einstimmung auf das Hagemeister-Jahr 2008 hält Anja Möller am 6. März um 18 Uhr in der Urania Potsdam, Gutenbergstraße 71/72, einen Lichtbildvortrag über den Maler.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false