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Potsdam-Mittelmark: Kinder- und Schulcampus mit vielen Partnern

Das Wilhelmshorster Konzept zur Ganztagsschule ist einmalig in Brandenburg

Das Wilhelmshorster Konzept zur Ganztagsschule ist einmalig in Brandenburg Von Andrea Röder Michendorf · Wilhelmshorst - Mit der Umsetzung des Ganztagsschulkonzepts an der Wilhelmshorster Gesamtschule wird im August dieses Jahres ein brandenburgweit einmaliges Bildungs- und Erziehungskonzept erprobt: Erstmals werden nicht nur die Primar- und Sekundarstufe der Schule einbezogen, sondern auch die Kita, der Jugendclub und andere außerschulische Partner. In das Betreuungsprogramm, das vorerst nur dienstags bis donnerstags angeboten wird, sollen alle Kinder „vom Vorschulalter bis zur 10. Klasse integriert werden“, erklärte Schuldirektor Peter Fuchs im Gespräch mit den PNN. Begünstigt durch den Standort der Einrichtungen – Schule, Hort und Jugendclub befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft – soll im Heidereuterweg ein „Kinder- und Schulcampus“ entstehen. Da das Ganztagskonzept mehr Räumlichkeiten verlangt, wird das Areal im kommenden Jahr durch ein so genanntes Medienzentrum komplettiert. Das Haus neben dem Jugendclub – derzeit noch bewohnt – soll umgebaut werden und später u.a. den Hort, das Computerkabinett, eine Lehrküche sowie die Schulbibliothek beherbergen. Außerdem hofft Fuchs, „dass auch die Gemeindebibliothek dort einzieht, damit die Kinder unter einem Dach Zugang zu allen Informationsquellen haben“. Das ganztägliche Betreuungsangebot nicht nur auf die Schule zu beschränken, habe sich laut Fuchs „geradezu angeboten“. Schließlich verfolgen auch andere Einrichtungen gleiche oder zumindest ähnliche pädagogische Ziele wie die Schule oder Kita. Neben dem Jugendclub wurden deshalb auch diverse Sportvereine, die Freiwillige Feuerwehr, die Kreismusikschule und unterschiedlichste lokale Vereine als Partner gewonnen. Dank dieser Kooperationen können die Schüler aus einer Fülle unterrichtsbezogener, aber auch externer Aktivitäten wählen, die teils schon seit Jahren bestehen, teils erstmals angeboten werden. So enthält der Katalog Projekte wie Astronomie, Umweltschutz, Wirtschaftsrussisch, Bildende Kunst, Modellbau, Schauspiel, Fotografie, Chor, Konfliktbewältigung, Verkehrserziehung, Bewerbungstraining, Schülerfirma, Seniorenbetreuung, Jugendfeuerwehr und vieles mehr. Hinzu kommen mehr als ein Dutzend Sport-Arbeitsgemeinschaften. Damit das Vorhaben insgesamt gelingen kann, müssen mindestens 40 Prozent der Grundschüler und 60 Prozent in den höheren Klassen am Ganztagsprogramm teilnehmen. „Ich glaube, dass diese Marken erreicht werden“, meint dazu die Vorsitzende der Schulkonferenz und Elternsprecherin Kerstin Köhler. Schließlich lägen ihrer Ansicht nach die Vorteile für Schüler und Eltern klar auf der Hand: „Die Kinder werden nachmittags sinnvoll beschäftigt, ohne dass es für die Eltern zwangsläufig einen finanziellen oder organisatorischen Mehraufwand bedeutet.“ Während die Resonanz in der Elternschaft positiv ist, zeigen sich viele Schüler noch sehr skeptisch. „Sie befürchten, dass sie bis spät nachmittags hier bleiben müssen und dadurch nicht mehr ihren Hobbies nachgehen können“, weiß Schulleiter Fuchs aus Gesprächen. Das mag auch daran liegen, dass versäumt wurde, die Kinder und Jugendlichen rechtzeitig einzubeziehen. In der Planungsgruppe waren Lehrkräfte, Erzieher und Eltern, jedoch keine Schüler vertreten. „Das war ein großer Fehler“, räumt Fuchs heute ein, „wir hätten sie früher ins Boot holen müssen.“ Als die Schüler dann plötzlich mitbekamen, dass ihre Schule zur Ganztagsschule umgewandelt wird, sei der „Tumult“ groß gewesen. „Sie fühlten sich übergangen, und das irgendwie zu Recht“, zeigt der Schulleiter Verständnis. Allerdings werden die Proteste immer leiser, wenn den Schülern klar wird, dass es sich hier um ein offenes Ganztagsschulkonzept handelt. Im Gegensatz zur gebundenen Form, basiert der offene Ansatz auf Freiwilligkeit. Wer keine Lust auf die zusätzlichen Bildungs- und Freizeitangebote hat, darf wie bislang nach dem Unterricht nach Hause gehen. Wer jedoch Interesse hat, kann sich zu Beginn des Schuljahres für die jeweiligen Aktivitäten anmelden. Diese Einschreibung verpflichtet dann allerdings auch zur Teilnahme für das gesamte Schuljahr.

Andrea Röder

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