zum Hauptinhalt

15. „ArtEvent“ Teltow: Kunst im Kesselhaus

Teltow - Das leerstehende Kesselhaus der Biomalz-Fabrik in Teltow als Schauplatz des „ArtEvents“ ist nicht neu. Diesmal allerdings sollen die Gäste vorzugsweise den Kopf in den Nacken legen.

Teltow - Das leerstehende Kesselhaus der Biomalz-Fabrik in Teltow als Schauplatz des „ArtEvents“ ist nicht neu. Diesmal allerdings sollen die Gäste vorzugsweise den Kopf in den Nacken legen. Die Künstlergruppe, die dem „ArtEvent“ den Namen gab, hat ihre alljährliche Schau diesmal etwas höher gehängt – und unter das Motto „Towering“ gestellt.

Impulsgeber war der turmartige Schlot, der im Kesselhaus der 1911 errichteten Biomalz-Fabrik an der Teltower Iserstraße ins Mauerwerk eingelassen wurde. „Eine tolle Location“, urteilt Textilkünstlerin Anke Mühlig. Nachdem man in den vergangenen Jahren im Landarbeiterhaus Kleinmachnow oder am Stahnsdorfer Dorfplatz präsent war, kehrt die Künstlergruppe nun mit neuem Konzept an einen der ungewöhnlichsten und aus Mühligs Sicht besonders geeigneten Ausstellungsorte zurück.

Als das „ArtEvent“ vor vier Jahren schon einmal in der Biomalz-Fabrik zu Gast war, hingen noch Folien vor den Fenstern und in der Tür, erinnert sich die Künstlerin. Inzwischen ist das ehemalige Kesselhaus, in dem bis zur Wende Malz gebraut wurde, saniert: neue Fenster und Türen, sogar ein neues Pflaster gibt es. Eigentlich sollte das letzte noch freie Haus des historischen Komplexes längst verkauft sein. Zuletzt interessierte sich eine Brauerei für das Gebäude, sie soll inzwischen aber abgesprungen sein, wissen die Künstler.

In jedem Fall können die zehn Künstlerinnen und Künstler von „ArtEvent“ den Ort in diesem Jahr noch einmal nach Belieben bespielen. Das hohe Kesselhaus, das den Blick des Eintretenden unwillkürlich nach oben lenke, liefere das ideale Ambiente, das Thema umzusetzen. „Towering“, dem englischen Tower (Turm) entlehnt, bedeutet soviel wie emporragen. Ziel der Künstler ist es, sich mit dem menschlichen Drang, in die Höhe zu steigen, der Hybris eines Höhenfluges, auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt wollen sie „das Erheben in Frage stellen“, so Mühlig. Sie hat das Thema auf einer sechs Meter langen Stoffbahn umgesetzt, auf der Figuren, winzig klein wie Ameisen, gen Decke klettern. Angesichts der vielen Flüchtlinge erhalte ihr Werk eine besondere Aktualität, sagt sie.

Unter der Decke wird eine weitere bemalte Stoffsäule hängen, eine gezeichnete Litfasssäule die Mitte des Raumes zieren. Ob mit Holz, Stahl oder Papier – die zehn beteiligten Bildhauer, Maler, Textil- und Konzeptkünstler bedienen nahezu alle Genres und wollen mit den poetischen, teilweise verblüffenden Arbeiten die Besucher ins Staunen versetzen und zum Fragen anregen. Auch für die Künstler selbst werde es zuvor noch ein „Aha-Erlebnis“ geben, sagt Beate Lein-Kunz: wenn die bis vor der Eröffnung noch am Boden liegenden Elemente aufgerichtet werden.

Ihr Turm, den sie in den vergangenen Tagen mit geflochtenen Körben erbaute, steht allerdings schon. Die Kleinmachnowerin hat es sich zum Ziel gesetzt, mittels der Körbe ein Stück weit die im Laufe eines Lebens zunehmende Fülle und das Empor- und Weiterstreben zu symbolisieren, dabei aber auch Grenzen zu entdecken. Auch ihre eigenen. „Nichts ist endlos“, erklärt sie. Auch Körbe seien nicht unendlich stapelbar. Solveig Schuster

Vernissage am heutigen Samstag im Alten Kesselhaus in der Iserstraße 8. Danach täglich bis 20. September von 15 bis 18 Uhr geöffnet

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false